Kunst in der Kantine? Manch einer mag sich mit dieser Vorstellung nicht anfreunden, für Christian Goral und Frithjof Virkus jedoch ist das Alltag. Die beiden Inhaber der „Kunstkantine“ in der Buckauer Karl-Schmidt-Straße beschreiben, wer zu ihnen kommt: „Das Publikum ist gemischt, vom Studenten bis zum Arbeiter ist wirklich alles dabei“, sagen sie. Genießen können die Besucher der „Kunstkantine“ Musik der Richtungen House und Techno, hin und wieder gibt es auch Konzerte.

Gleichberechtigung herrscht dabei zwischen Entspannung und Bewegung: Die Barbereiche sind genauso groß wie die Tanzflächen, dahinter steckt die Philosophie, dass der Austausch genauso wichtig ist wie das Tanzen. „So kommen am Ende des Tages Gruppen zusammen, die sich auf der Straße nicht mit-einander unterhalten würden“, sagt Frithjof Virkus.

Eine Türpolitik gibt es nicht in der „Kunstkantine“, dort könne wirklich ganz klischeehaft der Punk mit dem Banker tanzen und quatschen. „Und für die ganz Verrückten haben wir auch noch einen Klein-Floor, eine Mini-Tanzfläche, auf der zu besonderer Musik richtig die Post abgeht“, sagt Christian Goral.

Dieses Konzept funktioniert mittlerweile schon im 16. Jahr, darauf sind beide stolz. Eine der Besonderheiten der „Kunstkantine“ ist auch, dass sie nur ein- bis zweimal im Monat geöffnet hat. „Wir wollen damit nicht unbedingt reich werden und die Spannung hoch halten“, merkt Frithjof Virkus an.
Was den Betrieb der Kunstkantine angeht, machen Virkus und Goral alles selbst. Als Künstler, DJs und Musikproduzenten haben sie die musikalische Seite des Geschehens ebenso im Griff wie die organisatorische. Eigentlich stehen sie nicht gern im Mittelpunkt: „Wir bleiben ganz gerne im Hintergrund“, so Christian Goral. Das Team der „Kunstkantine“ bestehe aus lauter „bunten Vögeln“, die dem Laden auch das Gesicht geben würden.

Im Sommer habe zwar keiner so richtig Zeit für sich, weil dann neben der „Kunstkantine“ auch die „Datsche“ direkt daneben ein stetiger Anlaufpunkt für Gäste ist, aber zum Schlafen würden immer noch alle nach Hause gehen, verraten beide mit einer gehörigen Portion Humor. Langweilig wird es ihnen dabei nie: „Kunstkantine und Datsche sind unsere Spielwiese. Wir können uns in jede Richtung kreativ austoben“, so Virkus.

So können auch Stammgäste immer mal wieder etwas Neues entdecken. Eins ist nämlich beiden wichtig, und darum stecken sie auch reichlich Aufwand in „Kantine“ und „Datsche“: „Unsere Gäste sollen sich wohlfühlen und die familiäre und entspannte Atmosphäre ein Stück weit mitnehmen können.“ Christian Goral und Frithjof Virkus würden sich beide freuen, wenn sie den Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2025“ für Magdeburg erleben könnten.

„Prinzipiell hat Magdeburg alles, was es braucht: Theater, Schauspiel, Puppentheater, alte Bauten, allerdings wird leider oft die Subkultur vergessen“, merken sie an. Die Kunstkantine selbst findet sich in dieser Nische eher wieder. Christian Goral vermutet: „Für klassische Spießbürger sind wir keine Kultur, da landen wir in einer Schublade mit Stempel. Das ist aber menschlich, man kann sich leider nicht mit allem und jedem wahnsinnig beschäftigen.“ Bei einer Sache sind sie sich aber ganz sicher: „Auch Subkultur wird wohl nicht aussterben.

Es wäre nur schön, wenn sie von der Gesellschaft etwas mehr Akzeptanz erfahren würde, denn Kultur ist letztlich doch alles, was Menschen den Alltagsstress vergessen lässt. Ein Stück weit ist sie ein Luxus, wird aber immer da sein.“ Die Kulturlandschaft in der Landeshauptstadt Magdeburg sehen Goral und Virkus dennoch positiv: „Gerade bei kleinen Projekten geht in den vergangenen Jahren wieder mehr, und die Hochkultur im Theater ist stetig gut.“ Wo sie selbst in fünf Jahren sind, können sie noch nicht genau sagen: „Wir leben ein bisschen in den Tag hinein und hoffen, dass wir noch Spaß haben werden.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Christian Goral und Frithjof Virkus


"Kunstkantine"