Die WOBAU wird in Kürze in Magdeburg Sachsen-Anhalts erstes energieautarkes Wohnhaus bauen. Zu Innovationen fühlt sich das städtische Unternehmen verpflichtet.

Wenn die Sonne über der Ottostadt strahlt, haben künftig auch Magdeburger Wohnungsmieter richtig gut lachen. Weil die warmen Strahlen aus dem Weltall auch ihr Haus mit Energie aufladen und dabei den Geldbeutel sowie die Umwelt schonen. Denn: Sachsen-Anhalts erstes energieautarkes Wohnhaus soll in Kürze in der Ottostadt gebaut werden und in puncto Klimaschutz sowie Wohnen der Zukunft neue Maßstäbe setzen.

Die Wohnungsbaugesellschaft Magdeburg (WOBAU) wird voraussichtlich noch 2020 den Startschuss geben. „Das Projekt wird sicher für viele andere Kommunen und Unternehmen Vorbildcharakter haben“, freut sich Geschäftsführer Peter Lackner. Im Hopfengarten, ganz im Süden der Stadt, werde Magdeburgs kommunales Wohnungsunternehmen als größter Vermieter Sachsen-Anhalts nach seinen Worten „in einem Modellprojekt zeigen, wie man in der Zukunft bauen kann.“

Vorteil: „Wir können den Mietern für mehrere Jahre eine Pauschalmiete anbieten, in der Wohnen, Wärme und Strom als Flatrate bereits enthalten sind“, so Lackner: „Das gibt Sicherheit und schützt vor steigenden Kosten.“ Damit habe habe das Projekt auch eine soziale Komponente.
Doch was heißt energieautark? Gemeint sind Gebäude, die sich energetisch weitgehend selbst versorgen. Das Konzept basiert auf dem kostenfreien, krisensicheren und alternativen „Rohstoff“ Sonne zur Eigenversorgung mit Wärme und Strom. „Das funktioniert im Sommer meist zu 100 Prozent, im Winter bedarf es hingegen einer geringen Energiezufuhr. Insgesamt lässt sich heutzutage eine Autarkiequote von etwa 50 Prozent erreichen“, erklärt der WOBAU-Chef. „Wir machen jetzt den nächsten Schritt. Es geht nicht mehr nur um die Energieeffienz, wie bei der klassischen Wärmedämmung, sondern um die Gesamtenergiebilanz.“ Dabei fließen ebenso Technologien wie Infrarotheizungen ein.

Nützlich seien aber auch altbekannte Speichertechniken, verweist Lackner auch auf unsere Vorfahren: „Schon vor 100 oder 200 Jahren hat man zum Beispiel mit speicherstarken Backsteinziegeln gebaut.“ Auch moderne energieautarke Gebäude seien mit entsprechenden Baustoffen und dickeren Wänden versehen, die nicht nur dämmen, sondern eine hohe Speicherfähigkeit aufweisen und damit für eine weitgehend gleichmäßige Raumtemperatur sorgen, unabhängig von der Außentemperatur.
Energetische Bauen und Klimaschutz stehen bei der WOBAU unterdessen schon lange auf der Agenda: „In der denkmalgeschützten Beimssiedlung aus den 1920 Jahren haben wir bei der Sanierung von Wohngebäuden zentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung eingebaut und sind dafür beim Deutschen Bauherrenpreis ausgezeichnet worden“, sagt Lackner. Beim Neubau des Domviertels habe der Wasserhaushalt bei den Planungen eine wichtige Rolle gespielt. Ein unterirdisches Regenrückhaltebecken sorge dort nun dafür, dass bei Starkregen kein Wasser in die Elbe fließt, sondern das kostbare Nass gespeichert wird. So steht es etwa für die Bewässerung von Grünanlagen zur Verfügung.

Innovatives Bauen sei für das kommunale Wohnungsunternehmen dabei keine Kür, sondern Pflicht, hält Lackner fest: „Wir haben ein anderes Geschäftsmodell, als rein profitorientierte Unternehmen. Wenn wir es nicht machen, bleibt die Entwicklung stehen.“
Dass Magdeburg bei der Innovationskraft gerade auch im Wohnungsbau hervorsteche, sei ebenfalls kein Zufall. „In München, Hamburg oder Potsdam ist für einen Eigentümer klar, dass er praktisch jede Wohnung sofort vermietet bekommt. In Magdeburg gibt es einen starken Mietermarkt mit starken Playern. Wir müssen uns behaupten und dazu immer wieder für Aufsehen sorgen und etwas bauen, mit dem sich die Menschen identifizieren, dass sie lieben“, fasst Lackner zusammen.
Damit habe Magdeburg eine starke Triebfeder für eine innovative Stadtentwicklung. In der Ottostadt will die WOBAU daher auch in Zukunft Visionen Wirklichkeit werden lassen.

Innovatives Wohnen - Energieautarkes Haus für Hopfengarten


Peter Lackner