Bunt ist die Farbe, die immer gewinnt“, sagt Juliana Luisa Gombe. Denn durch Kultur und Vielfalt werde Magdeburg toleranter. Die Vereinsvorsitzende des gemeinnützigen „TOLL e.V.“ muss es wissen. Mit zahlreichen Veranstaltungen und Sprachangeboten fördern sie und die 40 ehrenamtlichen Mitglieder seit zwei Jahren die Integration von Flüchtlingen und Migranten und zugleich das Miteinander mit Deutschen in Magdeburg.

Der Vereinsname steht für Toleranz Lernen und Leben. Das sei in heutigen Zeiten nicht immer selbstverständlich. Hier will der Verein etwas verändern und durch unterschiedliche Projekte den respektvollen Umgang miteinander fördern. „Toleranz ist ein Lernprozess für Immigranten und Deutsche gleichermaßen. Er gehört zur Integration dazu“, so Juliana Gombe. In der Physik nenne man dies Resonanz. „Wenn man etwas gibt, erhält man auch etwas zurück“, ergänzt die herzliche Frau aus eigener Erfahrung.

Aus politischen Gründen musste die gebürtige Angolanerin aus ihrem Geburtsland flüchten und fand nach einigen Stationen in Magdeburg eine neue Heimat. Ihre eigenen Erlebnisse setzt sie für die Arbeit mit Flüchtlingen, vor allem mit Flüchtlingskindern und ihren Familien ein, die sich in einer für sie fremden Welt zurechtfinden sollen.

Dafür wurde sie unter anderem im Mai 2018 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Für den „TOLL e.V.“ hat Juliana Gombe das Vereinskonzept entwickelt. Insbesondere Kinder, Jugendliche und Familien stehen im Mittelpunkt. Dr. Elke Otto, stellvertretende Vorsitzende, erinnert sich gern an eines der ersten Projekte: „Es war damals ein erstes Wagnis für den Verein. Im Moritzhof haben wir gemeinsam mit dem Theater Poetenpack ein Theaterprojekt zu Nathan der Weise mit Jugendlichen aus Afghanistan, Syrien, dem Irak und weiteren vier Nationalitäten veranstaltet. Nicht nur die Jungen und Mädchen haben in den Proben zueinander gefunden, auch das Publikum war begeistert.“  

Über 700 Schülerinnen und Schüler kamen aus ganz Sachsen-Anhalt zu den Aufführungen. Mit Jugendlichen arbeitet der Verein auch heute zu Themen wie Umweltbewusstsein und Kinderrechte.

Aber auch spontane Begegnungen der Vereinsmitglieder in der Stadt führen zu Projekten. So folgte einer sehr gastfreundlichen Einladung zu einem kurdischen Geburtstag die Idee zu einem orientalischen Picknick mit Musik. In Deutschkursen für Frauen sollen alltägliche Situationen geübt werden. Das sei wichtig für das Miteinander. „Sprache ist der Anfang von Kultur. Erst dann kann man Ideen und Fantasien austauschen, über Pläne reden und sich mitteilen“, so Dr. Elke Otto.

„Für mich ist Kultur vor allem Begegnung“, ergänzt Vereinsvorsitzende Gombe. Kulturelle und attraktive Angebote gebe es ihrer Meinung nach sehr viele in Magdeburg.  Das sieht auch Vereinsmitglied Lothar Schirmer ähnlich. „Jeder findet in Magdeburg etwas für sich, wenn er wirklich Interesse hat. Manchmal würde ich mir für die Kultur und ihre Begleiterscheinungen auch etwas mehr Toleranz wünschen“, erklärt er. Sperrungen von Wegen und Flächen für eine Veranstaltung gehörten genauso dazu wie etwas Lärm beim Auf- oder Abbau.

In der Magdeburger Bewerbung als „Kulturhauptstadt Europas 2025“ sieht Juliana Gombe einen großen Ansporn für Verein und Stadt. „Wir wollen da unbedingt mitmachen und natürlich auch gewinnen“, sagt sie lachend und blickt zugleich auch kritisch auf die kulturelle Arbeit in der Stadt.

In der Vernetzung zwischen den Vereinen und der Stadtverwaltung bewege sich schon vieles, aber es fehle immer noch etwas Verständnis. Vielleicht gelinge es durch den Bewerbungsprozess etwas besser, die Wahrnehmung der Vereine bei den Politikern zu steigern. „Mit Offenheit und Toleranz kann uns dies gelingen.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Bild: Lothar Schirmer, Dr. Elke Otto, Juliana Luisa Gombe, Horst Renters

Juliana Luisa Gombe, Dr. Elke Otto, Lothar Schirmer, Horst Renters


TOLL e.V.