Mit einem Anruf eines befreundeten Opernsängers vor zwei Jahren fing alles an. Seit jenem Telefonat arbeitet Matias Tosi in Magdeburg. Die Stadt kennengelernt hat er schon früher, genaugenommen seit 2014 zog es ihn immer wieder in die Elbestadt, vorrangig zum Hundertwasserhaus. Das letzte von Friedensreich Hundertwasser geplante Kunstwerk mit seinen bunten Türmen und in der Sonne goldglänzenden Kugeln ließ den geborenen Argentinier nicht mehr los. Matias Tosi sieht sich als künstlerischer Leiter der „Grünen Zitadelle“ Hundertwassers Philosophie verschrieben. Dass „die Kunst die Vermittlung zwischen Mensch und Natur ist“ und erweitert das Credo des Künstlers noch um „die Vermittlung zwischen Mensch und Kunst.

„Als künstlerischer Leiter diene ich der Kunst, wenn das Objekt ein Kunstwerk ist“, sagt er. Die Zitadelle ist aber nicht nur Kunstwerk, sondern auch Wohn- und Arbeitsort vieler Magdeburger. Tosis Funktion ist es, dass „die Leute die reinkommen, einen besonderen Wohlfühlfaktor erleben zu lassen“ mit vielen Aktivitäten und Ideen. Von der Bepflanzung „bis zu den Uhrzeiten wann die Hausmeister arbeiten“. Matias Tosi hat es sich zur Aufgabe gemacht, dass „jeder, der hier arbeitet, lebt und in die Zitadelle kommt, jeden Tag ein neues positives Erlebnis erhält“. So erklingt an jedem „goldenen Sonntag“, dem ersten Sonntag im Monat, Musik aus dem kunterbunten Gebäude.

In den kalten Wintermonaten finden Touristen und Bewohner duftende Glühweinstände und Lebkuchenbäcker auf dem Weihnachtsmarkt im Hundertwasserhaus. Das Gebäude ist eine kleine Stadt für sich, so gibt es einen Supermarkt, Ärzte, Kindergärten, Theater und Cafés und seit kurzen auch noch der Ausgangspunkt eines erfolgreichen Weltrekords. Die Idee mit den bunten Vogelhäusern war eine „verrückte Idee“ erzählt der ehemalige Sänger lachend.

Der Zuspruch war darauf war enorm - Schulen, die Lebenshilfe, Institutionen für Behinderte, Demenzzentren, Kindergärten und viele weitere Magdeburger boten sofort ihre Hilfe an und haben geholfen den Weltrekord der meisten Vogelhäuser für die Ottostadt zu gewinnen. Tosi kommt ins Schwärmen, wenn er über den Rekord spricht „die Stärke Magdeburgs hat diese Idee besonders hervorgehoben: die Stärke Magdeburgs sind seine Bewohner, man kann auf die Menschen zählen“. Es gibt viele Vorwürfe, die Magdeburg immer wieder erleiden muss, aber, „wenn die Bürger über diese Vorurteile hinausschauen und ihre eigene Stärke finden“, dann, so ist sich Matias Tosi sicher, „haben wir guten Chancen „Kulturhauptstadt Europas“ zu werden“.

Warum die Bewerbung für die „Kulturhauptstadt Europas 2025“ für Magdeburg so förderlich ist, ist für Matias Tosi klar: „dann ergibt sich die Möglichkeit sich zusammenzutun und in eine gemeinsame Richtung zu gehen und diese heterogene Kulturlandschaft etwas homogener aufzulösen“. Vielleicht setzen sich die „Kulturmacher“ ein gemeinsames Ziel. Denn es gibt viele Institutionen, die sehr viel Hochwertiges für die Stadt und deren Besucher organisieren, „aber der gemeinsame Schwung in eine Richtung fehlt noch“, erklärt Tosi. Die Ursache dafür sieht er „in den verschiedenen Generationen aus unterschiedlichen Schichten und Geschichten“. Für Matias Tosi ist die Kultur, die alles vereint und „in dem Moment in dem ein Kulturbild da ist, sind wir alle gleich. Und es ist total wichtig, dass alle Zugriff zu Kultur haben. Damit eben dieser mögliche Frust, die Unzufriedenheit oder Desorientierung beseitigt werden und das kann nur die Kultur“. Nicht nur die Kultur liegt dem ausgebildeten Sänger am Herzen. Nach einer 17-jährigen Kariere auf der Opernbühne steht er jetzt auf der anderen Seite. Er gibt „die Regieanweisungen“. Aber das reicht ihm nicht, „er möchte weiterhelfen“, sagt Matias Tosi. Engagiert sich in vielen sozialen Projekten und möchte damit „etwas den Magdeburgern zurück geben“.

Für die Zukunft wünscht sich der künstlerische Leiter der „Grünen Zitadelle“, dass sich „die Magdeburger nicht verstecken“ und sich beim Besuch des Bauwerks „ein Urlaubsgefühl einstellt“. Die Öffnung der Grünen Zitadelle zur Stadt hin, werde weiterentwickelt. „Das ist total wichtig“, betont Matias Tosi abschließend.

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg 

Matias Tosi


"Die Grüne Zitadelle"