Ingmar Schwan führt einen vor 147 Jahren gegründeten Familienbetrieb ins digitale Zeitalter – und bewahrt trotzdem das Flair vom „Laden um die Ecke“.

Traditionen werden bei der „SCHWAN Glaserei und Glasbau GmbH“ großgeschrieben. Vor 147 Jahren gegründet, gehört das Familienunternehmen zum Stadtteil Buckau wie die Elbe zu Magdeburg. Ingmar Schwan ist die fünfte Generation im Handwerksbetrieb. Es ist schon früh eine glasklare Sache, dass er das elterliche Geschäft mit dem filigranen Schwan als Markenzeichen weiterführen wird. „Ich bin ins Geschäft hineingewachsen“, sagt der 41-Jährige. Als wissbegieriger Nachwuchs will er damals „einfach alles wissen“ über das Material und seine Möglichkeiten, kann bereits mit zehn Jahren Glas schneiden, entscheidet sich nach der Schule für eine Glaserausbildung und hat 2003 seinen Meisterbrief in der Tasche.

Dann kommt ein Angebot, mit dem sein Leben beinahe eine andere Wendung nimmt. „Ich war kurz davor, nach Australien auszuwandern“, erinnert sich Ingmar Schwan. Er entscheidet sich kurzfristig dagegen und meint heute. „So wie es jetzt ist, finde ich es richtig gut.“ Der Handwerksmeister kann auf viele Jahre der Erfahrung und des Wandels zurückblicken. Als er mit 27 Jahren den Betrieb übernimmt, hätte er sofort gewusst, dass „neue technische Möglichkeiten auch das Glaserhandwerk verändern werden“ – und den Magdeburger Betrieb mit der langen Geschichte. Er pustet den Staub weg, führt das Unternehmen ins 21. Jahrhundert und ins Zeitalter der Digitalisierung. Der Firmenname SCHWAN sei vielen Menschen bis dahin lediglich als Fachbetrieb für Bildereinrahmungen bekannt gewesen, so der Unternehmer. Allein, weil viele Jahre lang das Geschäft prominent an der Hauptverkehrsachse zu sehen ist.

Ingmar Schwan ändert den Fokus, konzentriert sich auf das Glaserei- und Glasbau-Geschäft, erweitert das Portfolio, holt zusätzliche Mitarbeiter und setzt auf Innovation und computergesteuerte Technik. „Damit kann Glas anders berechnet werden, und für uns eröffnen sich Tätigkeitsfelder, an die früher nicht zu denken war“, sagt er. Heutzutage sei Glas viel belastbarer, könne statische Lasten aufnehmen. Begehbare Verglasungen, Küchenrückwände, Brüstungsgeländer, Glasmöbel – solche Produkte und Projekte gehören längst zum Alltag im Magdeburger Betrieb. Ingmar Schwan sagt: „Wir könnten sogar ganze Häuser aus Glas bauen.“ Und: „Wir verschließen uns keiner Anfrage – wir schauen immer erstmal, was individuell machbar ist und ob unser Qualitätsanspruch gehalten werden kann.“ Sonderanfertigungen seien keine Seltenheit, auch Großaufträge nicht – aber dazu kommen häufig auch „Kunden um die Ecke“, wollen kleine Glasarbeiten oder Reparaturen an alten Holzfenstern erledigt haben“. Diese Mischung möchte der Chef des zwölfköpfigen Teams beibehalten. „Auch, wenn die Digitalisierung viel verändert, wir uns immer weiter vernetzen und nach neuen Techniken Ausschau halten – wir bleiben echte Handwerker und ein Familienbetrieb. Dieses Flair möchte ich bewahren“, so Ingmar Schwan. „Darum kriegt uns auch niemand aus Buckau weg.“

Ob die nächste Schwan-Generation ähnlich glasklare Vorstellungen hat, ist indes noch nicht auszumachen – der zweifache Papa lacht, wenn er sagt: „Wir konzentrieren uns erstmal aufs Sprechen- und Laufenlernen. Buckau, das ist seit Jahren Wirtschaftsstandort und Zuhause für Ingmar Schwan. „Hier hat sich einiges getan und wie überall in Magdeburg, wird sich auch noch einiges entwickeln“, sagt er. Ingmar Schwan kennt Anekdoten von Freunden und Kollegen, denen er seine Heimatstadt zeigt, und die ungläubig staunen über das viele Grün, das Stadtbild und die Elbe. Aus Sicht Chef eines Handwerkerbetriebes fügt er den Vorteilen hinzu: „Hier kann man sich sehr gut und schnell vernetzen. In Magdeburg bauen sich Betriebe mit Ideen auf.“ Auf seine Visionen und Pläne für die nächsten Jahre angesprochen, zählt Ingmar Schwan einiges auf – in drei Jahren feiere das Unternehmen 150. Jubiläum, es gelte, das Glaserhandwerk weiterzuentwickeln, Wertschöpfungsketten müssten ausgebaut, das Unternehmen als moderner Familienbetrieb weitergeführt werden. „Tradition mit Innovation zu verbinden, das bleibt für uns weiterhin wichtig“, so Ingmar Schwan.

Glas mit Tradition durch Innovation


Ingmar Schwan