Bei ihrer Ankunft wurde viel Staub aufgewirbelt. Das lag am 1. September 1998 nicht unbedingt an der jungen Architektur-Absolventin Sandra Oheim. Aber es war ein Zeichen für vieles, was die gebürtige Thüringerin mit unserer Stadt verbinden sollte. Wo heute die Grüne Zitadelle steht, wurde ein Elf-Geschosser gesprengt. „Die Aufregung war spürbar“, erinnert sich Sandra Oheim. „Ich hatte das Gefühl, dass sich hier viel tut, und ich habe Recht behalten.“ Das liegt auch an der Frau, die in Friedrichroda geboren wurde und in Erfurt und Weimar Architektur studierte. Nach dem Studium schickte sie ihr Arbeitgeber ins Magdeburger Hauptbüro. „Ich war vorher noch nie hier gewesen“, sagt Sandra Oheim. Heute möchte sie nicht mehr weg. Sie mag die grünen Inseln der Stadt, „dass man hier Kita-Plätze findet und „im Gegensatz zu anderen Großstädten Luft bekommt“. Die Architektin hat eine Familie in Magdeburg gegründet, lebt hier mit zwei Söhnen und ihrem Mann – einem waschechten Elbestädter. Sie hat ihr eigenes Architekturbüro gegründet. Was mit einem Ein-Zimmer-Büro in Cracau begann, ist heute ein erfolgreiches Architektenbüro. Sie sagt: „Ich habe einen schönen Beruf. Ich kann mitgestalten und Gebäude erschaffen, die Bestand haben.“ Ein Jahr nach ihrer Ankunft lief Sandra Oheim über die Hubbrücke und dachte: „Was für eine unglaublich schöne Stahlkonstruktion. Daraus muss ich etwas machen.“ 2005 stellte sie mit einer Kollegin bei einem Workshop der Architektenkammer Sachsen-Anhalt ihre Pläne vor. Dank vieler Sponsorengelder, für die Sandra Oheim Klinken putzte, wurden sie umgesetzt: Die Hubbrücke rückte in den Fokus der Öffentlichkeit – mit einer 90 Meter langen Bar, die mit roten Segeln überspannt war. Es war ein Brückenschlag für viele weitere Projekte, die sie noch oft zur Elbe führten. Sandra Oheim zieht es zum Fluss, in ihrer freien Zeit atmet sie am liebsten an seinen Ufern durch. Zehn Jahre nach den ersten architektonischen Elb-Visionen ist sie in ihr Büro am Strom gezogen. Dass die Elbe erlebbar geworden ist, wertet die Stadt auf, sagt Sandra Oheim. Und: „Magdeburg hat sich wundervoll verändert.“ Das gehöre zu den Gründen, hierzubleiben. Am Anfang ihrer Magdeburg-Zeit war es vor allem „ihr erstes Baby“, das sie bleiben ließ. Die Architektin konzipierte in der Großen Klosterstraße eine Wohnbebauung. „Dieses Projekt wollte ich unbedingt zu Ende bringen“, erinnert sie sich. Danach wollte sie sehen, wie ihre Visionen umgesetzt werden. Darum ging sie nicht zurück nach Thüringen, zog auch nicht weiter in andere Städte. Sie fand stets neue Gründe, eine Magdeburgerin zu sein. Heute wirbelt Sandra Oheim gedanklich immer noch Staub auf. Für die Stadtentwicklung wünscht sie sich, „dass man mit Weitsicht Pläne für die Innenstadt aufstellt“. Sandra Oheim, die Architektin mit dem Herz für Magdeburg, meint: „Es gibt hier noch viel Potenzial, man muss es nur heben.“

Sandra Oheim