In diesem Jahr ist der Magdeburger Fasching ins „AMO Kulturhaus“ zurückgekehrt. Für die „Ottojaner“, dem Karnevalsverein der Otto-von-Guericke-Universität, ist das ein Zeichen des Aufbruchs. Der Magdeburger Traditionsverein unterzieht sich einer Verjüngungskur.

Einer, der sie mit vorantreibt ist Vizepräsident Patrick Möhring. Seine „Ottojaner-Laufbahn“ beginnt vor sechs Jahren, als ihn eine Schulfreundin, die selbst seit ihrer Kindheit dabei ist, mit zum Verein nimmt. Per Zufall rutscht er in die „Boygroup“, tanzt mit und bleibt dabei. Die alten wilden Zeiten im „AMO“ kennt er nur aus Geschichten. Er ist als Vizepräsident angetreten, um den Fasching in Magdeburg wieder Auftrieb zu geben. Warum? „Weil Karneval zu unserer Gesellschaftskultur gehört“, meint Patrick Möhring. „Und weil es schade wäre, wenn es die Ottojaner hier nicht mehr geben würde.“

Die vergangenen Jahre waren nicht gerade lustig für den Verein, der 1954 als Studentenvereinigung gegründet wurde, in seinen besten Jahren zu DDR-Zeiten bis zu 10.000 Tickets abgesetzt und vier große Veranstaltungen geschmissen hat. In seiner 64-jährigen Geschichte hat der Verein neben den Höhen auch Tiefen erlebt. Dazu zählte, dass er immer mehr mit der Veranstaltungsvielfalt in der Stadt und dem Rückgang der Gäste zu kämpfen hatte, weshalb der angestammten Party-Ort, das „AMO“, weichen musste.

Vor vier Jahren stand der Verein kurz vor der Auflösung. Aber das war den verbliebenen „Ottojanern“ dann doch zu traurig. „Auch unser Verein gehört zur Kultur dieser Stadt“, sagt Patrick Möhring. „Wir machen nicht nur Party und Umtrunk, wir beleuchten auf satirisch überspitzte Art auch die politische Lage und die Gesellschaft. Nicht zuletzt kann man bei uns den Alltag verlassen und in eine andere Rolle schlüpfen.“

Es ist ein Mix aus Rückbesinnung auf ihre Wurzeln und den Blick in die Zukunft, die den faschingsfreudigen Magdeburgern derzeit wieder zu neuem Schwung verhilft. Die 28 Mitglieder haben den Generationswechsel „gezündet“. So hat ein junges Prinzenpaar in der vorigen Saison, den „Ottojaner-Thron“ erklommen hat. In diesem Jahr verkauften sie zirka 1.300 Eintrittskarten – so viel wie schon lange nicht mehr.

In der Vereinsgeschichte finden sich viele Namen, die für die Organisation großer Veranstaltungen stehen. Jetzt treten einige „Stamm-Planer“ in die zweite Reihe. Die nächste Generation tritt an, den Faschingsspaß in der fünften Jahreszeit in Magdeburg – die ja auch namenstechnisch als Ottostadt dazu passt – zu übernehmen. Mehr Studenten wolle man wieder motivieren im Verein mitzumischen oder mitzufeiern, sagt Patrick Möhring. Soziale Netzwerke werden ins Marketing eingebunden, aber auch Magdeburger angesprochen, die diese alten wilden Zeiten wieder aufleben lassen möchten.

Dafür strickt der Verein seine Organisation um. Administrative Aufgaben werden auf mehrere Schultern verteilt, es gibt mehr Sitzungen, wo sie nach der „Jecken-Zeit“ gleich wieder die nächste ins Visier nehmen. Das verkleidungsfreudige Partyvolk möchte regiert werden, darum muss ein Motto erdacht, Bühnenbilder erstellt, Werbeartikel geplant werden. Jedoch nicht nur in der Ottostadt sind die „Ottojaner“ unterwegs. In der „Session“, also der Karnevalssaison, zeigen sie sich bei befreundeten Vereinen, rollen mit einem Truck beim Festumzug in der sachsen-anhaltischen Karnevalshochburg Köthen durch die Straßen und rühren auch sonst die Werbetrommel.

Für Patrick Möhring, im echten Leben Ingenieur, endet die Saison nie. Er hat sich dem Verein verschrieben. „Vereine, das Pflegen von Leidenschaften, sind wichtig für jede Stadtkultur“, sagt er und spricht darüber, dass es für „das soziale Miteinander einfach schön ist, wenn sich Gleichgesinnte treffen“. Noch mehr Gleichgesinnte wollen die „Ottojaner“ auch als Unterstützer finden.

Der Betreiber vom FCM-Fanshop ist als ein neuer Sponsor angetreten. „Das ist großartig“, schwärmt der Vizepräsident. „Dann hören auch Fußballfans von uns und die können ja bekanntlich sehr gut feiern und halten treu zu einem Verein.“ Wenn Patrick Möhring Gründe nennen soll, warum Magdeburg Chancen bei der Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2025“ hat, gehört die Vereinsverbundenheit jeglicher Art für ihn zu Magdeburg dazu. „Wir sind ja nicht nur Hochkultur und pflegen kulturelles Erbe, viele Ehrenamtliche bewegen etwas. Das macht uns vielfältig.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Patrick Möhring


"Ottojaner"