Nachhaltigkeit in Unternehmen von der Ausbildung an hat sich die Forschungsgruppe rund um Prof. Dr. Michael Herzog auf die Fahnen geschrieben.

Schon lange vor „Fridays for Future“ waren Prof. Dr. Michael Herzog von der Hochschule Magdeburg-Stendal und seine Forschungsgruppe unter dem Motto „Nachleben“ mit der Frage befasst, wie sich Nachhaltigkeit in der Lebensmittelwirtschaft umsetzen lässt. „Fast jeder hat sich doch schon mal mit der Frage befasst – kaufe ich lieber Obst aus der Region, das mit Pestiziden behandelt wurde oder die ökologische Variante aus Ägypten, die erst aufwändig zu uns transportiert werden musste? Eine einfache Antwort drauf gibt es in den seltensten Fällen“, sagt Herzog. Es sei wirklich schwierig, in solchen Fragen eine faktenbasierte Entscheidung zu treffen. In Unternehmen sei das nicht wesentlich anders – man könne das Management beraten, man könne IT-Systeme einführen, um eine solche Bewertung zu erleichtern. Herzog erklärt: „Wir gehen von der Basis aus an das Thema heran, nicht vom Management aus, sondern über die Jugendlichen, die in der Berufsausbildung ihre Ideen auch von Nachhaltigkeit in die Praxis in den Unternehmen tragen können.“ Dafür bekommen die Jugendlichen von der Forschungsgruppe ein virtuelles Lernmodul, mit dem sie die „Stromfresser“ suchen sollen – erst zu Hause, dann im Ausbildungsunternehmen. Nicht ohne Stolz sagt Michael Herzog: „Die Didaktik kommt von der Otto-von-Guericke-Universität, die digitale Umsetzung von uns. Jetzt arbeiten wir geraden an den Modulen und testen die in den Unternehmen. Wir freuen uns schon auf die Resonanz, und wir merken auch, dass die Unternehmen mitmachen wollen. Das Projekt könne auch mal Lücken füllen, wenn es nicht so viel zu tun gibt für die Auszubildenden.

In Vorbereitung auf die Arbeit mit den Auszubildenden hat Herzog bei den Unternehmensleitungen gefragt, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen. „Sagen wir mal so: Die Wissenschaft ist sich einig, was Nachhaltigkeit bedeutet. Bei den Unternehmern ist das nicht ganz so eindeutig. Die einen sehen Nachhaltigkeit als langfristigen Bestand ihrer Firma, andere legen ihre Arbeit ganz eng ökologisch aus.“ Die Politik müsse die passenden Rahmenbedingungen schaffen, dass die Nachhaltigkeit in die wirtschaftlichen Modelle eingepreist werden - nicht nur für das Kohlendioxid, sondern auch die Nutzung anderer Ressourcen.

In Magdeburg sieht Herzog noch reichlich Potenzial, was die Innovation und Nachhaltigkeit angeht. „Viele Unternehmen haben noch nicht begriffen, dass sie in einem internationalen Markt tätig sind und dass sie ganz starke lokale Vorteile haben oder expandieren müssen, um dauerhaft zu bestehen“, sagt er. Er glaube schon, dass eine strukturschwache Region wie die rund um Magdeburg Probleme haben könne, sich nachhaltig aufzustellen. Man könne aber auch viel schaffen, wenn das Bewusstsein erst einmal da sei.

Nach seiner Vision für Magdeburg im Jahr 2030 gefragt, antwortet Herzog: „Magdeburg ist Kulturhauptstadt geworden. Wenn ich mir anschaue, welchen Schub das zum Beispiel in Linz gebracht hat in Sachen Stadtentwicklung. Da haben sich Innovationen und viele verrückte neue Ideen gefunden, die Linzer haben viel zusammen vorwärts gebracht. Und das Lebensgefühl hat sich enorm verbessert.“ Alles in allem müssten die Magdeburger mehr miteinander reden und Ideen austauschen. „Die Kulturhauptstadt kann ein schöner Treiber sein für Kultur, Wirtschaft, und auch für Unternehmensansiedlungen“, sagt er. Die Chance, Dinge noch einmal neu zu gestalten, auch mit der Option auf Nachhaltigkeit, sollte man unbedingt nutzen. Magdeburg sei eine Stadt, die man für die Zukunft auf dem Zettel haben sollte, denn hier sei etwas im Fluss.

Nachhaltig und innovativ leben - NachLeben


Prof. Dr. Michael Herzog