Die Bürgerenergiegenossenschaft Helionat eG betreibt seit zwölf Jahren Solaranlagen in der Region. Jedes der 130 Mitglieder hat dabei das gleiche Mitspracherecht.

Begonnen hat alles mit zehn Magdeburgern, die 2006 am Jahrestag „20 Jahre nach Tschernobyl“ ihre Initiative für erneuerbare Energien starteten. „Wir wollten nicht einfach nur gegen Atomenergie sein, sondern uns gleichzeitig für etwas positives Neues einsetzen“, blickt Jörg Dahlke zurück. Den Anfang sollten Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern machen.

Bereits 2007 kam es zur Einigung mit der Landeshauptstadt Magdeburg: Die erste Solarenergie wurde dank einer 30 Kilowatt-Anlage auf dem Dach der Grundschule Salbke gewonnen. „So konnten wir das Thema erneuerbare Energie gleich in die Umweltbildung der Schüler einbinden“, erklärt Jörg Dahlke. Heute bildet er zusammen mit Daniel Göhler den Vorstand der Bürgerenergiegenossenschaft Helionat eG.

Damals, zum Zeitpunkt der ersten Solaranlage, war die Zahl der engagierten Bürger bereits auf 50 gestiegen. Gemeinsam wurde vorerst eine GbR, Gesellschaft bürgerlichen Rechts, gegründet. Und nach dem ersten Jahr seien alle Mitglieder so zufrieden gewesen, dass es „unbedingt weitergehen sollte“, erinnert sich Jörg Dahlke. Denn: Der Einsatz für den Klimaschutz warf sogar ökologische Rendite ab.

Jörg Dahlke spricht aus Erfahrung, wenn er sagt: „Um die Menschen zu einer Investition zu bewegen, muss in den meisten Fällen einfach ein persönlicher wirtschaftlicher Vorteil mitschwingen.“ Zukünftig sollten noch mehr Projekte unter einem Dach verbunden – und vor allem auf das private Haftungsrisiko verzichtet werden. So kommt es 2009 zur Gründung der Bürgerenergiegenossenschaft Helionat eG.

Heute machen sich 130 Mitglieder für das Thema lokalen Klimaschutz stark. Das Besondere: Die Genossenschaft ist basisdemokratisch strukturiert, unabhängig vom eingebrachten Kapital hat jedes Mitglied exakt eine Stimme. Mittlerweile betreibt die Helionat eG sechs Anlagen in Sachsen-Anhalt. Und die Rechnung ergibt: Pro Mitglied werden so rund sieben Tonnen der schädlichen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart. Da jede Kilowattstunde Sonnenenergie 500 Gramm CO2 einspart.

Doch die Helionat-Mitglieder sind längst nicht am Ziel. Um die erneuerbare Energie in der Region noch weiterauszubauen, haben sie sich jetzt sogar für professionelle Strukturen entschieden. Vorstand Jörg Dahlke erklärt: „Wir sind mit viel Idealismus gestartet und haben anfangs alles größtenteils ehrenamtlich bewältigt. Doch das erschöpft sich.“ Ab einer gewissen Größe sei die Bewältigung allein im Ehrenamt kaum noch möglich.

Um mit der nötigen Motivation und Dynamik die nächsten Projekte anzupacken, wurden 2019 zwei Projektingenieure eingestellt. Die Helionat eG plant und betreibt jetzt nicht mehr nur Photovoltaikanlagen, sondern baut sie seit Neuestem sogar selbst. Anders als andere Bürgerenergiegenossenschaften wolle man nicht „einfach nur einzelne Anlagen verwalten“, sondern den Bestand stetig erweitern und das vorhandene Potenzial nutzen. „Nur so sind wir auch in der Lage Rendite auszuschütten und die Mitglieder zu neuen gemeinsamen Investitionen zu motivieren“, so Jörg Dahlke.

Die größte Herausforderung aktuell: „Flächen finden und die Bürger vor Ort einzubinden“, fasst das 43-jährige Vorstandsmitglied zusammen. Als nächstes steht neben der Solarenergie jetzt auch ein Bürgerwindprojekt auf dem Plan. Um das Empfinden der Bürger für solche Projekte zu verändern, müssten sie an solchen Ideen sowohl emotional als möglicherweise auch wirtschaftlich beteiligt werden.

Wo stehen die Magdeburger aktuell beim Thema Nachhaltigkeit? Jörg Dahlke macht deutlich: „Die Stadt ist auf einem ganz guten Weg, es gibt ambitionierte Stadtratsbeschlüsse im Hinblick auf CO2-Einsparungen. Diese gilt es jetzt umzusetzen.“ Darüber hinaus müssten die Bürger noch mehr mitgenommen und Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Was die Helionat bereits heute spürt: „Unter den jungen Leuten findet ein kompletter Wandel statt, Nachhaltigkeit hat einen hohen Stellenwert und sie setzen sich stark für Klimaschutz ein“, sagt Jörg Dahlke. Und hat die große Hoffnung, dass junge Mitglieder aus diesen Reihen zukünftigen Nachwuchs in der Bürgerenergiegenossenschaft weiterentwickeln können.

Mit Bürgerenergie das Klima schützen


Jörg Dahlke

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