Magdeburger Forscher und Ingenieure treiben die Industrie 4.0 voran. Im Wissenschaftshafen mischt ein echter „Hidden Champion“ dabei kräftig mit.

 

Das „Internet der Dinge“ verändert unser Leben und wälzt auch die Industrie um. Maschinen und Anlagen kommunizieren über das weltweite Netz, arbeiten mehr und mehr autonom, empfangen und senden ständig Informationen, wenn nötig in Echtzeit um den gesamten Globus. So können die intelligenten Helfer des Menschen anhand von Daten entscheiden, welche Produkte oder Bauteile an welchem Ort der Welt wann und in welcher Menge gefertigt und bereitgestellt werden müssen. Automatisierung und Informationstechnik verschmelzen zur Industrie 4.0.

Der Magdeburger Ingenieur Andreas Franke arbeitet mit seinen Kollegen schon seit gut 20 Jahren an diesem Megatrend. „Schon zuvor während meines Studiums an der Otto-von-Guericke-Universität war das Zusammenspiel von Technik und Kommunikation bei meinen Professoren ein Schwerpunkt“, erzählt er. Viele Visionen von damals seien heute Realität. Und Ingenieure aus Magdeburg treiben den Trend mit Erfindungen und Know-how aus der Ottostadt immer weiter voran.

Die von dem (Wahl-)Magdeburger hier an der Elbe gegründete FIAtec GmbH – FIA steht für Franke Informations- und Automatisierungstechnik – entwickelt, baut und programmiert Geräte, Maschinen und Anlagen unter anderem für die Automobilindustrie. „Wir gehören zu den Hidden Champions“, sagt Franke frei heraus. Heißt: Obwohl in puncto Wissen und Innovationskraft unter den führenden Unternehmen und für namhafte Kunden wie zum Beispiel Porsche oder den börsennotierten Elektronik-Konzern Schneider Electric tätig, ist der Erfolg der im Wissenschaftshafen beheimateten Firma öffentlich weitgehend unbekannt.

Dabei gelang dem Unternehmen mit nur zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etwas, was in der deutschen Wirtschaftswelt ebenfalls noch Seltenheitswert besitzt: 2016 eröffnete die FIAtec als ostdeutsches Unternehmen eine Niederlassung im baden-württembergischen Reutlingen. Der Grund lag auf der Hand: „Wir sind stark in Süddeutschland als Zentrum des Sondermaschinenbaus tätig.“ Magdeburg als Stammsitz habe für den gebürtigen Staßfurter und heutigen überzeugten Elbestädter nie zur Disposition gestanden.

Denn in der Ottostadt fühle er sich nicht nur rundum wohl und gut vernetzt, sondern sieht seine FIAtec an der Schnittstelle von Forschung und Industrie auch bestens positioniert. Er beschreibt es so: „Know-how und Erfindungen aus den zahlreichen Forschungsprojekten werden von uns industrialisiert, also für die Unternehmen nutzbar gemacht.“ Oder anders auf den Punkt gebracht: „Wir wissen, was gebraucht wird – und wir wissen, wie man das macht“, so Franke, der eine Zeit lang auch am Magdeburger ifak (Institut für Automation und Kommunikation) tätig war.

Bereits während des Studiums machte er sich selbstständig: „So konnte ich viel einfacher Geld verdienen als mit klassischen Studentenjobs“, erzählt er mit einem Schmunzeln. Daraus ging 2008 die FIAtec GmbH mit eigenem Entwicklungslabor und moderner Prototypen-Werkstatt hervor. Mit der FIApro UG besteht seit 2019 nunmehr auch ein Tochterunternehmen, das auf den Bau von Prototypen etwa für Forschungsprojekte und Messen spezialisiert ist.

Magdeburg ist und bleibt für Franke und sein Team der Dreh- und Angelpunkt. „Ich hatte verschiedene Angebote, vor allem aus dem süddeutschen Raum und aus der Schweiz. Aber ich bin der Region verbunden und Magdeburg hat als Automatisierungsstandort Tradition – und das bedeutet viel Wissen und Know-how.“ Nebenbei pflege er so auch die Familientradition: „Mein Vater war hier schon in der Automatisierungsbranche tätig.“ Auch in puncto Lebensqualität habe die Ottostadt stark aufgeholt.

Allerdings gibt er zu bedenken: „Es wird hier in den Forschungseinrichtungen viel entwickelt. Das fließt dann in Firmen in Süddeutschland und der Schweiz und wird dort zu Industrieprodukten gemacht. Dort werden letztlich Steuergelder produziert – mit dem Wissen aus unserer Region. Wir sollten mehr daran setzen, dieses Know-how hier selbst weiterzuentwickeln.“ So könne Magdeburg noch mehr davon profitieren und mit innovativen Unternehmen noch stärkere Anziehungskraft entwickeln, ist der Ingenieur und Visionär aus dem Wissenschaftshafen überzeugt.

FIAtec - Wissen und Innovationskraft für die Automatisierungstechnik


Andreas Franke