Anfang des Jahres ist „Ellen Noir“ in den Buckauer Bahnhof eingezogen. Die „schwarze Ellen“, eine von Alexander Jödecke geschaffene fiktive Kunstfigur, personifiziert den Club mit den schwarzen Wänden und dem metallisch-mystischen Ambiente.

Mehr als ein Jahr arbeitet der Magdeburger daran, dass dort, wo einst die Magdeburger Tafel Essen ausgab, auf zwei Floors gefeiert werden kann und ein neues Domizil für Künstler entsteht. Hier im Club mit den schwarzen Fenstern vereinen sich zahlreiche Interessen des 35-Jährigen, der auf 20 Jahre Erfahrung zurückblickt. In unzähligen Läden hat er als DJ aufgelegt, war in vielen Locations unterwegs. Inspirationen bringen ihm Künstler wie HR Giger mit seinen Alienfilmen und elektronische druckvolle Sounds. Er sei „ein Kinder der 90er Jahre“, sagt Alexander Jödecke. Die Love-Parade mit ihren Anfängen ist ein Meilenstein seiner musikalischen Lebensgeschichte.

Seit mehr als 20 Jahren macht der Magdeburger Musik, verknüpft sie später mit der Fotografie und dem Design, er produziert eigene und fremde Label. Vor elf Jahren gründet Alexander Jödecke das „Studio 63“, seine Firma, in der er seine künstlerischen Schwerpunkte als Geschäftsmann organisiert: Werbung, Fotografie und Webdesign. Nun wäre es an der Zeit gewesen, eine „zweite Base“ in seiner Heimatstadt zu schaffen, meint er. Dass er dafür den geeigneten Platz im Buckauer Bahnhof gefunden hat, sei für ihn ein Glücksfall. „Buckau ist ein Entwicklungsviertel für Künstler, der Bahnhof hat Flair“, sagt Alexander Jödecke. Er sieht sich selbst als Visionär, meint er und begeistert Andere von der Idee, Kunst und Kultur verschiedener Formen in den alten Bahnhof zu bringen.

Trotz seiner Vorliebe hat der Magdeburger nicht nur die elektronische Musik im Blick, wenn er davon spricht, „Ellen Noir“ künftig viel Leben einzuhauchen. Ein großes Spektrum möchte er hier bieten, Ausstellungen, Lesungen, Performance-Kunst und vieles mehr in den Club bringen. Zur Zukunftsmusik gehört auch, ein 3D-Mapping für den Bahnhof auf die Beine zu stellen, mit Theatern zusammenzuarbeiten, Kooperationen mit Einrichtungen einzugehen.

Nach den ersten Monaten zieht Alexander Jödecke eine gute Bilanz für „Ellen Noir“, weiß aber auch, dass sich viele Magdeburger noch schwer tun mit der schwarzen Dame. „Wir wollen uns künftig noch mehr öffnen und auf uns aufmerksam machen“, erklärt er und betont, „dass hier soll kein Ego-Künstler-Stiefel werden, hier sollen möglichst viele Menschen Kunst mitgestalten“. Alexander Jödecke sagt: „Kultur ist für mich der Inbegriff von Gemeinsamkeit und bedeutet für mich, dass man Räume schafft, Projekte macht, an denen man Spaß hat, dass man gegen den Stillstand arbeitet.“ Darum wolle er Künstlern, die sonst nicht wahrgenommen würden, einen Platz bieten.

Am besten immerzu und gut sichtbar. „Denn“, so Alexander Jödecke, „eine Stadt kann nie genug Kultur haben“. Er weiß, dass sich in Magdeburg in diesem Bereich „viel entwickelt hat“, freut sich aber auch, dass sich „auch alles weiter entwickelt.“ „Allerdings“, so der Clubbesitzer, „müssten Projekte und die Macher noch mehr unterstützt und gefördert werden. Letztlich bleibt so was wie dieser Club ja immer mit einem Risiko verbunden.“

Viel Zeit und Kraft hat ihn die Eröffnung gekostet. Und fertig ist noch längst nicht alles, weitere Räume müssen renoviert werden, damit unter anderem bald eine Galerie zur Verfügung steht. Rund 150 Gäste können sich im Club vergnügen, können zu elektronischer Musik von Deep- bis Tech-House, von Jungle bis Trance tanzen. Wer zu später Stunde „Ellen Noir“ besuchen möchte, muss vorher klingeln und auf das Schiebefenster achten, dass sich öffnet. So ist das in Clubs, die nur begrenzt Platz haben.

Obwohl – Alexander Jödecke rücke gern mit allen Kulturschaffenden und Kulturliebenden eng zusammen, meint er. Darum sagt er auch, dass man in Magdeburg „noch mehr miteinander wirken“ solle – besonders, wenn es um solche wichtigen Dinge wie die Bewerbung um die „Kulturhauptstadt Europas 2025“ ginge. Er meint: „Wir müssen dafür sorgen, dass wir genügend Hot Spots haben. Wenn wir zusammenrücken, kann das richtig gut werden.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Alexander Jödecke


"Ellen Noir"