An der Magdeburger Hochschule entwickelt Prof. Dr. Frido Reinstorf mit seinen Kollegen Lehrprogramme zum Thema Wasser für südamerikanische Master-Studenten.

Detaillierte Regelungen wie die Wasserrahmen- oder Hochwasserrichtlinie sorgen in Europa dafür, dass die vorhandenen Wasserressourcen nachhaltig genutzt werden. Es gilt das Credo: Nie sollte mehr Wasser verbraucht werden als sich Neues bilden kann. In Südamerika hingegen herrscht ein strenges marktwirtschaftliches Modell. Dort regeln bisher vor allem monetäre Aspekte, wer wieviel Wasser für sich beanspruchen darf. Mit dem ERASMUS+-Projekt „WATERMAS“ könnte sich das ändern.

Initiiert an der Hochschule Magdeburg-Stendal arbeiten insgesamt sieben Universitäten an dem EU-Projekt. Das englische Wort „water“ steht dabei für Wasser und das spanische „mas“ für plus. Den mitwirkenden Experten geht es vor allem um ein Plus in punkto Wissen rund um das Thema Wassermanagement. Wasserwirtschaftliche Fragestellungen sowie europäische Erfahrungen im Umgang mit der Wassernutzungssteuerung - auch mit Blick auf den Klimawandel - sollen in Masterstudiengängen an südamerikanischen Universitäten vermittelt werden.
„Wir wollen unser Wissen und auch Messtechnik mit den Kollegen in Südamerika teilen“, sagt Prof. Dr. Frido Reinstorf. Er ist an der Magdeburger Hochschule zuständig für die Fachgebiete Hydrologie und Geographische Informationssysteme im Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit und leitet das innovative Projekt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universitäten im schwedischen Stockholm und im belgischen Gent werden Konzepte für die Wissensvermittlung in Südamerika erarbeitet. Vier Partner-Universitäten sind dort froh über die Unterstützung, zwei davon haben ihren Sitz in Ecuador und zwei auf Kuba.

Frido Reinstorf: „Eine der größten Herausforderungen dabei ist, dass nicht nur die klimatischen Bedingungen sich von unseren unterscheiden, sondern auch die gesellschaftlichen.“ Während das Thema Wassernutzung in Europa eher als eine gesellschaftliche Aufgabe betrachtet werde, entscheide in Südamerika immer mehr der Markt und die finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Verbraucher. Auf Basis des Materials und der Informationen, welche die europäischen Hochschulen in dem Projekt zusammentragen, könnten die südamerikanischen Studenten zukünftig von den europäischen Methoden lernen und ihre eigenen Schlüsse aus den EU-Modellen ziehen.

„Studierende sind die Wissensträger der Zukunft, sie geben ihre Erfahrungen an andere Studenten und in ihrem späteren Beruf weiter“, macht Reinstorf deutlich. Die Resonanz bei großen Vortrags- und Diskussionsrunden vor Ort sei bisher durchweg positiv. „Egal ob Vertreter der Wasserversorger, aus der Landwirtschaft oder von Ingenieurbüros, alle sind letztlich daran interessiert, dass auch zukünftig genügend Wasser möglichst für alle vorhanden ist.“ Was es dafür braucht, wissen die Magdeburger Wissenschaftler ganz genau. Die Hochschule hat sich in den vergangenen Jahrzehnten im Bereich Wasserwirtschaft einen Namen gemacht. Die räumliche und technische Ausstattung ist auf modernstem Niveau. Weit über die Landesgrenzen hinaus gelten die Strukturen der Studiengänge in diesem Fachbereich als Vorzeigemodell.
Trotz dessen bleibt die Herkulesaufgabe im Fall „WATERMAS“: Die Ideen und Lösungsansätze müssen praktikabel und umsetzbar für die südamerikanischen Länder sein. „Zum Beispiel könnte man in Kuba keinesfalls verlangen, dass die Verbraucher die gleichen Nutzungsentgelte bezahlen wie hier. Dafür ist schlicht das Einkommen nicht vorhanden“, sagt Prof. Reinstorf. Doch wie motiviert man die Nutzer, trotzdem sparsam und sorgsam mit der Ressource Wasser umzugehen? An genau solchen Fragestellungen wird in dem gemeinsamen Projekt gearbeitet.

Die Wissenschaftler tauschen sich regelmäßig über neue Entwicklungen aus. Neben den voraussichtlichen Auswirkungen des Klimawandels, gezielt zusammengetragen aus internationalen Datenbanken, können das auch strukturelle Veränderungen sein. Ein Beispiel: Auf Kuba werden jetzt mancherorts Wasserversorgungsnetze installiert. Dass die Menschen vor Ort dann nicht mehr an einer zentralen Station ihr Wasser abholen müssen, sondern Zugriff auf eine Trinkwasserleitung im Haus haben, sei grundsätzlich positiv zu werten. Doch ganz sicher werde dadurch auch der Verbrauch steigen. Das alles müsse mitgedacht werden. Frido Reinstorf erklärt: „Unsere Strukturen und die große Unterstützung hier vor Ort in Magdeburg machen so ein Projekt überhaupt erst möglich.“ Die Leute in Kuba sind sehr dankbar über die Hilfe und die Technologie, Erfahrung und das Wissen „made in magdeburg“.

WATERMAS - Magdeburger Wasser-Wissen reist nach Südamerika


Prof. Dr. Frido Reinstorf