"Für mich bedeutet Kultur, in einer weltoffenen Atmosphäre die Möglichkeit zu haben, Erfahrungen in dieser Stadt zu machen, die mich intellektuell aber auch emotional verändern“, beschreibt Lars Johansen seine ganz persönliche Definition von Kultur. Und Erfahrungen hat er „in dieser Stadt“ –  in Magdeburg – viele gemacht. Mittlerweile lebt er hier länger als in seiner Heimatstadt Hannover.

Das Jahr 1993 war ein prägendes in seinem Leben. In jenem Jahr starb sein Vater, er selbst feierte seinen 30. Geburtstag und stand vor der Frage, was er aus seinem Leben machen möchte. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er in einem Buchladen, um „leben zu können“, wie er erzählt. Nebenbei spielte er Kabarett – seine eigentliche Leidenschaft. Er beschloss, sich dieser fortan voll und ganz zu widmen, kündigte seinen Job und bewarb sich beim Kabarett in Dresden.

Und dann war es eher ein Zufall, der ihn nach Magdeburg brachte: Die Stelle in der sächsischen Landeshauptstadt war bereits besetzt, doch die „Magdeburger Kugelblitze“ hörten von seiner dortigen Bewerbung und luden ihn kurzerhand zum Vorsprechen ein. Es folgte ein Weiteres und plötzlich war er hier. „Ich bin unglaublich dankbar für diesen Zufall. Von alleine wäre ich nie hierhergekommen“, erinnert sich Johansen zurück.

Doch wenn ihn heute jemand fragt, woher er kommt, ist seine Antwort ganz klar „Magdeburg“. Seit 24 Jahren lebt er in der Ottostadt und hat die Entwicklung der hiesigen Kulturlandschaft miterlebt und -geprägt. „Als ich ankam war das kulturelle Angebot in Ordnung, aber nicht umwerfend. Mittlerweile ist die Szene riesig. Von Amateuren, die sich hier engagieren, über verschiedene Performancegeschichten, Literatur, Musik, Film, Open-Air-Kino oder dem ,normalen‘ Leben in der Stadt: Wer sagt, hier ist es langweilig oder er findet hier nichts für sich, der schaut sich nicht richtig um“, ist Johansen überzeugt. 

Trotz seiner jährlichen 100 bis 150 Solo-Vorstellungen als Kabarettist engagiert sich Lars Johansen in zwei wichtigen Kulturvereinen der Stadt. Er ist Vorsitzender des „Offenen Kanals Magdeburg e.V.“ sowie des Vereins „ARTist! e.V.“, der seit 2006 den „Moritzhof“ als soziokulturelles Zentrum verwaltet und bespielt. Der Verein koordiniert die gemeinsamen Veranstaltungen der dort eingemieteten Vereine und organisiert ein kontinuierliches Programm mit Konzerten, Kinovorführungen, einem französischen Filmfestival sowie Lesungen und Ausstellungen.

Dabei liegt dem großen Film-Fan das Kinoprogramm im „Moritzhof“ besonderes am Herzen. So kommt es auch mal vor, dass ein Film ins Programm genommen wird, der zwar Johansen gefällt, aber nicht unbedingt den Geschmack des Publikums trifft. „Das ist aber völlig in Ordnung, denn wir machen Kino für alle und das zu erschwinglichen Preisen“. Aber auch die rund 40 anderen Mitglieder des Vereins sind nicht weniger engagiert und haben die Möglichkeit, ihre eigenen Ideen in die Programmgestaltung einzubringen. Sein kulturelles Engagement will er auch im Rahmen seiner Möglichkeiten für die Bewerbung Magdeburgs als „Kulturhauptstadt Europas 2025“ einbringen. Er glaubt, die Chancen hierfür stehen gar nicht schlecht. „Magdeburg ist eine interessante, vielfältige Stadt und hat viel anzubieten. Die Bewerbung hat die Stadt zum Vorteil verändert und tut es immer noch.“ Allein der Wille sei für ihn ein wichtiges Zeichen und für Magdeburg eine große Zukunftschance.

Und was können die Magdeburger und ihre Gäste in Zukunft vom Moritzhof erwarten? „Es bleibt alles wie es ist und das bedeutet, es ist in steter Veränderung“, philosophiert er augenzwinkernd. „Wir möchten das bewährte Programm fortsetzen, dabei aber verstärkt Familien und Senioren einbinden.“ Johansen selbst wird im Spätsommer mit seinem neuen Soloprogramm an den Start gehen. Im nächsten Jahr lebt er bereits 25 Jahre in Magdeburg. Dieses besondere Jubiläum soll dann ebenfalls Bestandteil seines Programms werden.

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg 

Lars Johansen


"Kulturverein Moritzhof"