Bei der Nachrichtenelektronik Magdeburg wird an einem neuen, praktischen Funknetz gearbeitet. Signale könnten schon bald per Langwellen übertragen werden.

Damit sich die Schranke auf dem Supermarktparkplatz morgens automatisch öffnet, braucht sie ein Signal. Entsteht an einer Gasstation ein Leck kann ein schnell ausgelöstes Signal Schäden verhindern. Und auch wenn ein Einbrecher heimlich eine Tür öffnet, erspart ein Alarmsignal dem Besitzer meistens viel Ärger.

Die Anwendungsgebiete für ein gut ausgebautes Funknetz sind vielfältig, das Konzept für den Einsatz von LoRaWAN in Magdeburg steht. Die Mitarbeiter der Nachrichtenelektronik Magdeburg (NEM) arbeiten mit Hochdruck an der Langwellen-Technologie.
Zukünftig soll ein drahtloses batteriebetriebenes System die Landeshauptstadt regional vernetzen und vor allem den ansässigen Unternehmen ihre Arbeit erleichtern. Ein wichtiger Aspekt dabei: Die Innovation könne zur wesentlich günstigeren und auch ressourcenschonenderen Alternative gegenüber LTE-Datenkarten werden, machen Dirk Giemulla und Olaf Blümel deutlich.

Im Jahr 2006 wurde das Unternehmen neu gegründet. Damals hatten sich zwei ehemalige Techniker des Siemens-Konzerns zusammengetan. Seitdem ist die NEM stetig gewachsen. Heute gehören 19 Mitarbeiter zu dem modernen Magdeburger Betrieb, welcher sich um den Aufbau und die Betreuung von Telefonanlagen sowie Gebäudetechnik kümmert.

Doch die Geschichte der Magdeburger Nachrichtenelektronik ist noch viel älter. Bereits zu DDR-Zeiten haben hier Techniker an praktikablen Lösungen für eine störungsfreie Kommunikation gearbeitet. Sie waren zuständig für die Ausstattung der Nationalen Volksarmee. Apropos Armee: Für die Übermittlung von Befehlen an getauchte U-Boote werden übrigens auch Langwellen genutzt.

Der Vorteil dieser Funktechnik: Die elektromagnetischen Wellen können auch um die oder in der Tiefe empfangen werden. Anders sieht das bei den neuartigen Hochfrequenzen aus. Hierbei muss immer eine Sichtverbindung zwischen den Antennen bestehen. Allerdings: Per Langwelle können immer nur geringe Datenmengen übertragen werden. „Es gibt allerdings zahlreiche Einsatzbereiche, wo wenig Daten nötig sind“, erklärt Olaf Blümel.
Und genau in diesen Bereichen mache es Sinn, nicht unnötigen Aufwand und Kosten für Hochfrequenzen zu betreiben – sondern zurück zur Langwelle zu kehren. In der Anwendung bedeutet das, dass zum Beispiel lange Schächte problemlos überwacht werden könnten. Die Reichweite von LoRaWAN ist enorm und auch unterirdisch möglich. Die in den Schächten angebrachten Sensoren würden ein Signal senden, sobald zum Beispiel eine Tür geöffnet oder ein Gasleck registriert wird.
Dieses neue, innovative Langwellen-Netz macht auch immer dann Sinn, wenn kein Stromanschluss vorhanden ist. Die Sensoren werden per Batterie betrieben. „Bis zu zehn Jahre können die Batterien durchhalten. Sollte ein Austausch nötig werden, bekommt der Betreiber umgehend ein Signal“, erklärt Dirk Giemulla und zieht den Vergleich zum Brandmelder.

Vorteil: Die kleinen Geräte sind durchweg in einem Ruhezustand und schalten sich nur ein, wenn die Sensorik ausgelöst wird. „Außerdem ist die Übertragung in dem niedrigen Frequenzbereich geschützt und kann nicht einfach von jedermann empfangen werden.“ Zudem seien die Sensoren weder störungsanfällig noch könnten sie Dirk Giemulla zufolge gehackt werden. Auch wirtschaftlich gesehen wäre der Betrieb wesentlich günstiger als Datenkarten, die zum Beispiel für den Empfang per LTE-Netz genutzt werden.
Aktuell befindet sich die NEM noch in der Testphase. Die Mitarbeiter erproben die möglichen Reichweiten und werden dabei durch ein Förderprogramm vom Land unterstützt. Bis Ende des Jahres soll die Probephase abgeschlossen sein. Dann wollen die Magdeburger mit dem Ausbau des Netzes beginnen. Zahlreiche Unternehmen hätten laut Olaf Blümel bereits ihr Interesse angemeldet.

Beide Geschäftsführer sind dahingehend sehr glücklich über die gute Zusammenarbeit mit dem Magdeburger Institut für Automation und Kommunikation e.V. (ifak). Olaf Blümel: „Es hat viel mehr Vorteile, wenn man gemeinsam an so einem Projekt arbeitet.“ Zum einen gebe es einen regen Austausch mit den Wissenschaftlern. Zum anderen würden über das Forschungsinstitut Kontakte zu Firmen entstehen, die nach genau so einer Technik suchen.
Was das Thema Digitalisierung angeht, „steht Magdeburg bereits sehr gut da“, macht Dirk Giemulla deutlich. Mit dem neuen LoRaWAN-Netz wollen er und seine Kollegen die Landeshauptstadt als Standort noch weiter voranbringen.

Nachrichtenelektronik - Zurück zur Langwelle


Dirk Giemulla und Olaf Blümel