Kampf gegen neurodegenerative Erkrankungen: Das Start-Up „neotiv“ entwickelt digitale Lösungen und macht Erkenntnisse aus Wissenschaft und Forschung zugänglich.

„Wie können Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung in digitale Lösungen gebracht werden und so die Forschung und die Lebenswelt von Patienten nachhaltig verbessern?“, diese Frage beschäftigt die Gründer*innen von „neotiv“ schon vor vielen Jahren und tut es noch heute – mit dem Unterschied, dass sie seit 2017 ein wachsendes Unternehmen und inzwischen einige Antworten haben. Das bisher bedeutendste Projekt: Das Magdeburger Startup, eine Ausgründung aus der Otto-von-Guericke-Universität, entwickelt mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) Apps, die Symptome der Alzheimerkrankheit bereits im Frühstadium messbar machen. Damit bringt das Team um Geschäftsführer Dr. Chris Rehse und den Demenzforscher Prof. Emrah Düzel neueste Forschungserkenntnisse zu privaten Anwender*innen, zu Ärzten*innen und Entwickler*innen von Medikamenten.

Alzheimer ist die Volkskrankheit des 21. Jahrhunderts. Experten schätzen, dass jedes Jahr etwa 200.000 Menschen an der häufigsten Form der Demenz erkranken, für die es noch kein Heilungsmittel gibt. „Alzheimer weist einen systematischen Verlauf auf“, erklärt Dr. Chris Rehse, „wir versuchen, Veränderungen schon früh zu erkennen, sodass eine Intervention ermöglicht und der Krankheitsverlauf hinausgezögert werden kann“. Die „neotiv“-Technologie basiert dabei auf Gedächtnis-Tests, die in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Studien speziell für diesen Zweck entwickelt werden. Sie prüfen unterschiedliche Gedächtnisfunktionen und zeigen, ob die Gedächtnisleistung abnimmt. Der Vorteil für die Nutzer*innen: Alles ist einfach zu bedienen und intuitiv zu handhaben. Ein weiterer Vorteil: Die kognitiven Tests, die in eine digitale Plattform eingebettet sind, ermöglichen einen flexiblen Einsatz in der Forschung und im Gesundheitswesen. „Die Testungen sind minimalinvasiv, schmerzfrei und können ohne große Kosten vielen Menschen zur Verfügung gestellt werden“, so Dr. Chris Rehse. Seit Januar 2020 ist die neotiv®-App als zertifiziertes Medizinprodukt zugelassen, damit kann sie von Mediziner*innen für Risikopatienten*innen zukünftig verschrieben werden.

Vor dem Erfolg liegt eine forschungsintensive Zeit, die das „neotiv“-Team dazu nutzt, sich zu vernetzten und sich über alle Grenzen hinweg bekanntzumachen. „neotiv“ ist tief in den Neurowissenschaften und in der Demenzforschung verwurzelt und ein Kooperationspartner großer internationaler Studien, mit denen die eigenen Tests validiert werden. Das Unternehmen beteiligt sich an Forschungen, arbeitet mit führenden Wissenschaftler*innen zusammen. Das Startup wird vom Transfer- und Gründerzentrum der Magdeburger Uni und dem Land Sachsen-Anhalt unterstützt und ist ins deutsche Wissenstransfer-Netzwerk eingebunden. Die Zusammenarbeit mit Universitäten in vielen Ländern gehört bei „neotiv“ zum Grundverständnis, „um Expertisen zusammenfügen zu können“, wie Dr. Chris Rehse sagt. Drei Bereiche stehen beim Magdeburger Unternehmen im Fokus: Es will die Forschung, die Frühdiagnostik im Gesundheitsumfeld und verschiedene Therapien voranbringen.

Im Blick haben die Wissenschaftler*inne, Mediziner*innen und Software-Entwickler*innen neben Alzheimer weitere neurodegenerative Erkrankungen. Sie beschäftigen sich auch mit Krankheitsbildern, wie Parkinson oder multiple Sklerose. Aktuell arbeiten sie zudem an Studien um den Einfluss von Covid-19 auf die Gedächtnisfunktion zu untersuchen.

Das Unternehmen wächst international und setzt dabei auf eine Zentrale, die ins universitäre und wissenschaftliche Magdeburger Umfeld eingebettet bleiben soll. „Die Stadt ist im Bereich Neurowissenschaften sehr gut aufgestellt“, sagt Dr. Chris Rehse, „es gibt renommierte Institute, viel wissenschaftliches Potenzial und internationale Top-Wissenschaftler“.

neotiv GmbH


Dr. Chris Rehse