Wolfgang Heckmann kann getrost als „Mr. OLi“ bezeichnet werden. Den inoffiziellen Titel trägt er mit Humor und Stolz. Gemeinsam mit der Autorin Ines Möhring, der Frau an seiner Seite, hat der Professor für Sozialpsychologie viel Freizeit und Geld in die Rettung des 1936 erbauten, und damit ältesten Kinogebäudes der Stadt, investiert und es zu einer kulturellen Oase gemacht.

Geboren unweit von Stendal und später in Westberlin beheimatet, kehrt Heckmann 1992 „nach Hause“ zurück. So empfindet er es damals, als er in die Region seines Geburtsortes zurückkehrt. Als er seine Professur für Sozialpsychologie an der Hochschule Magdeburg-Stendal antritt, ist er sofort „gefangen, von der Stadt mit ihren unzähligen kulturellen Möglichkeiten“, erinnert er sich. Anders als viele seiner Kollegen, pendelt er nicht lange, sondern verlegt seinen Lebensmittelpunkt nach Magdeburg.

2003 kauft er das alte Kino an der Olvenstedter Straße, das jahrzehntelang ein Magnet für die Magdeburger war, aber nach der Wende fünf Jahre leer steht und verfällt. „Viele haben damals gesagt, dass man die OLi-Lichtspiele retten muss. Ich habe gedacht, einer muss die Ärmel hochkrempeln und habe es gemacht“, erinnert sich Wolfgang Heckmann. Damit trifft er nicht nur den Nerv vieler Stadtfelder, sondern auch von seiner Lebensgefährtin, die früher „fast jeden Sonntag hier Filme geschaut hat“. Heute teilt der emeritierte Professor, der noch immer im Arbeitsleben steht, das Kino mit jedermann, der an Kultur und Begegnung interessiert ist. Der kuschlige Saal mit seinem eigenen Charme, den 200 Plätzen und bis zu 30 Plätzen an Tischen ist die Kulisse für Filme, die sonst keinen Platz auf großen Leinwänden haben. Im „OLi“, über dem der Professor und die Schreiberin wohnen und ihr Büro haben, flimmern alte Schinken und Kinderfilme über die Leinwand, es ist Bühne für Konzerte, Lesungen, Theater und ungewöhnliche Veranstaltungen. Verliebte genießen hier das Flair inklusive Bewirtung, fünf Heiratsanträge wurden hier gemacht.

Biker rollen ihre Maschinen in den Saal. Kinder von Geflüchteten, die im Alltag bei der „Tafel“ ein- und ausgehen, werden Programm, Geschenke und Bewirtung geboten. Das Duo, das Reisen und Kochen liebt, öffnet das „OLi“ für alle, Künstlern, die sich sonst keine große Bühne leisten können oder für „Poetry Slamer“. Reichtümer können die Stadtfelder damit nicht anhäufen. „Das hier“, so Ines Möhring, „ist eine Leidenschaft, bei der man durch die Reaktionen der Menschen belohnt wird.“ Und Wolfgang Heckmann sagt: „Ich habe den Kauf nie bereut.“

Diese Leidenschaft des Gebens hat den Sozialpsychologen in seinem bewegten Berufsleben immer begleitet. Nach seinem Studium in Göttingen und Berlin arbeitet er mehr als drei Jahre mit Kollegen und Drogenabhängigen in einer „Therapie-Kommune“ und baut die erste Drogenberatungsstelle der Stadt für „Christiane F.“ (Autorin von „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“) und andere auf. Fast zehn Jahre ist er Drogenbeauftragter in Berlin, dann Psychologe im Schulsenat, wissenschaftlicher Direktor am Aids-Zentrum und Mitarbeiter bei der Weltgesundheitsorganisation in Kopenhagen. Bis 2014 hat er an der hiesigen Hochschule gewirkt.

Zu seiner Berufung gehört auch das Kiez-Kino, wo „glückliche Momente entstehen“. Wenn das Paar darüber spricht, wird es nicht müde zu betonen, dass das Kino als Stadtteilzentrum funktioniert. Wolfgang Heckmann sagt: „Wir sind nicht nur Kultur im Sinne eines Ortes für die schönen Künste, das Kino lebt auch durch seine Architektur.“ Die Fassade wird im Sinne des Magdeburger Architekten Carl Krayl saniert, das Gebäude als wichtiger Ort der Stadt für das Bauhaus-Jubiläum 2019 gewertet. Beide Richtungen wollen Wolfgang Heckmann und Ines Möhring weiter vorantreiben.

Dass sie möglicherweise 2025 in der „Kulturhauptstadt Europas“ leben, dafür setzen sie sich ein. „Dieser Titel und alles, was dabei mitschwingt, würde der Stadt guttun“, ist sich Ines Möhring sicher. Was sie in sieben Jahren machen, können Beide nur schwer sagen. Am liebsten würden sie gern ihre Nachfolger gesichtet haben. „Irgendwann möchten wir das OLi in verantwortungsvolle Hände abgeben“, so Wolfgang Heckmann. „Aber es müssten schon Menschen sein, die diesen Ort genauso wahrnehmen wie wir.“ Keine leichte Aufgabe. Viel Herzblut, Zeit, Geld und Erlebnisse stecken im Haus mit der Stecktafel für Filmtitel und Veranstaltungen über dem Eingang. „Letztlich ist uns am wichtigsten, vielfältiger Kultur einen Ort zu geben“, meint Ines Möhring.

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Ines Möhring und Prof. Dr. Wolfgang Heckmann


"OLi Lichtspiele"