Hier verbinden sich Handwerk, Kunstfertigkeit und neue Technik. Mit modernsten Mitteln zu arbeiten, ist die wichtigste Zutat für das wirtschaftliche Erfolgsrezept.

Was aus dem Labor der Zahntechnikerin Antje Wilmerstaedt kommt, hat viel mit Handwerk zu tun – und auch mit Kunst. „Es klingt paradox, aber wir haben am besten gearbeitet, wenn man unsere Arbeit nicht wahrnimmt“, sagt Antje Wilmerstaedt schmunzelnd. Die Kunst bestehe darin, die natürlichen Zähne so gut zu kopieren, dass die Umwelt sie nicht wahrnimmt. Dafür setzen Antje Wilmerstaedt und ihr Team nicht nur handwerkliches Können und Geschick ein, sondern auch moderne Technik und Arbeitsabläufe. Wie in vielen Bereichen zieht auch bei der Zahnmedizin und -technik die Digitalisierung ein. Für die Zahntechnikermeisterin und ihrem Mann Sören, der die organisatorischen Fäden zusammenhält, ist das „ein logischer Schritt“. „Wir versuchen immer, da wo es Sinn macht“, unseren Kunden modernste Technologie zu bieten“, sagt sie. „Sonst“, so Sören Wilmerstaedt, „hätten wir uns nie so lange so erfolgreich am Markt behaupten können“.

Mit Mitte 20 übernimmt die Magdeburgerin damals kurz nach ihrer Meisterprüfung die Firma ihres Chefs mit sechs Mitarbeitern. Ihr Mann, der Bauingenieur, steigt mit ein, kümmert sich um alle betriebswirtschaftlichen Belange und den Vertrieb. Heute arbeiten 15 Facharbeiter und 2 Auszubildende im Betrieb der Wilmerstaedts. Ins kalte Wasser seien sie damals gesprungen, sagt die 54-Jährige heute. Und: „Das war nicht immer einfach, aber wir haben immer nach vorn geschaut.“ Seinen Erfolg und den guten Ruf in der Branche erarbeitet sich das Unternehmerpaar zielstrebig. Gerade in den Anfangsjahren und mit einem Zwillingspaar, das die Familie vergrößert, gibt es nicht viel freie Zeit. Das ist so geblieben. „Aber die Leidenschaft für dieses Handwerk auch“, sagt Antje Wilmerstaedt.

Nach der Übernahme des Betriebes bringt sich die frischgebackene Chefin auf den neuesten Stand, muss nach der Wende den Vorsprung zu den Westländern aufholen. „Dort wurde mit Materialen gearbeitet, die wir hier nicht hatten“, erinnert sie sich. Sie kniet sich rein, bildet sich weiter, beide investieren in Technik und behalten Entwicklungen im Blick. Heute arbeiten sie in Stadtfeld – ihr Dauer- und Lieblingsstadtteil – mit CAD/CAM-Anlagen. Zahnersatz wird am Computer geplant und von der Maschine gefräst. Zahnärzte, die mit ihnen teilweise von Beginn an zusammenarbeiten, würden es sehr schätzen, dass sie „up to date“ sind, sagt der Chef. Mit eigener Technik seien sie flexibel und könnten schnell auf Wünsche reagieren. Die computergestützte Fertigung, gekoppelt mit Fräsanlagen und 3D-Druck, macht eine noch präzisere Arbeit möglich. „Sie ergänzt unsere Handarbeit“, sagt Sören Wilmerstaedt. Seine Frau fügt an: „Diese Kombination von Handwerk und digitalen Möglichkeiten erweitert auch unseren Kundenkreis.“ Aufträge seien nicht mehr nur regional zu vergeben, sondern könnten mittels Datenübertragung auch bundesweit bearbeitet werden. „Das Berufsbild hat sich stark verändert“, sagt die Zahntechnikerin.

Ein Quantensprung sei zur Jahrtausendwende die Einführung keramischer Werkstoffe gewesen, immer häufiger ziehen jetzt Software und Computer in den Beruf ein. „Und doch“, so Antje Wilmerstaedt, „muss man es schaffen, neueste Technik, Fertigkeiten und Menschliches zu verbinden“. Darum bilden sie aus, sind offen für Praktikanten, sie „verdonnern“ ihre Mitarbeiter nicht zu Aufgaben, sie setzen sie nach ihren Fähigkeiten ein. Auch die Entscheidung für Magdeburg gehört zu ihrer Erfolgsgeschichte. „Wir sind aus Überzeugung hier“, sagt Sören Wilmerstaedt. Ins Gewerbegebiet umzuziehen, ist nie ein Thema. Sie lieben den Kiez und ihr berufliches und privates Netzwerk, das sich über ihre Stadt spannt. Antje Wilmerstaedt engagiert sich ehrenamtlich im Soroptimist International Club, „damit sie sich für das Gemeinwohl einsetzen kann“. Wenn es in die Zukunft blickt, spricht das Paar fast unisono davon, dass es sich auch künftig „nicht auf den Lorbeeren ausruhen möchte“, Fortbildungen und neue Technik „auf dem Radar hat“ und sich um Nachwuchs kümmern möchte. Zu ihrer Philosophie gehört, innovativ zu sein. „Und dabei“, so Antje Wilmerstaedt, „das Geschäft mit Persönlichem zu verbinden“. Auch das ist eine Kunst und Können.

Zahntechnik von Morgen: Handwerk, Kunstfertigkeit und neue Technik


Antje und Sören Wilmerstaedt