Prof. Dr. Frank Ortmeier und sein Team von der Fakultät für Informatik an der Otto-von Guericke Universität forschen an der Software der Zukunft.

Smartglasses zeigen im Sichtfeld des Benutzers Informationen an. Für viele klingen solche Datenbrillen nach Zukunftsvisionen. In den Büros der Informatik-Fakultät an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg sind sie bereits Realität und Normalität. Hier wird erforscht, wie solche modernen Systeme den Nutzern helfen können. Dabei geht es zum einen um Unterstützung im Alltag. In so einer Brille könnten sowohl wichtige Hinweisschilder als auch die jeweiligen Payback-Punkte von Produkten im Supermarkt angezeigt werden.

Zum anderen geht es den Mitarbeitern um Chancen in punkto Sicherheit. Gemeinsam mit dem Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt (LKA LSA) arbeiten Prof. Frank Ortmeier und Marco Filax vom Institut für Intelligente Kooperierende Systeme mit weiteren Kollegen an einem großen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt für Spezialeinsatzkräfte. Die Technologie „EVOK“ soll es dem Spezialeinsatzkommando (SEK) demnächst ermöglichen, sich in einem Gebäude schnell und unkompliziert zurechtzufinden.

Im Fall eines Terrorangriffs in einer Schule, einem Ministerium oder einer Bank wird es für die Polizisten oftmals zur größten Herausforderung, sich einen Überblick über das Gebäude zu verschaffen. „Im besten Fall liegt ein alter Grundriss vor, meistens aber gar nichts“, erklärt Marco Filax. Dabei müssen die Spezialeinheiten schnellstmöglich in der Lage sein, einerseits das Gebäude sicher zu durchsuchen und andererseits fundierte Entscheidungen im Einsatzleitwagen zu treffen.
Um hier eine Lösung zu schaffen, stand anfänglich im Raum, jedes „schutzwürdige Objekt“ in Sachsen-Anhalt zu scannen, um 3D-Karten zu erstellen. Doch die Anzahl der Gebäude sei viel zu groß, um die Grundrisse zu erstellen und immer aktuell zu halten, macht Frank Ortmeier deutlich. Deswegen habe man sich gemeinsam mit den Verantwortlichen im LKA LSA für die Variante vor Ort live zu scannen entschieden. Die Magdeburger Innovation „EVOK“ steht für „Echtzeit Vor-Ort-Aufklärung und Einsatzmonitoring“.

Dabei wird die Scan-Technik auf Helm oder Schulter der Einsatzkräfte montiert. Während die Polizisten jetzt das Gebäude durchlaufen, wird eine dreidimensionale Karte mit den genauen Standorten in Echtzeit erstellt. Die Einsatzleitung kann auf ihren Monitoren erkennen, wer sich gerade wo am Einsatzort befindet. Die Herausforderung bei der Programmierung: Die Erstellung der Karten in Echtzeit muss funktionieren, wenn mehrere Spezialkräfte gleichzeitig unterwegs sind und die gescannten Grundrisse übereinandergelegt werden.
Die Anwendungsmöglichkeiten von „EVOK“ seien groß, macht Frank Ortmeier deutlich. Unter anderem könnte das System auch per Drohne angewandt werden. „Möglich wäre außerdem, dass die Einsatzkräfte selbst kleine Monitore am Unterarm tragen, auf denen der eigene sowie die Standorte der Kollegen zu sehen sind.“ Deutschlandweit wurde über diese Magdeburger Innovation berichtet.

Frank Ortmeier selbst ist seit mehr als zehn Jahren Wahl-Magdeburger. Ursprünglich stammt er aus dem bayerischen Allgäu – vielen durch das Schloss Neuschwanstein bekannt. Als er im Jahr 2009 seinen Job an der Otto-von-Guericke-Universität annahm, dachte er, es wäre nur für eine kurze Weile. Doch der Professor blieb, baute hier ein Haus und gründete Firma und Familie in Magdeburg. „Heute fühle ich mich in Magdeburg richtig zu Hause“, sagt Frank Ortmeier.
Was er an der Landeshauptstadt schätzt: Die kurzen Wege zwischen Arbeit und Wohnen, die gut ausgebaute Kinderbetreuung sowie die vielen Themen-Spielplätze. „In Magdeburg ist Vieles beweglich und Neues möglich“, fasst der Wissenschaftler zusammen. Auch nicht zu unterschätzen: „Wer hier arbeitet, hat wesentlich mehr von seinem Einkommen als ein Kollege in München.“ Der größte Nachteil, den Frank Ortmeier sieht, ist Magdeburgs fehlende Anbindung an das ICE-Netz.

Aktuell arbeitet das Team vom Institut für Intelligente Kooperierende Systeme an einem zukunftsorientierten Projekt. Es geht um die Programmierung von Industrierobotern. Mit ihrer Hilfe soll es leichter und kostengünstiger werden, zum Beispiel einem Schweißroboter beizubringen, wie er ein bestimmtes Teil bearbeiten soll. Was den Bereich der Informationstechnologie betrifft, seien die Magdeburger sehr agil unterwegs. Ortmeier: „Es ist eine unglaublich offene und innovationsaffine Stadt.“



EVOK - Magdeburger Technologie für Spezialeinheiten


Prof. Dr. Frank Ortmeier und Marco Filax