Kultur ohne Wissenschaft wäre für ihn undenkbar. Prof. Dr. Eckart D. Gundelfinger kann dies ganz klar belegen. Der wissenschaftliche Direktor des „Leibniz-Instituts für Neurobiologie Magdeburg“ (LIN) weiß, dass die Kreativität im Hirn entsteht. Und damit kennen er und sein Team sich aus.

Die kulturelle Evolution, meint der renommierte Hirnforscher, habe die biologische Evolution zumindest im Hinblick auf die Geschichte des Menschen zu großen Teilen abgelöst. Die Ursache ist einleuchtend: Informationen werden durch kulturelle Werkeuge wie Schrift oder Sprache viel effizienter weitergetragen, als es biologische Informationen können. „Die menschliche Evolution wird demnach durch die Kultur geprägt. Insofern sind wir im Leibniz-Institut an der Basis, wenn wir über Kultur reden“, sagt Gundelfinger.

Das LIN gehört zur „Champions League“ der international führenden Hirnforschungszentren. Knapp 220 Köpfe zählt die Belegschaft. Ihre Mission ist die Erforschung der Mechanismen von Lernen und Gedächtnis sowie deren krankhafter Störungen. In den 1960er Jahren begründete Hansjürgen Matthies die Tradition der Lern- und Gedächtnisforschung in Magdeburg.

Als erster Direktor des Institutes für „Pharmakologie und Toxikologie“ an der „Medizinischen Akademie“ prägte er die Anfänge der Forschungseinrichtung mit dem Konzept zur Entschlüsselung von Lern- und Gedächtnisvorgängen im Gehirn. Matthies war es auch, der 1967 das erste internationale Magdeburger Hirnforscher-Symposium initiierte. Noch heute findet die traditionsreiche Reihe alle fünf Jahre als „Learning & Memory Meeting“ in Magdeburg statt und trägt zur Reputation der gesamten „Leibniz-Gemeinschaft“ bei.

Dass Prof. Dr. Eckart D. Gundelfinger und sein Team auch bei der „Langen Nacht der Wissenschaft“ mitmachen, ist selbstverständlich. Das Institut an der Brenneckstraße öffnet in jedem Jahr seine Pforten und Labore für einen Blick hinter die Forschungskulissen. „Die Lange Nacht hat eine fantastische Entwicklung erlebt. Zu den beliebtesten Programmpunkten in unserem Haus gehören die Mitternachtsvorlesungen, die selbst zur späten Stunde immer voll besetzt sind“, erzählt der Wissenschaftler.

Er bezeichnet es als genialen Schachzug der Stadt, die Veranstaltung auch trotz der erfolglosen bundesweiten Bewerbung als „Stadt der Wissenschaft“ im Jahr 2006 und als jährliches Wissenschaftsevent für die Magdeburger zu etablieren.

Darin sieht Gundelfinger zugleich ein gutes Vorbild für die Magdeburger Bewerbung als „Kulturhauptstadt Europas 2025“. Durch ihre Verankerung in der Stadt kann die Wissenschaft helfen, die Bewerbung zu unterstützen. „Ich bin begeistert von dieser Idee. Ich habe erlebt, dass man, selbst wenn man nicht erfolgreich ist, eine große Chance durch den Bewerbungsprozess erhält, etwas Neues anzufangen und aufzubauen. Allein die vielen Ideen und aktuellen Diskussion zur Kulturhauptstadt bringen uns voran. Der Weg dahin kann schon etwas bewegen“, ist sich der Wissenschaftler sicher. Es müsse nun noch gelingen, die Bürger mehr mitzunehmen.

Im Kulturbeirat „Historisches Erbe und Identität“ hat er bis September 2017 mitgearbeitet und Ideen für den Bewerbungsprozess eingebracht. Er sagt: „Bei dieser Bewerbung sind alle gefragt – vom Bürgermeister bis zum Kita-Kind, vom Kulturschaffenden bis zum Rentner. Und wir Wissenschaftler wollen gern dabei mitmachen.“

Seine Freizeit verbringt der passionierte Fotograf auf der Suche nach maroder Industriekultur, seinem Lieblingsmotiv auf den eigenen Kalendern für Freunde und Kollegen. Aktiv erleben ihn die Besucher am Salbker Wasserturm. Hier bringt er sich in den Turmpark-Verein ein und ist freudig erstaunt, mit welch großem Interesse die Magdeburger ihre Stadtgeschichte wiederentdecken wollen. Seit Prof. Dr. Eckart D. Gundelfinger 1992 in die Elbestadt kam, hat er den positiven Wandel verfolgt. „Wir sind noch lange nicht am Ende der Möglichkeiten. Es gibt noch viel Potenzial, unsere Stadt weiterzuentwickeln.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Prof. Dr. Eckart D. Gundelfinger


"Leibniz-Institut für Neurobiologie"