Magdeburger erforschen Alternative zu tierischen Proteinen

Pflanzliche Proteine aus Raps oder der Ackerbohne könnten in Zukunft tierisches Eiweiß ersetzen. Die Mitarbeiter der Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg stechen auf diesem Forschungsfeld deutschlandweit heraus.

Der Trend geht immer stärker zu einer vegetarischen oder sogar veganen Ernährung. Die Gründe dafür liegen einerseits in der ethischen Ablehnung von Massentierhaltung sowie der daraus resultierenden Umweltbelastung und dem enormen Verbrauch von Ackerflächen weltweit. Deswegen suchen Dr. Frank Pudel und sein Team vom Verein Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg (PPM) nach alternativen Proteinen.

Heute gehören zu den üblichen Eiweißquellen Fleisch, Fisch, Eier und Milch. Das soll sich ändern. „Wir befassen uns mit nachwachsenden Rohstoffen. Nicht nur Pflanzen, die auf Feldern wachsen, sondern auch biologische Nebenprodukte der Lebensmittelindustrie oder Insekten zählen dazu“, zählt Frank Pudel auf. Mit innovativen Methoden werden genau diese Rohstoffe dann so in Produkte verwandelt, dass sie in der Industrie eingesetzt werden können.

In den dicken Ackerbohnen sehen die Magdeburger die Zukunft. Noch vor 20,30 Jahren sei die Bohnenart auch in Deutschland sehr intensiv angebaut worden, erklärt Dr. Pudel. Heute ist die Pflanze vor allem im arabischen Raum bekannt. Der Proteingehalt in der Ackerbohne liegt bei 30 Prozent, sie ist damit eine sehr gute Nahrungsgrundlage. Nachdem das Gemüse in Europa nur noch in geringen Mengen als Tierfutter angebaut wurde, entdecken Industrie und Forschung dieser Tage die Ackerbohne neu.

PPM-Chef Frank Pudel kennt die Vorteile: „Die Ackerbohne kann sowohl regional und biologisch hergestellt werden. Außerdem hat sie nicht so einen starken Eigengeschmack wie die Erbsen.“ Damit könnten Ackerbohnen die perfekte Alternative zu Erbsen und Soja werden, wenn es um proteinangereicherte Produkte geht. Wie das Ganze aussehen und schmecken könnte, haben die Mitarbeiter in ihrer Profiküche längst ausprobiert.

Ob Wurstersatzerzeugnis, proteinreiche Waffel oder Getränke: Die Forscher stellen aus dem gewonnenen, hellgelben Proteinpulver Produktmuster her, um ihren Partnern in der Industrie die Möglichkeiten zu präsentieren.

Doch mit den innovativen Verfahren aus Magdeburg ist nur der Anfang gemacht. „Die Industrie muss für so eine Umsetzung erst einmal sehr viel investieren und sich neue Märkte erschließen. Das kann Zeit in Anspruch nehmen“, weiß Frank Pudel aus Erfahrung.

Ein Beispiel dafür sei das Thema Raps. Lange hat das PPM-Team dazu geforscht. Das bei der Herstellung von Rapsöl anfallende, feste Nebenprodukt, das Rapsschrot, hat einen Proteingehalt von rund 25 Prozent. Doch zurzeit wird es nur als Tierfutter verwendet. Die Verfahren, um es für Nahrungsmittel zu nutzen, seien sehr aufwendig – und die Abnehmer wären zukünftig andere. Frank Pudel: „Solche neuen Wege stellen für die Industrie ein relativ hohes Risiko dar.“

Nicht viele Arbeitsgruppen beschäftigen sich in Deutschland mit diesen Themen rund um Protein. In punkto Ackerbohne bewege sich allerdings schon viel. „Wir sind gerade dabei ein Konsortium zu gründen, um gemeinsam eine große Pilotanlage aufzubauen“, so der Geschäftsführer. Er gehe davon aus, dass in den nächsten zwei Jahren das Ackerbohnen-Protein in ausreichender Menge regional verfügbar wird. Das könnte dann sogar für die Herstellung von Klebstoff genutzt werden. Das haben die Experten bereits ausgetestet. Hintergrund: Bisher basieren viele Klebstoffe auf Knochengelatine. Die Nachfrage nach veganen Alternativen steigt.

Ackerbohne – Back to the Roots


Dr. Frank Pudel