Eine Wasserstoff-Fabrik soll noch in diesem Jahr als Pilot in Magdeburg entstehen. Dr. Torsten Birth arbeitet mit seinem Team daran, die Wasserstoffproduktion marktreif zu machen.

Wer an nachhaltige Energieformen denkt, kommt an Wasserstoff nicht vorbei. Das vielversprechende Element ist Dr.-Ing. Torsten Births Steckenpferd. „2013 haben wir schon angefangen, bei Gewerbeparks erneuerbare Energien als Konzepte vorzustellen. Wasserstoff hat dabei auch immer schon eine Rolle gespielt, und dann kam auch die Aufbereitung per Elektrolyse dazu“, sagt er. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde Wasserstoff nicht der alleinige Kraftstoff der Zukunft, so Birth. „Da wird es eine Parallelisierung verschiedener Themen geben. Man darf den Brückenweg nicht vergessen, dass man auch mit synthetischen Kraftstoffen aktuelle Motoren weiterbetreiben kann. Die Elektromobilität spielt auch eine Rolle, aber gerade auf langen Strecken oder bei großen Lasten wird es ohne Wasserstoff nicht gehen, weil man einfach ein schnell nachtankbares Medium braucht“, erklärt Birth. Darum baut Birth mit seinen Forschungskollegen vom Fraunhofer-Institut in Magdeburg eine Wasserstofffabrik.

„Die Wasserstofffabrik der Zukunft ist unsere Vision, wie man die Wasserstoffproduktion gestalten kann in Energie- und Gewerbeparks oder in Kommunen“, so Birth. Dazu gehören Erzeugung, Verteilung und Nutzung – die Magdeburger Forschenden versuchen, die losen Enden der marktverfügbaren Technologien zu verknüpfen, damit das System funktioniert. Birth ordnet ein: „Die Testfabrik wird in diesem Jahr in Magdeburg gebaut und wir sind schon mitten in der Koordination mit den beteiligten Unternehmen für die Verteilung und Nutzung im Gewerbepark. Man kann aber heute schon sagen, dass es den einen Ort und den einen Weg für die Wasserstoffproduktion und -nutzung nicht geben wird. Wasserstoff wird eine maßgebliche Rolle spielen und keine andere Kraftstoffart komplett verdrängen.“ Was den Wasserstoff-Forschenden noch fehlt, ist die Infrastruktur. „Ganz Deutschland hat 90 Tankstellen für Wasserstoff, irgendwann könnte man 10.000 benötigen. 400 bis 500 würden aber erst einmal reichen für den Individualverkehr, um eine Flächenverfügbarkeit herzustellen“ erklärt Torsten Birth eine der Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Wasserstoffantrieben. Beim Schwerlastverkehr sehe das natürlich anders aus, allerdings setze man dabei auch auf die klassische Betriebstankstelle.

Im Zuge der Testfabrik-Forschung haben die Wissenschaftler auch Zugriff auf ein Elektrofahrzeug mit Wasserstoff als Treibstoff.  „Unser Fahrzeug hat einen Wasserstoff-Range-Extender zur Erhöhung der Reichweite, der während der Fahrt die Batterie nachlädt, so schaffen wir auch Entfernungen bis Berlin, Leipzig, Hannover mit Tempo 130. Theoretisch kann man mit diesem System 370 Kilometer schaffen“, weiß Birth. Betankt werden soll es dann an der Fabrik. Torsten Birth ist optimistisch, dass alles funktionieren wird: „2021 wird der Pilot existieren, ab 2022 haben wir die Versuchsdaten zur Verfügung, um dann den ersten Industriemaßstab zu bauen. Wir arbeiten dafür auch mit Unternehmen aus der Region zusammen, damit wir ein entsprechendes Wasserstoff-Gemisch sowohl elektrochemisch als auch biochemisch herstellen können, um damit u.a. Fahrzeuge zu betanken.“ Magdeburg habe bisher nur eine einzige Wasserstoff-Tankstelle im Industriegebiet Rothensee. Die Versorgung der Mobilitätsinfrastruktur soll vielfältiger werden. Die regionale Produktion, Verteilung und Nutzung spielt für die Forschenden eine maßgebliche Rolle für die Umsetzung in Mitteldeutschland von Sachsen-Anhalt aus.

Die Nachhaltigkeit hat nicht nur in seiner Forschung, sondern auch in Torsten Births Privatleben einen hohen Stellenwert. „Meine Freundin und ich sind seit über einem Jahr Vegetarier und tendieren auch in Richtung veganer Ernährung. Nachhaltigkeit spielte in meinem Leben aber immer schon eine Rolle. Als Verfahrenstechniker lernt man eben, dass Ressourcen- und Energieeffizienz eine große Rolle spielen, das geht nicht ohne Nachhaltigkeit“, weiß er. Seit zweieinhalb Jahren hat er selbst kein Auto mehr, dafür nutzt er die Bahn und Carsharing, wenn er mal ein Auto braucht.

„Magdeburg als Region sei in Sachen Nachhaltigkeit schon recht gut dabei“, sagt Birth. Das Biomasse-Kraftwerk der Stadtwerke sieht er sehr positiv, und die Akteure vor Ort hätten viel auf dem Schirm in Sachen nachhaltige Kraftstoffe und Energienutzung.  Man sollte weiter offen bleiben für neue Ideen und sich nicht einschränken. „Auch wenn nicht immer alles sofort klappt, kann man lernen und dann den nächsten Schritt gehen“, weiß Torsten Birth.

Eine Wasserstoff-Fabrik für die Zukunft


Dr. Torsten Birth

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