Ein kleines grünes Paradies ist der Garten von Kristin Reß am Fermersleber Weg. Tomaten und Zucchini gedeihen hier nebeneinander, Sonnenblumen strahlen über die anderen Blumen und Wein rankt am Geländer empor. Die Schwiegermama weiß jedes Jahr ein leckeres Rezept für die süßen Trauben nach der Ernte.

Vor fünf Jahren hat Kristin Reß ihre Parzelle im Kleingartenverein „Rosenwinkel e.V.“ mit ihrem Mann und der kleinen Tochter gepachtet. Heute ist sie sogar im Vorstand tätig und leitet als Kassenwartin die finanziellen Geschicke des Vereins. Wann immer es ihre Zeit zulässt, ist die junge Frau dort zu treffen.

„Mein Mann und ich sind auf dem Land groß geworden. Unsere Eltern hatten immer einen Garten. Hier in der Stadt mit unserer Wohnung fehlte uns das und wir haben uns schnell dazu entschieden“, erzählt sie. Vor allem aber war es eine bewusste Entscheidung für ihre damals vierjährige Tochter. Sie sollte in der Natur sein, an der frischen Luft und auch ein Stück Freiheit genießen, erinnert sich Reß an ihre Beweggründe.

Gemeinsam säen, pflanzen, wässern, ernten sie in der Familie alle gemeinsam in ihrem grünen Reich. Über den Gartenzaun sind dabei auch so manche Freundschaften entstanden. Mit den Nachbarn und anderen „Laubenpiepern“ verstehen sie sich sehr gut. „Es passiert schon einmal, dass ich nur kurz zum Gießen komme und wir im Garten nebenan bis in den späten Abend zusammensitzen und erzählen“, so Reß freudestrahlend. Dafür eignen sich Gemeinschaften wie ihre oder die zahlreichen anderen Gartenvereine in Magdeburg besonders. Und es ist ein Ausgleich zum Job als Bürokauffrau. Nach einem langen Tag am Schreibtisch ist für sie das Unkraut zupfen oder Pflanzen gießen geradezu entspannend.

Längst haben die heutigen Kleingartenvereine alte Klischees von „Alte-Leute-Treffen“ und kerzengeraden Blumenrabatten abgelegt, weiß Kristin Reß. Ihre Gartennachbarn sind junge wie alte Leute, Singles und Familien, Freundeskreise oder Lebensgemeinschaften. Sie alle vereint die Freude an der Gärtnern oder der Natur. Kleine Vorgaben des Vereins sind zu erfüllen, aber die 53 Parzellenbesitzer können sich ihre grünen Oasen zu großen Teilen auch mit eigenen Vorstellungen gestalten. Das gefalle der kreativen Frau sehr, denn es fördert in ihren Augen auch die Gartenkultur in der Stadt.

Als Hobbyfotografin ist Kristin Reß überall in den Magdeburger Stadtteilen unterwegs und sucht nach schönen Motiven. Dabei bleibt der Blick häufig auch an den vielen privaten oder in Vereinen organisierten Gärten hängen.

Für die Kulturhauptstadtbewerbung der Landeshauptstadt können sich die Vereine mit ihrem grünen Engagement sicherlich gut einbringen. „Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Gartenvereine dabei unterstützen, um die Stadt grüner zu machen oder Ausstellungen zu gestalten. Vielleicht auch mit anderen Vereinen zusammen“, sagt sie. Mit Blick in ihre Geburtsstadt Burg und der diesjährigen Landesgartenschau dort sieht Reß viele Vorteile durch ein solches Vorhaben.

Inspiration findet die junge Frau bei ihren kulturellen Ausflügen in Magdeburg. „Ich bin ein Museumstyp und gehe gern ins Technikmuseum oder Naturkundemuseum. Außerdem finde ich es klasse, dass man selbst in den großen Centern in der Innenstadt wunderbaren Ausstellungen begegnet“, schwärmt Reß. Ihr Töchterchen ist Mitglied in der Leichtathletikabteilung des SCM. Das führt die Familie regelmäßig zu Sportveranstaltungen der Stadt. Diese Mischung gehöre auch zu ihrem Kulturverständnis.

„Kultur ist für mich ein großer Begriff. Jeder versteht darunter etwas Anderes. Auch Migration und Religion gehören dazu. Das erlebe ich auch im Verein“, erzählt Kristin Reß. In ihrem Gartenverein sind seit zwei, drei Jahren die gemeinsamen Feste und Aktivitäten miteinander mehr geworden. Das fördert den Gemeinschaftssinn, ist die einhellige Meinung. Und ganz bestimmt auch die Gartenkultur in Magdeburg. 

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Kristin Reß


"Kleingartenverein Rosenwinkel e.V."