Mit einem neuen System wollen Magdeburger Unternehmer nachhaltig die Auslieferung von Paketen revolutionieren. Andreas Franke von der FIApro erklärt, wie das gehen soll.

Das Pilotprojekt ist die Paketrakete, die von Magdeburg aus den Siegeszug in die Welt antreten soll. Otto-von-Guericke-Universität, Mitteldeutsche Mediengruppe und FIApro arbeiten damit gemeinsam daran, nachhaltiger zu sein. Der Hintergrund ist natürlich, dass immer mehr per Paket verschickt wird. „Viele Paket- und Kurierdienste sind jeden Tag in den Städten unterwegs und belasten die Infrastruktur der Städte sowie Abläufe in den Unternehmen. Letztendlich hat der Empfänger bis jetzt kaum einen Einfluss darauf, wie und durch wen das Paket geliefert wird", erklärt Andreas Franke von FIApro.

Und genau da setzt die Paket-Rakete an: Ein Paket, egal von welchem Dienstleister, kann bei einer Stellvertreteradresse, einem sogenannten Urban-Hub, angeliefert werden. Dort können die Pakete für einen Kunden gebündelt und dann zusammen an die Kunden ausgeliefert werden. "Das heißt: Wir haben kurze Distanzen, einen direkten Zugriff auf die Lieferungen mit einem E-Lastenrad, das ist natürlich nachhaltiger als viele verschiedene Paketdienste an der gleichen Kundenadresse", sagt Franke. Ist die Adresse etwas weiter entfernt vom Urban-Hub, können die Pakete in einem Mikro-Depot zwischengelagert werden, so dass das Lastenrad dann von einem anderen Punkt startet. Auch feste und mobile Paketstationen wird es geben, die mobile Variante wird wiederum mit dem Lastenrad zu den Standorten verteilt. Als Kunde bekommt man eine digitale Nachricht, dass eine bestimmte Anzahl von Paketen in der Station wartet. Andreas Franke betont: "So hat man als Kunde einen höheren Komfort und die Infrastruktur der Städte wird entlastet."

Die Idee zur Paket-Rakete entstand schon vor einiger Zeit, bevor die Corona-Krise die Zahl der Online-Bestellungen und Pakete deutlich steigen ließ. "Uns war klar, dass wir die Zahl der Zustellerfahrzeuge in den Städten reduzieren müssen. Als Kunde kann ich mit der Paket-Rakete eben entscheiden, dass ich nicht mehr vier oder fünf Mal am Tag einzelne Pakete am Tag von verschiedenen Paketdiensten bekomme, sondern einmal am Tag alle Sendungen gesammelt", erklärt Franke die Idee. Die mobilen Paketstationen müssen lediglich auf einer gepflasterten, festgelegten Fläche stehen. Die Mikro-Depots sollen nicht mehr Platz wegnehmen als ein Autoparkplatz, wiegen weniger als eine Tonne und können ein begrüntes Dach oder eine autarke Energieversorgung über Solarpanels bekommen. Geplant ist auch, dass die mobilen Paketstationen in der Zukunft flexibler aufgestellt werden können, natürlich ohne jemanden zu behindern und unter Beachtung der Verkehrsregeln. Die Boxen sind gesichert und werden getrackt, Kunden können sich per Handy legitimieren.

Praktikabel ist das Projekt aber natürlich nicht nur für die Bestellung aus dem Netz, die vom anderen Ende Deutschlands kommt, sondern auch für das lokale Geschäft an der nächsten Straßenecke. "So können auch kleine Läden nachhaltig per lokalem Paketdienstleister an die Nachbarschaft ausliefern", sagt Franke.

Die Zusammenarbeit mit Universität und Mediengruppe lobt Franke: "Wir könnten solch ein Projekt gar nicht allein stemmen, egal wie gut eine Idee ist. Nur gemeinsam ist es möglich Projekte dieser Größe umzusetzen."

Mit zwei Lastenrädern liefern die Projektpartner mittlerweile schon in der Innenstadt aus, die Reichweite innerhalb der Stadt und die Menge der ausgelieferten Pakete sollen weiter ausgebaut werden. Je nach Notwendigkeit wird die Anzahl der Lastenräder erhöht, wenn die Menge der Pakete weiter zunimmt.

Andreas Franke sieht das Ziel Magdeburgs, im Jahr 2035 klimaneutral zu sein, optimistisch. "Das ist ehrgeizig. Wir fangen erst mal bei uns selbst an und stellen unsere Prozesse, Transportwege, Abläufe um, damit wir weniger Ressourcen verbrauchen. Da helfen zum Beispiel 3D-Modelle und Simulationen, damit wir weniger Prototypen bauen müssen, wir sind damit auf einem sehr guten Weg", sagt Franke. Die Anpassungen nicht nur in seiner Firma, sondern auch in der Gesellschaft, zu Gunsten der Nachhaltigkeit müssten aber auch akzeptiert und respektiert werden. "Wir möchten die Leute mit unserer Erfindung überzeugen und wir können mit der Paket-Rakete Ressourcen schonen, Komfort und Nachhaltigkeit steigern", ist er überzeugt.