Wer in Magdeburg innovativ forscht, kommt an der Experimentellen Fabrik nicht vorbei. Dr. Ing. Reinhard Fietz, Geschäftsführer dieser Innovationsschmiede, fasst kurz zusammen, in welchen Bereichen schon Projekte vertreten waren im Laufe der Zeit: „Wir stehen für Maschinenbau und Elektrotechnik, 3D-Druck, Hochgeschwindigeitsverarbeitung, Feinguss, und das ist nur eine kleine Auswahl. Manche Projekte sind forschungsgetrieben, manche durch die Industrie. Wir arbeiten mit dem Fraunhofer-Institut, dem Max-Planck-Institut und der Otto-von-Guericke-Universität zusammen, da kommt immer etwas Brauchbares heraus.“

Dipl.-Ing. Mario Spiewack, Abteilungsleiter für Kleinwasserkraft, erklärt dazu: „Ich vertrete den Part, der relativ nah am Wasser gebaut ist. Wir arbeiten mit Strom aus Fließgewässern, den man eben auch Flussstrom nennt. Seit zehn Jahren haben wir dazu ein großes Netzwerk. Wir haben viel auf der Elbe gemacht, wie zum Beispiel unser Flusskraftwerk, dass demnächst wieder in der Nähe des Fraunhofer-Instituts ins Wasser kommt.“ Sein Team hat auch stationäre Wasserräder entworfen, von denen einige in der Region schon im Einsatz sind. Dazu kommt eine innovative Windblumengestaltung, denn was mit Wasser geht, funktioniert auch mit Wind. Und so ist Spiewack mitten drin im nachhaltigen Gestalten von Forschung, Praxis und Leben. „Gerade, wenn es um Flusstrom und CleanRiver geht, geht es auch immer um Umwelttechnik, um ökologisch verträgliche Systeme, die nachhaltig Energie erzeugen sollen oder auch gleichzeitig Gewässer reinigen und sanieren. Auch die Sanierung des Barleber Sees lief darunter und wir arbeiten daran, dass das in Zukunft noch besser geht“, erklärt er einen Teil seiner hochkomplexen Arbeit in wenigen Worten.

Auch Dozent Dr.-Ing. Stephan Schmidt kennt sich aus mit nachhaltiger Forschung. „Ich komme aus dem Automobilbereich und bin hier ursprünglich mit einem kleinen Studentenprojekt angetreten. Das war 2014/15 und noch ein bisschen hemdsärmelig. Wir wollten ein autonomes Fahrrad bauen und sind hier im Netzwerk gelandet“, erinnert er sich. Die Kontakte ergaben sich fast von allein über das Netzwerk „Assistenz in der Logistik“, und so konnte aus der kleinen Idee eine größere Projektskizze werden, in der im Freizeitkontext autonome Fahrzeuge im Elbauenpark fahren sollten. „Später sind wir dann vom Elbauenpark in den Industriekontext gewechselt. Um das dreirädrige, elektrisch angetriebene Lasten-Fahrrad herum haben sich noch weitere Projekte entwickelt, zum Beispiel ein Lastenanhänger zur Erhöhung der Transportleistung“, sagt Schmidt. Mittlerweise läuft die Testphase: „Grundsätzlich funktioniert das schon, selbst mit Stoppen und Ausweichen. Jetzt wollen wir das Projekt in die Stadt bringen und holen uns gerade die Genehmigungen dafür ein, samt Sicherheitskonzept.“

Beide Projekte, das Flusskraftwerk und das Lastenfahrrad haben im vergangenen Jahr beim Umweltpreis abgeräumt und die ersten beiden Plätze belegt. Die Magdeburger Forscher sind also auf dem richtigen Weg. In der Stadt fehlt ihnen noch mehr Enthusiasmus für die Nachhaltigkeit. „Die Gesellschaft ändert sich langsam und wird umweltbewusster, aber zum Beispiel ausreichend Ladesäulen für E-Autos fehlen. Man entwickelt ein gewisses Problembewusstsein für die Nachhaltigkeit, zur Nachhaltigkeit selbst ist es noch ein langer Weg“, schätzt Fietz ein. Da sei noch viel Arbeit zu leisten. Und auch wenn die Forscher kurzfristig keine autonomen Autos auf Deutschlands Straßen sehen, sei der Einsatz solcher Fahrzeuge doch auf Eventgeländen denkbar, als Anbindung für ländlichen Gebiete abseits der Busrouten, in Industriegebieten für den Warentransport – oder auch als Lieferfahrzeug für Mahlzeiten anstelle einer Kantine.

Im Umfeld der Otto-von-Guericke-Universität sehen die Forscher die Nachhaltigkeit auf einem guten Weg. „Wir haben Bienen auf dem Dach der Universität und eine Blühwiese nicht weit weg davon. Es gibt mittlerweile auch ein Nachhaltigkeitsbüro. Zu Hause diskutieren wir viel mit den Kindern zu dem Thema. Die Gesellschaft in Magdeburg und auch die Gesellschaft im Allgemeinen ist auf einem guten Weg zu echter Nachhaltigkeit“, sagt Dr. Reinhardt Fietz.

Mit Strom in die Zukunft - Experimentelle Fabrik


Dr. Reinhardt Fietz, Mario Spiewack, Dr.-Ing. Stephan Schmidt

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