Ein Freitag war’s. Und dann auch noch ein 13. Für Reiner Fink war es ein Glückstag, an dem im Jahr 1991die Weichen des gebürtigen Allgäuers in Richtung Magdeburg gestellt wurden. Er lernte bei der ersten Verbrauchermesse in der Landeshauptstadt seine Frau kennen. Die Magdeburgerin eroberte das Herz des Bayern, der nach der Bundeswehr beim Cousin, einem Kürschnermeister, half, Pelze und Lederwaren unters Volk zu bringen. Seine heutige Frau studierte damals in Berlin Betriebswirtschaftslehre, half im elterlichen Betrieb „Spies“. Heute ist sie die Chefin des Geschäftes für Fleischereibedarf, beschäftigt 20 Mitarbeiter. Reiner Fink hat sein Hobby zum Beruf gemacht, verkauft Motorräder und Zubehör. Drei Angestellte arbeiten bei „Moto Fink“ in Stadtfeld. Dazwischen liegen viele Jahre, ein Stück deutscher Geschichte und ein Weg, der den Bayern zum eingefleischten Magdeburger machte. Das Paar pendelte mit zwei alten VW Käfer. „Wir waren ständig quer durch die Republik unterwegs“, erinnert sich der Wahl-Magdeburger. Mehrere Motoren sind dabei draufgegangen. Das hielt die Reisenden nicht auf. Reiner Fink reparierte die Autos selbst. Ein Jahr ging das so. Dann stand die Frage im Raum: „Wo soll es hingehen?“ Spontan sollte es zunächst die Heimat Kempten sein, sagt Reiner Fink. „Aber Magdeburg war spannender. Wir haben die verrückte Zeit nach der Wende ganz bewusst miterlebt.“ Sie haben sich ausprobiert, Geschäftsideen überlegt und ausgelebt. Er war im Außendienst unterwegs, sie renovierten Wohnungen, und Reiner Fink fuhr Motorradrennen. Er hat Benzin im Blut, seit er mit acht Jahren das erste Mal selbst lenken durfte. „In Kempten wäre ich nie auf die Idee gekommen, mich selbstständig zu machen, es gab dort nicht so viele Möglichkeiten.“ In Magdeburg schon. Vor 15 Jahren eröffnete Reiner Fink sein kleines Geschäft, das inzwischen gewachsen ist. Wer bei „Moto Fink“ vorbeischaut, bekommt die Tipps vom Profi gratis. Der sportliche Geschäftsinhaber fährt Rallyes, kämpfte sich auf dem Zweirad durch Afrika, hat einige Titel in der Tasche. Dass er Internationaler Amateur-Rallye-Meister geworden ist, erwähnt er nur nebenbei. „Magdeburg ist eine hervorragende Basis für Motorsportler“, sagt er, schwört auf die zentrale Lage und auf die Pisten der Gegend. Aber auch auf die Ruhe. Im Sommer zieht die Familie – zwei Söhne gehören dazu – in ihren Bungalow am Barleber See. Seit 21 Jahren lebt der Bayer nun in der flachen Börde und vermisst nichts außer den Bergen. Aber die auch nur ein bisschen, weil „der Harz doch gleich um die Ecke liegt“. Brockenwirt Hans Steinhoff ist ein guter Kumpel von Reiner Fink. Bei Besuchen holt er sich das „Berge-Gefühl“. Aber dann geht’s rasch wieder in die Heimat, und die ist für ihn Magdeburg. „Hier wurden tolle Sachen gebaut, die Magdeburger haben viel Schönes realisiert.“ Die Finks schwören auf die Restaurants, Kneipen und Parks und auf eine kleine Comedy-Lounge, bei der für wenig Geld so viel Spaß geboten wird. Magdeburg als Kulturhauptstadt? Der Sportler zögert nicht mit der Antwort: „Wir müssen eben Gas geben und weiter daran arbeiten. Mit ein wenig Glück könnten wir den Titel holen.“ Gas geben und Glück – damit kennt er sich ja bestens aus.

Reiner Fink