Robin Zöffzig schafft Kunstwerke, an denen sich die Geister scheiden. Bunt und wild sind sie. Häufig sind freizügige Frauen zu sehen. Viel nackte Haut, das ist ein Markenzeichen. „Ich mag es, wenn meine Bilder polarisieren, nichts ist schlimmer, als wenn die Kunst gefällig ist“, sagt der 34-Jährige.

Im März 2017 präsentiert er auf der Leipziger Buchmesse ein Bild, das die Magdeburger Jungfrau mit freier Brust zeigt. Robin Zöffzig zitiert damit den französischen Maler Eugéne Delacroix und löst Diskussionen aus. Noch immer reiben sich Betrachter die Augen, wenn sie diese Jungfrau heute im „Ratskeller“ sehen. Dort hängt das Werk, das die Stadt gekauft und dem Restaurant als Leihgabe überlassen hat.

Für den gebürtigen Magdeburger ist die „Jungfrau“ nur eins von vielen Bildern, die Gegenwind erzeugen. Er nennt das, was er zeigt, „ironischen Sexismus“. „Ich huldige den Frauen, möchte aber ein Statement setzen gegen den Schönheitswahn“, erklärt er. Mit dieser Botschaft untermalt er auch eine Ausstellung, die Anfang des Jahres in der „Grünen Zitadelle“ zu sehen ist. „Fackeln im Shitstorm“ überschreibt der Magdeburger Maler die Schau und wird nicht müde zu erklären, dass er damit Bezug nimmt auf Facebook oder Instagram. Er sagt: „Ich setze mit der superalten Technik Malerei diesen schnelllebigen Medien etwas entgegen. Alte Technik in neuem zeitgeschichtlichem Kontext. Kunst bleibt, Profilbilder verschwinden.“
Auch den Schönheitswahn unserer Gesellschaft nimmt er so aufs Korn. Bei der Vernissage erklärt Robin Zöffzig: „Unser Körper ist kein Schmuckstück, sondern ein Vehikel. Darum male ich gerade unsere Makel besonders schön und übertreibe alles. So auf die Spitze getrieben, schafft das nur Malerei.“

Dass dabei eben wirklich ein „Shitstorm“ entfacht werden kann, erlebt Robin Zöffzig, als er im Spreewald ein riesiges Wandbild erschafft. Direkt an der Bundesstraße, auf 80 Quadratmetern, ist die entblößte Nico, einst Muse von Andy Warhol zu sehen. Leser und Redakteure empören sich in den Zeitungen. Die Boulevard-Presse bekommt Wind davon. Am Ende ist das Bild sogar Thema im Fernsehen und Zöffzigs Werk deutschlandweit ein Aufreger. Und der Maler? Der sagt: „Das war zwar nicht immer lustig, aber ich finde es cool, wenn es zwei Parteien gibt, die sich öffentlich mit meinen Werken auseinandersetzen. Denn kunstgeschichtlich hat Nacktheit immer dazu gehört.“

Die Inspiration für seine provozierende Kunst fliegt Robin Zöffzig überall zu. Eine alte Gartentür im Dornröschenschlaf, ein süßer Hund – er saugt alles auf, fotografiert Motive, um sie dann später als „Füllstoff“ für seine Werke einzusetzen. Er lebt seine Kunst, die sich nicht nur aus seinen Ideen zusammenfügt, sondern auch viel Technik verlangen.

Sein Rüstzeug dafür sammelt er schon früh. Als Kind „strömt die Kunst bereits heraus“, erinnert er sich: „Andere füllten brav die Felder beim ,Malen nach Zahlen‘ aus, ich habe gleich mehrere Felder übereinander gelegt.“

Dass der Laptop nicht sein künftiges Arbeitsmittel sein soll, stellt Robin Zöffzig beim Industrie-Design-Studium fest. Ihn zieht es weg vom Bildschirm, hin zur Burg Giebichenstein zum Kunststudium. Seiner Heimatstadt Magdeburg bleibt er immer verbunden, gewinnt unter anderem Kunstpreise in der „HO-Galerie“ in Westerhüsen. Das beflügelt den Künstler. „Ich sah, dass ich den richtigen Weg gewählt hatte“, sagt er.

Sein Meisterstudium hat Robin Zöffzig längst in der Tasche. Und im Kopf hat er noch „unendlich viele Ideen“. Er denkt darüber nach, „ein bisschen seriöser zu werden.“ Aber einen „neuen Zöffzig“ solle es nicht geben. „Ich möchte immer erkennbar bleiben“, meint er. Inzwischen kennt man seine Werke deutschlandweit. An zahlreichen Orten werden Zöffzig-Ausstellungen eröffnet. Und doch bewegt es ihn sehr, als er in der „Grünen Zitadelle“ inmitten seiner Werke steht.

„Das ist ein Heimspiel für mich, hier treffe ich viele Freunde und Bekannte“, sagt er. Dann spricht er von seinen Großeltern, die er regelmäßig besucht, von aktuellen Projekten, bei denen er mit Unternehmen Wände bedrucken möchte, vom Verein „Kulturanker“, mit dem er „immer gern etwas macht“. Ganz plötzlich zwischendurch ruft er ins Podium: „Magdeburg, ich liebe dich echt!“

              

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Robin Zöffzig