Mit ihrem Start-Up „InLine-Med“ bieten Sinja Lagotzki und Juan Sebastián Sánchez López eine Serie innovativer Produkte, die gezielte Krebsdiagnosen vereinfachen.

Sinja Lagotzki zieht gern Parallelen zwischen ihrer Geburts- und ihrer Heimatstadt. Ihr gefalle, dass die Ottostadt wie Kiel „viel Wasser hat, überschaubar groß und eine Handballhochburg ist“. Nach dem Studium an der Otto-von-Guericke-Universität, lebt sie nun seit neun Jahren in Magdeburg und sagt: „Hier gehe ich so schnell nicht wieder weg.“ Sie begründet das nicht nur damit, dass sie sich in der Elbestadt „so richtig wohl fühlt“. Ihre Verwurzelung hat auch mit dieser Mission zu tun: Aufwendige und teure Verfahren bei minimalinvasiven Eingriffen müssen optimiert werden. Dafür gründen die Medizintechnik-Absolventen Sinja Lagotzki und ihr einstiger Kommilitone Juan Sebastián Sánches López im Jahr 2019 „InLine-Med“. „Uns ist bei Operationen aufgefallen, wie komplex die Arbeit bei der Krebsdiagnose ist“, erinnert sich die Wahl-Magdeburgerin. „Wir dachten, das geht doch auch einfacher.“ Unterstützung erhalten sie von vielen Seiten. Radiologen sagen dem Duo, dass es einen großen Bedarf an solchen Lösungen gibt. Ein Ansporn sei das gewesen, meint Sinja Lagotzki: „Wir wollten immer schon Probleme aufspüren und dafür medizintechnische Lösungen finden.“

In der interventionellen – der gezielten – Krebsdiagnose werden mithilfe von Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) oder Ultraschall Biopsienadeln für die Entnahme von Gewebe eingesetzt. „Für die richtige Positionierung der Nadeln brauchen Kliniken derzeit speziell geschultes Personal“, weiß Sinja Lagotzki. „InLine-Med“ entwickelt darum Assistenzgeräte, mit denen Radiologen minimalinvasive Eingriffe, wie Biopsien, zur Krebsdiagnose einfacher, präziser und sicherer durchführen können. Die Assistenzgeräte, Softwarelösungen und Instrumente lassen sich in gängige Verfahren integrieren, lösen Platzprobleme beim MRT, verringern die Strahlenbelastung für Radiologen beim CT und sparen Zeit durch eine schnelle Ausrichtung der Nadel.


Bereits mit dem Konzept überzeugen sie Experten bei Kongressen, namhafte Radiologen beraten und geben Rückmeldungen aus der Praxis, die Investitionsbank Sachsen-Anhalt unterstützt mit dem Gründer-Stipendium „ego-START“. Und mit einem Investment aus dem „Start-up-Gladiator“-Programm, das von der „bmp Ventures AG“ initiiert und aus Mitteln der IBG Risikokapitalfonds III realisiert wird, kann das fünfköpfige Team die Zertifizierung der Medizinprodukte und die Serienherstellung vorantreiben. Denn in den Räumen des Start-ups im Wissenschaftshafen lagern erste Prototypen. „Die Methode soll massentauglich werden“, sagt die Gründerin. Mit dem von „InLine-Med“ entwickelten Computerprogramm, das als Mobile-App auf dem Tablet läuft, kann die Planung des Radiologen direkt vom Bildschirm auf den Patienten übertragen werden. „So können unnötige Mehrfachpunktionen vermieden werden“, sagt Sinja Lagotzki und fügt an: „Wir erhalten positive Reaktionen und Lob dafür, dass wir Prozeduren mit einfachen Mitteln optimieren.“

Dass sie in Magdeburg bleiben, stellen Sinja Lagotzki und Juan Sebastián Sánches López nicht infrage. Hier profitieren sie vom Forschungscampus STIMULATE, unter dessen Dach sich interdisziplinäre Forschung und Technik bündeln, sagt die Geschäftsführerin und fragt: „Wo hat man schon als Start-up MRT und CT zur Verfügung?“ Sie spricht auch davon, wie sie von Buckau aus zur Arbeit fährt, „immer schön an der Elbe entlang“, von „idealen Standortbedingungen“ und davon, dass sie gespannt sei, was sich in Magdeburg noch alles entwickelt. Sinja Lagotzki: „Ich habe in neun Jahren eine so große Entwicklung der Stadt miterlebt, ich freue mich auf das, was noch kommen wird.“ Derzeit steckt das „InLine-Med“-Team in den letzten Zügen bei der Entwicklung. „Wir testen das Zusammenspiel der Komponenten, probieren mit Medizinern in der Praxis“, so Sinja Lagotzki. Das Ziel sei, das gesamte Paket Anfang 2021 auf den Markt zu bringen. Für die „Zeit danach“ haben die Gründer schon Pläne, wollen expandieren mit weiteren Prozeduren, den Fokus „auf alles legen, was mit Bildgebung und Operationen zu tun hat“.

InLine-Med


Sinja Lagotzki