„Guten Morgen aus Magdeburg“, diesen Gruß schickt Kerstin Hattar monatlich über das World Wide Web zu den vielen Standorten der Firma Manpower Personaldienstleistungen. Per Internet informiert sie über Neuigkeiten des Unternehmens. „Ich streue auch immer etwas über Magdeburg ein“, sagt sie schmunzelnd. Dass sie dem Sportclub Magdeburg die Treue hält, weiß man dank dieses „webinars“ jetzt in ganz Deutschland, ebenso dass in ihrem Dienstwagen mit Frankfurter Kennzeichen zwei grün-rote Fanschals hängen und dass Magdeburg viel zu bieten hat. Dabei ist die Powerfrau ein echter „Fischkopp“, wie sie lächelnd erzählt. In Sanitz bei Rostock geboren und in Neubrandenburg aufgewachsen, führte der Lebensweg der jungen Frau, die in ihrer Kindheit Handball in der Leistungssportklasse spielte, zunächst nach Berlin. Nach dem Abitur in Neubrandenburg absolvierte sie eine Ausbildung zur Reprofotografin, danach zur Industriekauffrau, arbeitete beim VEB Schreibgeräte in der Hauptstadt und beim Möbel- und Einrichtungskontor. Parallel büffelte sie beim Fernstudium an der Handelsschule Leipzig für den Abschluss Diplom-Betriebswirtin. Ein Stellengesuch der Völkerschule für benachteiligte Jugendliche brachte sie nach Magdeburg. „Ich versuche das mal“, sagte sie und packte ihre Koffer. Die Stadt kannte sie nur als Handballhochburg. „Ich fühlte mich hier schnell zu Hause“, erinnert sie sich. „Magdeburg löst in mir eine Grundsympathie aus. Es hat sich inzwischen enorm viel getan, aber die Macken, die noch bleiben, haben auch Charme“, sagt Kerstin Hattar. „Die Stadt und ihre Einwohner sind speziell. Sie wirken zurückhaltend und sind doch so herzlich.“ Als sie 1994 bei Manpower anfing, merkte die praktisch veranlagte Frau schnell: „Das passt wie Bommel auf Latschen.“ Sie arbeitete zwei Jahre als Abteilungsleiterin, war Niederlassungsleiterin, Gebietsleiterin und Regionaldirektorin. „Ich habe einfach ein Händchen für Menschen“, sagt Kerstin Hattar über ihre Karriere. Seit 2004 gehört die Wahl-Magdeburgerin zur Geschäftsleitung. Sie bekam viele Angebote, woanders zu arbeiten. „Aber warum sollte ich?“, fragte sie sich. Die Familie überlegte: „Was müsste uns eine andere Stadt bieten, damit wir wegziehen?“ Sie zählten die Vorteile von Magdeburg auf: nicht zu groß, nicht zu klein, ein passendes urbanes Umfeld, viele Freunde und der Sportclub mit all der Leidenschaft, die dort drinsteckt. „Meinem Mann und mir gefällt das Umfeld, das wir uns geschaffen haben“, sagt sie. Beide investieren viel Zeit in ehrenamtliches und gemeinnütziges Engagement. „Ich bin es gewohnt, in Visionen zu denken“, erklärt Hattar. Darum unterstützt sie die Bewerbung zum Titel Kulturhauptstadt Europas: „Es ist nicht utopisch. Wer nichts versucht, erreicht auch nichts.“ Solche Botschaften verschickt sie jeden Monat in die Welt. Von Magdeburg aus.

Kerstin Hattar