Über die Analyse von Licht wollen die Entwickler bei specTelligence für jede Haut die passende Kosmetik finden. Das geht ganz einfach über das Smartphone.

Mit dem Smartphone die eigene Haut scannen und die passende Kosmetik und Sonnencreme nach Hause geliefert bekommen? Was sich anhört wie ferne Zukunftsmusik, entsteht schon auf der Elbinsel Werder. Dort hat die specTelligence GmbH ihren Sitz, die unter der Leitung von Friedrich Melchert daran arbeitet, mit besonderen Apps für Smartphones das Leben zu erleichtern. „Unsere Spezialität sind optische Analysen, bei denen Oberflächen darauf untersucht werden, wie sie Licht reflektieren“, erklärt Melchert ganz kurz, was natürlich sehr viel komplizierter ist. Die klassisch-wissenschaftliche Spektralanalyse sei ursprünglich am Fraunhofer-Institut auf der anderen Elbseite vom schweren wissenschaftlichen Gerät aufs Smartphone gewandert. „Wir nehmen mit der Frontkamera der Smartphones mehrere Bilder auf während das Display in unterschiedlichen Farben leuchtet, um das reflektierte Licht zu messen. Innerhalb kurzer Zeit werden die Bilder dann ausgewertet, und so wird ein Fingerabdruck der Haut erstellt. Dann kann die Software die dazu passende Kosmetik auswählen“, sagt Friedrich Melchert. Dabei reicht die denkbare Spannweite von Tagescreme bis Sonnencreme – selbst das zu erwartende Wetter kann die App einbeziehen und so die passende Creme angeben.

Die Grundlage für die Arbeit des Magdeburger Teams ist die Spektralanalyse, die normalerweise von sperrigen, sehr teuren Spektrometern erledigt wird. „Wir haben gedacht, das müsse doch auch günstiger gehen und sind dann bei den Smartphones gelandet, die ja alle mit Kameras ausgestattet sind“, erklärt Melchert.

Einer der Vorteile der Spektralanalysen sei, dass man einen Werkstoff für eine Analyse nicht zerstören müsse. Eine Pflanze müsse nicht kleingeschnitten werden. Und die Möglichkeiten dieser Art der Analyse sind ausgesprochen vielfältig: Selbst die Analyse von Lebensmitteln ist möglich. „Gelegentlich fragt man sich doch, ob der Käse aus dem Kühlschrank mit den kleinen weißen Punkten noch essbar ist. Wir können per App scannen, ob es sich dabei um harmlose Proteinkristalle handelt oder um Schimmel“, sagt er. Eine speziell entwickelte App kann Brandschutzfarbe auf ihre Lebensdauer überprüfen, so dass der richtige Zeitpunkt für einen neuen Anstrich nicht verpasst wird. Mit einer ähnlichen App kann man beim Autokauf überprüfen, ob es Unterschiede im Lack gibt.

An Ideen mangelt es den jungen Wissenschaftlern bei specTelligence also nicht. Die Resonanz der Kosmetikindustrie auf die App “smacoyo” ist bisher noch etwas verhalten, den jungen Unternehmer und Wissenschaftler schreckt das aber nicht. Er weiß: „Große Mühlen mahlen langsam. Wir sind intensiv im Gespräch mit verschiedenen Forschungsabteilungen und warten jetzt, bis die Wirtschaft nach der Corona-Pandemie wieder Fahrt aufnimmt. Dann haben wir auch noch Zeit, die Ecken und Kanten auszubügeln, bevor die große Öffentlichkeit auf uns aufmerksam wird.“ Das sei nur eine Frage der Entwicklung, die jetzt in Ruhe stattfinden könne.

„Ich habe momentan an Magdeburg nichts auszusetzen. Die Stadt ist sehr grün, gut gelegen und mit der Familie ein hervorragender Platz zum Leben.“ Ein Nachtleben mit Kultur die ganze Woche über, gut ausgebaute Kinderbetreuung, großartige Spielplätze – für Friedrich Melchert sind all das Gründe, sein weiteres Leben in der Elbestadt zu verbringen. Mit der Entwicklung Magdeburgs ist Friedrich Melchert sehr zufrieden. „Gerade die Entwicklung und das Vorantreten im wissenschaftlichen Bereich ist sehr spannend. Neue, junge und innovative Unternehmen siedeln sich hier an, der Wissenschaftshafen bindet mit den Instituten nah an Universität und Hochschule viele schlaue Köpfe, sodass die Stadt auch langfristig für Innovation stehen kann“, fasst er zusammen. Er könne der Stadt nichts weiter mit auf den Weg geben als: Weitermachen.

specTelligence Hautanalyse - Made in Magdeburg


Friedrich Melchert