Mit der „Rückführung“ hat alles angefangen. Unter diesem Titel luden Norbert Pohlmann und seine ehrenamtlichen Mitstreiter Ende 2004 zu einem Kultur-Happening für die ehemalige Kunstgewerbe-  und Handwerkerschule in der Brandenburger Straße. Im Mittelpunkt stand die Geschichte dieses kreativen Ortes mitten in der Magdeburger Innenstadt und mit seiner 170-jährigen Tradition, die 1963 von der DDR-Regierung mit einem fatalen Beschluss zur Schließung beendet wurde. „Es war für mich interessant, dass die Geschichte einer der ältesten Kunstschulen Deutschlands, die so enorm wichtig war für die Stadt, in Magdeburg so wenig bekannt war“, erinnert sich Pohlmann.  Mit einer zwölfteiligen Theaterserie ließ sich die Neugier für das Kreativzentrum wieder entfachen. Das sollte bewahrt bleiben.

Das Stadtjubiläum 2005 bot die Chance – und zugleich auch Fördertöpfe – für diesen Ort ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln. Autor Ludwig Schumann und Designer Ulrich Wohlgemuth hatten gemeinsam mit Pohlmann daran mitgeschrieben. „Wir wollten den noch vorhandenen ´genius loci´ wieder wecken“, sagt er. Das „Forum Gestaltung“ öffnete mit dem gleichnamigen Verein als Träger im November 2005 und setzt seitdem mit vielseitigen Veranstaltungsformaten kulturelle Impulse weit über die die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus.
Seit drei Jahren finden hier die Magdeburger Jazztage statt. Die Reihe „Jazz in der Kammer“ hat im „Forum“ ebenfalls eine neue Heimat gefunden. Im Oktober und November eröffnen bereits zum elften Mal die „Tage der jüdischen Kultur“. Gedenkkultur wird auch anhand anderer stadtgeschichtlicher Zäsuren kenntlich gemacht. Das jährliche Gedenkkonzert am 10. Mai anlässlich der fast vollständigen Zerstörung Magdeburgs im Dreißigjährigen Krieg gehört dazu. Ebenso die Veranstaltung an jedem 16. Januar.

Geradezu legendär – und häufig bereits im Vorfeld ausverkauft- lockt das alljährliche Sommertheater „Olvenstedt probiert´s“   eine feste Fangemeinde in den Innenhof des „Forum Gestaltung“. Eine Erfolgsgeschichte, in die der Theatermann Pohlmann seine Erfahrungen aus der Zeit bei den „Freien Kammerspielen“ in Magdeburg einbringt. Herzblut steckt aber vor allem in den national wie international beachteten Ausstellungen an dieser historischen Kreativstätte. „Seit 2005 haben wir kontinuierlich Ausstellungen mit internationalen Niveau gemacht“, erzählt der Geschäftsführer. Die kreative Arbeit gehöre ebenso zum Arbeitsalltag wie Anträge schreiben und Gespräche mit der Politik. Das bleibe wichtig, denn, auch wenn das „Forum“ eine erfolgreiche Entwicklung genommen habe, bleibe das ursprüngliche Konzept im Ganzen noch nicht realisiert.

Das „Kenntlichmachen“ der Stadt und ihrer Kultur ist ihm immer wichtig gewesen. Weggefährten kennen seinen Ausspruch: „Kultur ist, wenn man es trotzdem macht!“ Jüngste Beispiele seiner Zusammenarbeit mit Magdeburger Kulturschaffenden und Künstlern zeigt sich in seinem Engagement im „Kulturschutzbund Magdeburg“, beim Sommerfestival „Ekmagadi – Kultur im Klosterbergegarten“ oder bei der „Magdeburger Kulturnacht“. Vor sieben Jahren moderierten er und sein Team den Bewerbungsprozess zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ mit Formaten wie dem „Magdeburger Kulturdiskurs“. Später folgten weitere kulturelle Interventionen, unter anderem der viel diskutierte Film „Magdeburg sein“ gemeinsam mit Regisseur Mathias Herrmann.

Die Entscheidung für die Bewerbung war in jedem Fall richtig, meint Pohlmann. „Für Magdeburg kommt sie genau zur richtigen Zeit. Wir haben in der Stadt schon etwas geschaffen, auf das wir aufbauen können.“ Für den aktuellen Prozess brauche es aber einen Qualitätssprung und vor allem Inhalte mit Bezug zur Stadt. Eine internationale Theaterausstellung, auch als Reminiszenz an die Deutsche Theaterausstellung von 1927 in Magdeburg, wäre so eine Idee. Diese würde er mit aktuellen politischen Themen verbinden. „Vielleicht sollte man auch etwas weniger auf die Formulare aus Brüssel schauen und vielmehr überlegen, dass man es auch anders versuchen kann.“

Für das „Forum Gestaltung“ hat er eine Vision. Die Entwicklung sehe er an einem Punkt angekommen, an dem es nun einen Schub geben könnte, das gesamte Haus als Kreativquartier begreifen und zu gestalten. Auch die Vorbereitungen der nächsten Veranstaltungen laufen bereits. Innerhalb des Bauhaus-Jubiläums 2019 wird eine Ausstellung zum großen Magdeburger Künstler und Designer Stefan Wewerka präsentiert. Und eine Herzensangelegenheit soll Wirklichkeit werden: Im Auftrag des Landes soll der gemeinnützige Verein eine Dauerausstellung zur Geschichte der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule einrichten.

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Norbert Pohlmann


"Forum Gestaltung"