Wenn man Christian Köhler an seinem Arbeitsplatz besucht, läuft einem zwangsläufig das Wasser im Mund zusammen. Der Chef vom Kaffeehaus Köhler in der Leiterstraße sitzt an einer süßen Quelle. Hinter den Vitrinen warten Torten, Petit Fours und Confiserie auf die Genießer. Auf die Idee, an die alte Kaffeehaus-Tradition der Stadt anzuknüpfen, kam seine Mutter. Monika Köhler, Konzertsängerin, Musikpädagogin und Professorin, begeisterte mit dem gemütlichen Ambiente, das auch Künstlern ein Podium bietet, die Gäste und ihren Sohn. Der studierte Betriebswirtschaftler fühlte sich hier so wohl, dass er das Geschäft vor sieben Jahren übernahm. „Ich liebe diese Arbeit“, sagt er. Nicht nur, weil er schon als Kind gern im Teig knetete und Backrezepte ausprobierte. Er verwirklicht Ideen, optimiert Abläufe und entwickelt das Geschäft weiter. Auf süße Art und Weise zeigt das Kaffeehaus auch seine Verbundenheit zu Magdeburg. In der Auslage stehen Torten mit Geschichtsbezug, hier wird die Kaiser-Otto-Torte angeschnitten oder ein Stück Editha-Torte serviert. Die Magdeburger Fußball-Legende Jürgen Sparwasser kreierte sogar einen eigenen Joghurt-Müsli-Eisbecher. Keiner konnte vor vielen Jahren ahnen, dass Christian Köhler sich einmal einer Genuss- Kulturoase in Magdeburg verschreibt. Der gebürtige Heidelberger zog mit seinen Eltern an die Elbe, als er 12 Jahre alt war. „Ich kannte Magdeburg nur als Handball-Hochburg“, erinnert er sich. Die ersten Tage in der fremden Stadt jedoch waren perfekt. Die Mitschüler nahmen ihn freundlich auf, der geschichtsinteressierte und naturverbundene Junge fand viel „Futter“. Bewusst für Magdeburg entschieden hat er sich nach dem Abitur. „Ich kann hier studieren, arbeiten und glücklich werden“, stellte er fest. Auf dem Campus lernte er seine Frau kennen, die aus Kassel kommt und „liebend gern hiergeblieben ist“, wie der Kaffeehaus-Chef sagt. „Das Schöne ist, dass die Menschen, die zum Studium oder zur Ausbildung hierher kommen, keine großen Erwartungen haben und dann meist überrascht werden von vielen kleinen Dingen, der überschaubaren Größe und der kulturellen Vielfalt.“ Ihm selbst ging es ähnlich. Heute führt er ein Geschäft, wohnt mit seiner eigenen Familie, die bald ein Mitglied mehr bekommt, in Magdeburg und sagt: „Es würde mir wehtun, hier wegzugehen.“ Darum geht er nicht, sondern beobachtet, wie sich die Stadt dynamisch entwickelt. „Von Statik ist hier nichts zu spüren“, sagt er. Die richtige Mischung macht’s, beim Backen, aber auch im Lebensgefühl. Zu den Zutaten gehören für Christian Köhler die Familienfreundlichkeit, die Hilfsbereitschaft der Menschen und die Chancen für Hochschulabsolventen. Das Sahnehäubchen wäre ein bisschen weniger Bürokratie, meint er. Damit man in den Genuss kommt, sich ganz auf sein Geschäft zu konzentrieren. Und von Genuss hält er nun mal sehr viel. Genau so wie von Magdeburg.

Christian Köhler