Forscher der Hochschule Magdeburg-Stendal suchen Lösungsansätze, um das Austrocknen von Gewässern und ganzer Regionen durch den Klimawandel aufzuhalten.

„It Never Rains in Southern California“, sang Weltstar Albert Hammond schon in den 1970er Jahren. Für die Region im Südwesten der USA werden unterdessen Hitze, Trockenheit und Klimawandel zunehmend zum Problem. Es fehlt im beliebten „Sonnenscheinstaat“ an Wasser, ganze Seen trocknen aus, Flussläufe verschlammen, Bäche versiegen. Wissenschaftler sprechen von „Wasserstress“.

„Dort können wir anschauen, wie es bei uns vielleicht in 100 Jahren aussieht“, sagt Prof. Dr. Volker Lüderitz vom Fachbereich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er entwickelt mit seinem Team Visionen, wie es in Zukunft anders laufen soll.

Dabei kooperieren die Magdeburger bereits seit zwei Jahrzehnten unter anderem auch mit der San Diego State Universität in Kalifornien. Gemeinsam will man auf den Klimawandel und das Sterben der Gewässer Antworten finden sowie wirksame Gegenrezepte entwickeln.

Ein aktuelles Forschungsprojekt namens „KliMSA“, das Prof. Lüderitz leitet, widmet sich unterdessen ganz konkret den Gewässern hier bei uns in Sachsen-Anhalt. Ähnliche Probleme deuten sich allerdings an: „Wir haben hier Niedrigwasserzeiten, in denen ganze Bachläufe buchstäblich austrocknen und veröden. Nicht nur die Elbe mit ihren Altwässern ist betroffen, sondern auch die Magdeburger Stadtgewässer wie die Schrote. Sie war im vergangenen Sommer vollständig trocken“, so der Wasser-Wissenschaftler.

Für Lüderitz ist aber auch klar: „Das ist kein Schicksal, in das man sich ergeben muss. Man kann einige Dinge tun, um solche Effekte zumindest abzumildern.“ Dabei sei ein langer Atem gefragt, weiß der Forscher: „Renaturierungsmaßnahmen, die wir heute machen, zeigen erst in etwa zehn Jahren ihre volle Wirkung.“

Doch die Wissenschaftler halten es mit dem alten Sprichwort „Steter Tropfen höhlt den Stein“. Der ist in Verbindung mit Flüssen und Bächen in doppelter Hinsicht treffend. Beispiel Elbe. „Sie fließt in Magdeburg zu schnell, das führt zu Erosionen und einem weiteren Absinken der Flusssohle. Hier brauchen wir eine schrittweise Erhöhung. Der Wiederanschluss von Mäandern und Nebengewässern kann dazu ein wirksames Mittel sein“, schätzt Lüderitz ein.

Ein patentes Mittel sei es, den Grundwasserstand und auch die Böden der Gewässer (wieder) anzuheben. „Eine andere Frage ist, ob man Gewässer beschattet. Die meisten liegen offen in der Landschaft. Dadurch erhöhen sich Temperatur und Verdunstung. Dort, wo es Beschattung durch Erlen und Weiden am Ufer gibt, ist die Temperatur allerdings um zwei bis vier Grad geringer. Das macht sehr viel aus.“

Ein anderes Problem: so genannte Neozoen in den Gewässern, also eingewanderte Tierarten, die sich durch die Erwärmung ausbreiten. „Die Elbe ist inzwischen erobert von solchen Tieren wie der Dreikantmuschel oder ,Killergarnelen‘, die sich durch den Fluss fressen und unsere einheimische Fauna und Flora dezimieren“, weiß Volker Lüderitz.

Er hat aber auch hier eine gute Nachricht: „Wir haben mit Freude festgestellt, dass Renaturierungsmaßnahmen diese Arten zwar nicht verdrängen, aber doch aufhalten können. In naturnahen Gewässern ist ihre Dominanz weitaus geringer.“

Die Erkenntnisse im Kampf gegen den „Wasserstress“ sollen auch anderen Regionen der Welt nützen: „Wir haben seit einigen Jahren den internationalen Studiengang Water Engineering, aktuell mit Studierenden aus elf Ländern, aus afrikanischen und lateinamerikanischen Staaten sowie Indien und Pakistan. Gegen die Herausforderungen in diesen Regionen haben wir in Deutschland fast noch Luxusprobleme“, schätzt der Magdeburger Professor ein.

Das Wissen der Magdeburger sei gefragt: „Unser Fachbereich hat einen Status erreicht, mit dem wir bei Veranstaltungen inzwischen Gäste aus aller Welt anziehen“, freut er sich.

Mit „KliMSA“ möchte das Forscherteam der Hochschule weitere wichtige Erkenntnisse gewinnen. Konzepte und Innovationen aus Magdeburg sollen gegen den „Wasserstress“ auch in anderen Teilen der Erde wirken und damit ganze Regionen buchstäblich vor dem Austrocknen mit allen Folgen für Mensch und Umwelt bewahren. Frei nach dem Motto: Otto schützt Wasser.

KliMSA – Klimawandel Bremsen und Abfedern


Prof. Dr. Volker Lüderitz