Das Aha-Erlebnis, es kam vor einigen Jahren in der Straßenbahn. Horea Conrad traute seinen Ohren kaum: Viele, die dort saßen, sprachen englisch miteinander. Dort, auf den Schienen, hat er verinnerlicht, „dass Magdeburg tatsächlich eine internationale Stadt geworden ist, ein beliebter und hochgeschätzter Ausbildungsort für Studenten und junge Wissenschaftler“. Er erzählt von dem jungen Paar, das in Stadtfeld neben ihm wohnt und in Oxford promoviert hat. Und von den jungen Leuten, in der Wohnung über seiner. Sie sind aus Berlin nach Magdeburg gekommen, um hier in renommierten Firmen zu arbeiten. „Ich selbst habe von Magdeburg aus viele Kontakte ins Ausland geknüpft“, sagt der Mitbegründer und heutige Chef des Kunstvereins derART. Seit 16 Jahren lebt Horea Conrad, der gebürtige Bukarester, in Magdeburg. So lange war er sonst nirgends sesshaft. Es ist seine 22. Wohnung, erzählt der Mann, der in seiner Jugend durch Europa gezogen ist, in Berlin wohnte, sich in Paris mit Kunst beschäftigte, in Dortmund und Hannover studiert hat. Aus familiären Gründen kam Horea Conrad nach Magdeburg und verließ die niedersächsische Metropole. „Es war ein Kulturschock“, erinnert sich der Künstler. „Magdeburg sah im Herbst 1997 traurig aus.“ Graue Häuser, menschenleere Straßen, kaum ein Café, wo man draußen sitzen konnte. „Magdeburg blieb mir erst verschlossen, weil ich die wertvollen Orte noch nicht kannte, die man nur mit anderen Menschen kennenlernt“, sagt Conrad. „Heute ist Magdeburg so unvergleichlich anders.“ Heller, bunter, freundlicher und offener. Es zieht ihn immer noch in die Welt hinaus, der Wahl-Magdeburger ist oft unterwegs, plant Projekte, trifft sich mit Künstlern. „Doch in Magdeburg bin ich eindeutig zu Hause“, erklärt er. „Hier habe ich meine besten Freunde, und ich bin mit diesem Ort mitgewachsen.“ Selbst für seinen Bruder, der aus Paris anreist, ist die Elbestadt ein Stück Heimat geworden. „Ich habe ihm vorgeschwärmt, jetzt liebt er Magdeburg auch“, sagt der Kurator. Bei jedem Aufenthalt realisiert das Künstler-Duo ein Projekt – dreht einen Film, erstellt eine Reportage oder trifft gemeinsame Freunde. Die Kunst führt alle zusammen. Horea Conrad hat den Grundstein dafür mit der Vereinsgründung selbst gelegt. „Es gab anfangs keine Möglichkeit für mich, hier zu tun, was ich gern wollte“, sagt der Künstler. Er nahm die Fäden in die Hand – und seine Kamera. Die Fotografie wurde zum Ausdrucksmittel. Er macht sich stets ein Bild von Menschen, Orten und Visionen. Er schiebt die Kunstvermittlung in der Landeshauptstadt an. Magdeburg als Kulturhauptstadt Europas? Warum nicht? „Das ist genau der richtige Weg, er bringt neue Ideen, neue Kontakte“, sagt Horea Conrad. „Und das nützt Magdeburg schließlich auch als Stadt der Wissenschaft.“

Horea Conrad