Wie die Wissenschaft selbst in ihrer Arbeit nachhaltiger werden kann, erforscht eine ganze Gruppe von Mitarbeitern am Max-Planck-Institut für Dynamik komplexer technischer Systeme in Magdeburg.

Für einige Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts hört die Nachhaltigkeit nicht mit der Forschung während ihrer Arbeit auf. Sie denken darüber nach, wie es weitergeht mit der Gesellschaft, mit den CO2-Emissionen, mit dem Schließen der Stoffkreisläufe, mit der Energieversorgung. "Diese Themen betreffen ja jeden von uns nach wie vor. Wir wollen zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem kommen, das unser Klima und unsere Umwelt weitaus weniger stark belastet. Dieser Prozess wird uns sehr stark fordern", sagt Professor Dr.-Ing. Kai Sundmacher. Seit 20 Jahren ist er am Max-Planck-Institut, wechselt sich mit drei anderen Kollegen in der Geschäftsführung ab. Der Austausch mit Kollegen von anderen Max-Planck-Instituten in ganz Deutschland, aber auch den nahegelegenen Hochschulen und Instituten schätzt er sehr. So könne man schneller zu Ergebnissen kommen.

Ein Team von Aktivisten beschäftigt sich beim Max-Planck-Institut damit, was in Sachen Nachhaltigkeit im Institut möglich ist. "Das reicht von Bienenstöcken über die Frage, wie man die Zahl der Vögel, die manchmal an der Glasfassade verenden, verringern kann, bis hin zur Energieversorgung des Hauses", so Sundmacher weiter. Mittlerweile ist die Diskussion auch aus der Gruppe hinaus in die ganze Max-Planck-Gesellschaft getragen worden, so dass auch über die Forschung hinaus in der Bewirtschaftung des Hauses die Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt. Sundmacher zählt auf: "Wir machen einfach selbst vor, wie es besser geht in unserer täglichen Arbeit. Das kann der Einsatz von Recyclingpapier sein, automatische Abschaltung von Lichtanlagen, auch wenn man da die Sicherheit berücksichtigen muss, oder auch die Gestaltung des Institutsgartens sein. Momentan haben wir da Rasen, man könnte aber eine ökologische Nische in Elbnähe einrichten, um bestimme Vogelarten direkt am Institut heimisch zu machen." Ideen sind reichlich vorhanden bei den Magdeburger Forschern.

Die Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts befassen sich nicht erst seit "Fridays for Future" mit dem Thema Nachhaltigkeit. "Schon vor 20 Jahren haben wir angefangen, uns mit Brennstoffzellen und Wasserstoff als Energieträger und folglich auch der Elektrolyse zu befassen. Das haben wir aufgegriffen, als das noch gar nicht in aller Munde war", erzählt Sundmacher. Die regionale Gewinnung von Wasserstoff durch Windstrom wollen die Forscher demnächst in Staßfurt testen. Die Ingenieure am Max-Planck-Institut versuchen außerdem, die besten Energieverteilungskonzepte zu finden, um von Strom über Wasserstoff zu Mobilität zu kommen. Sie suchen aktuell mit Hilfe der Mathematik nach Lösungen, wie man Wasserstoff bedarfsgerecht herstellen, verteilen und nutzen kann.

Auch mit der Offshore-Energiegewinnung befassen sich die Magdeburger Forscher. "Man kann sich auch Chemieplattformen vorstellen, auf denen Wasserstoff oder Methanol auf See hergestellt werden können. Dort könnte man diese Stoffe mit Schiffen abtransportieren und außerdem eine autonome Plattform haben, die selbstständig entscheidet, bei welchem Wetter welche Prozesse vielleicht hochgefahren oder gestoppt werden", führt Sundmacher aus.
Ob sich das Ziel der Stadt Magdeburg erreichen lässt, im Jahr 2035 klimaneutral zu sein, kann Prof. Sundmacher nicht mit Sicherheit sagen. Anreize müsse es geben, auf ein elektrisches Fahrrad oder Auto umzusteigen. "Zugegeben haben wir noch zu viele Wertstoff-Verpackungen, da wünsche ich mir umweltfreundlichere Varianten", sagt er. Trotzdem: "Wenn man sich keine Ziele setzt, erreicht man für gewöhnlich gar nichts. Einen Termin muss es schon geben, auch in der Forschung, schon allein auch, um sich selbst zu disziplinieren." In diesem Jahrzehnt müsse man die Weichen stellen, um überhaupt ansatzweise in Sachen Nachhaltigkeit und Klima etwas zu erreichen. Nahverkehr und Hausenergieversorgung sind nur zwei der Themen, die Prof. Sundmacher anspricht. „Die Technologie für Umstellungen in diesen Bereichen sei vorhanden, auch wenn man sie noch weiter ausreifen lassen könne. Wir müssen raus aus der Komfortzone und müssen etwas ändern", sagt er.  Es gibt also keine Entschuldigung. Da muss die Politik ran und auch jeder und jede Einzelne.

Nachhaltiges Wirtschaftssystem für Klima und Umwelt


Professor Dr.-Ing. Kai Sundmacher

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