Den optimalen Standort für Elektroladesäulen lotet Juniorprofessorin Ines Hauer in einem Forschungsprojekt an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg aus.

Die Mobilität verändert sich, die Zahl der Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr steigt. Wo müssen zukünftig Ladesäulen gebaut werden, welche Standorte eignen sich und welche nicht? Diesen Fragen gehen Juniorprofessorin Ines Hauer vom Lehrstuhl für elektrische Netze und Erneuerbare Energien und ihre Kollegen vom Lehrstuhl für logistische Systeme an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg in einem aktuellen Forschungsprojekt auf dem Grund. Gemeinsam mit der Stadt Burg im Jerichower Land sowie den Stadtwerken Burg und dem Fraunhofer-Institut Magdeburg wurde das Projekt 2019 gestartet.

Zweieinhalb Jahre später stehen jetzt die Erkenntnisse fest – und insgesamt acht öffentliche Ladesäulen wurden in der Kreisstadt eingerichtet. In Zusammenarbeit mit den Logistikern der Otto-von-Guericke-Universität wurden als Grundlage die gesamten Bewegungen in der Stadt Burg ausgewertet. „Unter anderem die typischen Verkehrsflüsse, Einwohnerzahlen und Kitaplätze wurden dabei berücksichtigt“, zählt Ines Hauer vom Institut für Elektrische Energiesysteme auf.

Darüber hinaus wurde das komplette elektrische Netz von Burg nachgebildet. Die Stadtwerke stellten alle wichtigen Daten zu den einzelnen Leitungen zur Verfügung. „Das ist nicht selbstverständlich. Wir sind sehr froh über diese gute Zusammenarbeit“, macht Ines Hauer deutlich. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse sowie Bürgerbefragungen wurden wissenschaftliche Algorithmen entwickelt, um sinnvolle Standorte für Elektroladesäulen zu erkennen. Das Ergebnis: Vier Doppelladesäulen wurden im August 2020 an vier Standorten errichtet.

In einem nächsten Schritt will das Team rund um Juniorprofessorin Ines Hauer untersuchen, inwiefern sich die Ergebnisse auf andere Städte anwenden lassen. „Unser Ziel ist es, Kriterien zu entwickeln, die auf weitere Städte übertragbar sein könnten“, so Ines Hauer. Ein erstes Ergebnis aus der Burger Analyse: Wollen Privatpersonen sich eine eigene Ladesäule einrichten, gibt das die Stromversorgung in Einfamilienhausgebieten eher her als inmitten der Innenstadt.

Ines Hauer erklärt: „Die elektrischen Netze sind historisch gewachsen und überall unterschiedlich, manche Leitungen sind dünn und manche stark genug für viel Stromlast.“ Um diesen Unterschieden zu begegnen, hat sich ein Mitarbeiter im Forschungsprojekt intensiv mit dem Thema Netzmodellierung und der Versorgung aus alternativen Energiequellen beschäftigt.

Ein möglicher Lösungsansatz, wenn das Netz nicht stark genug ausgebaut ist, wäre die Installation einer Brennstoffzelle. „Eine Brennstoffzelle, die Strom und Wärme produziert, ist für Mehrfamilienhäuser durchaus lukrativ. Sie würde zwei bis fünf Ladepunkte bedienen, ohne dabei das Stromnetz zu belasten und gleichzeitig auch noch CO2 einsparen.“

Weitere Alternativen zur Ladung von Fahrzeugen mit Elektroantrieb könnten Photovoltaikanlagen in Kombination mit Batteriespeicher sein, zählt Ines Hauer auf und blickt voraus: „Es müssen dezentrale und vor allem nachhaltige Lademöglichkeiten geschaffen werden.“ Denn: Die Umwelt profitiert nur von der neuen Elektromobilität, wenn die Energie nicht aus klimaschädlichen Kohlekraftwerken stammt.

Auf die Frage, ob Magdeburg bis zum Jahr 2035 klimaneutral sein wird, lautet die Antwort von Ines Hauer ganz klar: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen. Über den Generationenwechsel wird der Wandel in Zukunft möglich sein. Die Jugend hat eine ganz andere Grundeinstellung und ist zum Beispiel bereit, auf ein eigenes Auto zu verzichten und z.B. eher Carsharing-Angebote zu nutzen.“ Auch sie selbst kauft hauptsächlich regionale Produkte und steigt wann immer möglich auf’s Fahrrad um. Ihre Kinder tragen gebrauchte Kleidung.

Auf welchem Weg die Kohlenstoffemissionen zukünftig eingespart werden, werde sich allerdings erst noch zeigen. Die Juniorprofessorin hält mehrere Wege für möglich: Vom Wasserstoff als Treibstoff für Fahrzeuge bis zu großen Photovoltaikanlagen in der Wüste, mit denen Wasserstoff als Energieträger erzeugt und per Schiff transportiert wird, werde in die verschiedenen Richtungen intensiv geforscht. Ines Hauer: „Am Ende wird es vermutlich ein Mix aus den unterschiedlichen Alternativen geben.“ (4.335 Zeichen)

Expertise "made in magdeburg" - Elektromobilität für die Region


Ines Hauer

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