Professor Dr. Björn Kampmeier von der Hochschule Magdeburg-Stendal forscht mit seinem Team an nachwachsenden Rohstoffen für den Hausbau.

Pro Tonne Holz speichert ein Baum fast zwei Tonnen CO2. Wird das Holz verbaut, bleibt es in Form von Kohlenstoff gebunden. Holz als Baustoff kann so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. An der Hochschule Magdeburg-Stendal widmen sich die Mitarbeiter rund um Professor Björn Kampmeier intensiv dem Thema Holzbauweise sowie weiteren nachwachsenden Rohstoffen als Baumaterial. Dafür gab es vergangenes Jahr den Forschungspreis der Hochschule Magdeburg-Stendal.

Björn Kampmeier ist Professor für Brandschutz und Baukonstruktion an der Fakultät Bauingenieurwesen. In seinem Schwerpunkt baulicher Brandschutz geht es um die Anforderungen an Baustoffe, um im Brandfall die nötige Sicherheit zu garantieren. Doch wie gehen baulicher Brandschutz und nachwachsende Rohstoffe zusammen? Mit dieser Frage beschäftigen sich Björn Kampmeier und seine Mitarbeiter.

Der Holzbau spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der Vorteil des nachwachsenden Baumaterials: „Beim Bau entsteht vergleichsweise weniger CO2 und im Holz wird CO2 bis zu dessen Verwertung gespeichert“, erklärt Björn Kampmeier. Allerdings: Bis 2004 durften laut bauaufsichtlicher Regeln nur Holzhäuser in einer Höhe bis zu drei Geschossen gebaut werden. Darüber hinaus sollten nur nicht brennbare Stoffe zum Einsatz kommen.

Jetzt sind höhere Holzhäuser möglich, jedoch nur mit umfangreichen Auflagen. Unter anderem muss das Holz mit einer Gipsbrandschutzbekleidung versehen sowie die Hohlräume mit Mineralwolle ausgefüllt werden. Das Team rund um Professor Kampmeier sucht „nach innovativen und sicheren Lösungen, um auch Sechs- bis Achtgeschosser in Holzbauweise errichten zu können“. Auf dieser Grundlage könnten dann die Vorschriften angepasst werden.

In einem ersten Schritt wird erforscht, wie mit Holz vor dem Hintergrund des Brandschutzes gefahrlos in die Höhe gebaut werden kann. In einem zweiten Schritt spielt dann die Suche nach einer vereinfachten Bauweise eine wichtige Rolle. Denn: Bleibt es zum Beispiel bei den vorgeschriebenen Gips-Brandschutzplatten stellt sich die nachhaltige Bauweise oftmals als unwirtschaftlich heraus.

Überdies untersuchen die Mitarbeiter alternative Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. „Anstelle der vorgeschriebenen Mineralwolle könnten Seegras, Hanf, Schafwolle oder Zellulose zum Einsatz kommen“, zählt Björn Kampmeier auf. Wie verhält sich diese Dämmung im Brandfall? Was passiert bei einem Feuer, wenn mehr sichtbare Holzflächen verbaut werden? All das wird mit Brandversuchen getestet, in denen direkt das Verhalten des Materials beobachtet werden kann.

Das ist jedoch erst der Anfang: Anschließend simulieren die Mitarbeiter das Brandverhalten der Bauteile rechnerisch, so dass die teuren Brandversuche minimiert werden können.  Damit die Lösungsansätze der Forscher später umsetzbar sind, seien in den Forschungsvorhaben auch immer Partner aus der Industrie, in diesem Fall vor allem der Holzindustrie eingebunden, erklärt der Professor.

Die ersten Ergebnisse des Forschungsteams wurden bereits in der Praxis umgesetzt. „Zukünftig sollen die Ergebnisse in Vorlesungsmodulen aufbereitet und auch anderen Hochschulen zur Verfügung gestellt werden“, kündigt Björn Kampmeier an. So könne eine breite Studentenschaft von den Lösungsansätzen profitieren.

Für den Professor selbst spielt das Thema Nachhaltigkeit auch im privaten Bereich eine wichtige Rolle. Nur noch einmal pro Woche isst er Fleisch, achtet beim Einkauf auf wenig Verpackungsmüll sowie regionale Herkunft. Die Landeshauptstadt Magdeburg will bis 2035 klimaneutral sein. Ist das machbar? „Ich denke, das wird ganz klar davon abhängen, ob die Bürger bereit sind, Einschränkungen zu akzeptieren“, macht Björn Kampmeier deutlich.

Solange Klimaschutz keinen wirklichen Einfluss auf das eigene Leben hat, sei es leicht dafür zu sein. „Doch wenn Dienstreisen mit der Bahn plötzlich doppelt so lange dauern als mit dem Flugzeug kommt es auf die Bereitschaft jedes Einzelnen an“, nennt der Professor ein Beispiel aus seinem Berufsleben. Und hat die Hoffnung, „dass es weiter in die richtige Richtung geht. Vor allem die jungen Leute sind ganz offenbar zu einer nachhaltigen Lebensweise bereit“.

Holzhaus als CO2-Speicher


Prof. Dr. Björn Kampmeier

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