Es gibt viele Blickwinkel, aus denen eine Stadt betrachtet werden kann. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Magdeburger Seniorenbeirates richten ihren Fokus darauf, wie ältere Menschen ihren Alltag gestalten können. Dabei würden sie häufig Hürden entdecken – im wahren und im übertragenen Sinne – meint Petra Schubert. Die stellvertretende Vorsitzende hat sich wie alle anderen im Gremium den Abbau dieser Hürden auf die Fahne geschrieben. Der Beirat, der vom Stadtrat berufen wird, versteht sich als Sprachohr und Interessenvertretung aller Magdeburger, die über 60 Jahre alt sind, insgesamt sind das mehr als 70.000.

„Zusammengefasst tragen wir dazu bei, die Gesellschaftskultur unserer Stadt zu beleben“, erklärt Petra Schubert. Die ehemalige Chefin des „AMO“-Kulturhauses ist in Magdeburg ein bekanntes Gesicht und als engagiert bekannt. Dass sie sich jetzt auch leidenschaftlich für die Belange der Senioren einsetzt, empfindet sie nicht als Bürde, sondern eher als „eine Möglichkeit, den Menschen, die in ihrem Leben viel geleistet haben, etwas zurückzugeben“. Ähnlich sehen es auch alle anderen Beiräte. Jeder einzelne hat bestimmte Bereiche des täglichen Lebens im Blick. Petra Schubert gibt beispielsweise Impulse in der Kultur. Detlev Fritsch hat vor allem die Barrierefreiheit im Blick.

Alle zusammen schaffen eine Plattform, die ältere Menschen unterstützt. Zu den Schwerpunkten ihrer Arbeit gehört der Einsatz für die Integration der Senioren ins städtische Leben. „Viele ältere Menschen sind einsam, gerade wenn ihre Mobilität nachlässt“, weiß Detlev Fritsch. „Manche ziehen sich auch zurück, weil sie schlicht zu wenig Geld haben, um am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben, andere wiederum scheitern an Barrieren. Das geht schon bei Fahrplan-Aushängen los, die viel zu klein gedruckt sind. Petra Schubert ergänzt: „Wir helfen auch bei Anträgen für Wohngeld oder Amtsgängen.“

Jeden Donnerstag lädt der Seniorenbeirat zur Sprechstunde ins Rathaus ein. Dabei hören die Mitglieder von vielen Alltagsproblemen. „Diese können wir direkt selbst bearbeiten oder leiten sie an die Fachgremien weiter“, erklärt Petra Schubert. Wichtig sei zudem die Vernetzung von Bund, Land und Kommune, beispielsweise, wenn es um Förderprogramme für Senioren geht. Auf kommunaler Ebene sucht und pflegt der Beirat den Kontakt zu den Gemeinwesenarbeitsgruppen in den Stadtteilen, zum Theater, zum Museum, zum Konservatorium und anderen Einrichtungen. „Wir möchten einfach, dass ältere Menschen mehr wahrgenommen werden, und dass man sensibler mit ihnen umgeht“, fasst Detlev Fritsch zusammen.

Einfach sei das nicht immer, meint der Magdeburger. Manches Problem lässt sich nur langfristig bearbeiten, nicht selten stoßen die Mitglieder auf „Wänden in den Köpfen“. Der Lohn für ihre Arbeit sei der Dank der älteren Generation, so Petra Schubert. Wenn sich ein Knoten gelöst hat, wenn sich die Erreichbarkeit verändert hat, wenn es plötzlich vergünstigte Seniorentickets bei Veranstaltungen gibt, generationsübergreifende Termine „laufen, wie geschmiert“, nach Konzerten in Pflegeheimen oder nach dem „Tanztee“, den sie in Eigenregie regelmäßig im „AMO“ durchführen – und wo „Senioren endlich mal wieder tanzen können“. „Da kullern vor lauter Dankbarkeit auch schon mal Tränen“, weiß Petra Schubert und fügt an: „Wir sind froh, mit unserer Arbeit den älteren Menschen und der Stadt etwas zurückzugeben.“

Wenn sie Wünsche frei hätten, gingen viele in die Richtung „verstärkte Wahrnehmung“, „Dankbarkeit“ und „Einbeziehung“. Verknüpft mit der Bewerbung Magdeburgs als „Kulturhauptstadt Europas 2025“ wünschen sich Petra Schubert und Detlev Fritsch, „dass die Senioren in die Vorbereitungen für die Bewerbung mit einbezogen werden“. Die stellvertretende Vorsitzende sagt: „Selbst, wenn wir den Titel nicht holen, ist das ein guter Weg, um vieles und viele in Magdeburg zu entdecken oder wiederzufinden.“

Sie spricht darüber, wie „ihre Stadt“ sich „gemausert hat“, was erreicht wurde und dass „wir uns absolut nicht verstecken müssen – im Gegenteil, wir müssen gesehen werden“. Und das könnte zugleich das Credo des Magdeburger Seniorenbeirats sein.

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Petra Schubert und Detlev Fritsch


Seniorenbeirat