Die Entscheidung nach Magdeburg zu gehen, konnten vor zwei Jahren nur wenige seiner Heidelberger Kollegen nachvollziehen. Aber Berend Isermann hatte mit seinem wichtigsten Argument für seine Standortwahl schnell alle überzeugt. „In Magdeburg gibt es zwei DFG geförderte medizinische Forschungsbereiche.“ Vor zwei Jahren wurde Berend Isermann zum Professor für Klinische Chemie an der Medizinischen Fakultät der Guericke-Universität berufen. Und er wurde der neue Direktor des Institutes für Klinische Chemie und Pathobiochemie am Uniklinikum. Es ist vor allem die Dynamik, die das Arbeiten hier so spannend macht, sagt er. Sie ist in solchen Unis zu spüren, die sich schnell weiterentwickeln. „Magdeburg steht an der Schwelle, national und international Akzeptanz zu gewinnen“, so Isermann. „Ich konnte mir sofort vorstellen, an dieser Entwicklung mitzuwirken“. Darum kam der Mediziner, Forscher und Weitgereiste gern nach Magdeburg. Zu den Lebensstationen des gebürtigen Kielers, der in Bielefeld aufgewachsen ist, zählen Göttingen, Würzburg, Heidelberg, das englische Bristol und Milwaukee in den USA. Magdeburg reiht sich für ihn durchaus schlüssig in seinen Weg. „Hier gibt es enorm viel Entwicklungspotenzial mit dem Max-Planck-Institut, dem Leibnitz-Institut, zwei Sonderforschungsbereichen, die medizinisch orientiert sind, und zahlreiche weitere wissenschaftliche Verbundprojekte, bei denen die Otto-von-Guericke-Universität vertreten ist. Isermann geht auf in seiner Arbeit, aber er vergisst trotzdem nicht, dass auch das Umfeld für die Familie stimmen muss. Seine Frau, ebenfalls eine Medizinerin, und seine vier Kinder zogen kurz nach ihm nach Magdeburg. Im Hause Isermann geht es ein bisschen anders zu. Einen Fernseher sucht man vergebens. Bücher, Theater- und Kinobesuche ersetzen die Flimmerkiste. Die Kinder besuchen das Konservatorium, die Theater-Ballettschule und sind mit Freunden unterwegs, die sie hier schnell gefunden haben. Die Familie liebt den Harz und freut sich, dass sie für ihre Wanderungen nicht lange anreisen muss. „Ich gebe zu, dass bei uns erst eine gewisse Skepsis vorherrschte, was das Leben in Magdeburg betrifft“, sagt Isermann. Aber die ist längst gewichen. „Die Vorteile der Stadt, die wir gerade als Familien wahrnehmen, haben uns positiv überrascht.“ In Nordwest haben es sich die Sechs gemütlich gemacht, zum Richtfest kam die ganze Nachbarschaft. Das einzige, was Berend Isermann ärgerlich findet, ist die fehlende ICE-Verbindung nach Berlin. Wenn es die gäbe, ist er sicher, würde sich die Arbeitsmarktlage verbessern. Bevor sie nach Magdeburg kam, hat sich die Familie intensiv mit der Stadt befasst, das hört man bei einem Gespräch mit dem Professor schnell heraus. Locker wechselt er zwischen Forschung, Entwicklungen und der Frage, ob Magdeburg Kulturhauptstadt werden könnte. Auch dafür hat er mindestens einen guten Grund parat: „Allein der historische Kontext spricht dafür. Ich unterstütze die Bewerbung auf jeden Fall“, betont Berend Isermann.

Professor Dr. Berend Isermann