Gina Maria Mund liebt Musik. Und sie liebt es, sie an Orten zu präsentieren, wo normalerweise keine Konzerte gegeben werden. Mit ihrem Projekt „Wohnzimmerkonzerte Magdeburg“ zeigen die 29-Jährige und ihr Kollege Philipp Kloss, dass auch „Musik abseits der Radiohitlisten“ ein Platz hat. Alles beginnt 2013, als bei einer Freundin eine australische „Couch-Surferin“ übernachtet und spontan ein Live-Konzert gibt. „Wir könnten daraus eine Reihe machen, die Magdeburgs Subkultur belebt“, so dachten mehrere Menschen gleichzeitig. Was spontan und mit 20 Publikumsgästen beginnt, nimmt an Fahrt auf.

Das Projekt macht sich einen Namen – unter Künstlern und Musikbegeisterten. Inzwischen gehören 30 ehrenamtliche Kulturschaffende zum Projekt-Team, veranstalten fast monatlich Konzerte. Vor kurzem erleben mehr als 170 Zuhörer ein „Wohnzimmerkonzert“ in einem Gemeinschaftsbüro in Neustadt. „Es müssen nicht immer Wohnzimmer sein“, erklärt Gina Maria Mund. „Jeder private Raum, also auch Gärten, Dächer oder Balkone können Plätze für Konzerte sein.“ Wichtig sei, dass es genügend Raum gibt für die Band, die Technik und zahlreiche Gäste.

„Häufig“, erzählt Gina Maria Mund, „fahren wir durch die Straßen und sehen den perfekten Veranstaltungsort, dann sprechen wir jemanden an oder verteilen Info-Material.“ Es geht aber auch andersherum: Dann melden sich potenzielle „Gastgeber“. Wenn alles passt, rücken Organisatoren, Band und Publikum an. Finanziell gesehen wird damit keiner reich. Beim Konzert geht ein Hut herum, in den jeder hineintun kann, was er für angemessen hält. Dennoch: Reich würden sie trotzdem werden, meint die Projektleiterin. „An Erfahrung und Eindrücken.“

Die Plätze für die „Wohnzimmerkonzerte“ sind begehrt, die Anmeldungen übersteigen meist deutlich die Kapazitäten. Das ist für das Team, das auch freundschaftlich eng zusammengerückt ist, Bestätigung und Ansporn zugleich. Das Interesse an Musik, fernab vom Mainstream, an Orten, die sich kein Konzertveranstalter aussuchen würde, wächst in Magdeburg. Auch das ist ein Grund weiter über den Plattenteller zu schauen. Das „Wohnzimmerkonzerte“-Projekt gehört jetzt zur „Musikkombinat GbR“, die Philipp Kloss und Nadine Staats gründen, um öffentliche Konzert zu veranstalten. Damit schaffen sie ein „Dach“ für Projekte, hinter denen weitere Kollektive von engagierten Magdeburgern stehen.

„Castellum Cultura“ widmet sich der Kultur in alten Festungsanlagen, bei „Liebe für alle“ geht es um die Vermittlung von Toleranz und Offenheit. Jedes Team arbeitet für sich und doch haben alle im „Musikkombinat“ etwas gemeinsam: Sie leben ihre Ideale. „Ich könnte nie mit Menschen arbeiten, die Kunst und Kultur nur als Mittel sehen, mit dem sie Geld verdienen können“, sagt Gina Maria Mund. Ihr Fokus ist immer die Musik. Danach richtet sie ihren Lebensweg aus. Nach dem Studium der Betriebswirtschaft und der Unternehmensführung mit dem Schwerpunkt Onlinemarketing, geht sie zu einem großen Musiklabel nach Berlin. Dort bleibt nicht viel Zeit, um sich um die „Wohnzimmerkonzerte“ in Magdeburg zu kümmern. „Ich wollte unbedingt wieder zurück“, erinnert sich Gina Maria Mund. „Hier ist die Anerkennung und Wertschätzung für solche Projekte viel höher.“ Nicht zuletzt lebe sie gern hier, erklärt die Buckauerin. Wenn wirklich Zeit „übrig bleibt“, kann sie Freunde treffen – meist jene aus dem „Musikkombinat“. Weil es nun mal menschlich passt. „Wir sind alle vorrangig Kulturschaffende, die Formen der Subkultur miteinander verknüpfen“, erklärt sie. Das beeinflusse auch die hiesige Kulturlandschaft.

Gina Maria Mund meint: „Es tut sich eine Menge, viele individuelle Projekte in der Subkultur wachsen aus sich selbst.“ Festgelegt ist die musikbegeisterte Magdeburgerin nicht. Wenn sie eine Inszenierung packe, erlebe sie diese gern – egal, ob es eine Vorstellung im Opernhaus, im Puppentheater oder im „Theater an der Angel“ sei. „Kultur ist weit gefasst und am besten ist sie, wenn ein Erfahrungsaustausch stattfindet“, sagt sie.

Darum findet sie auch, dass es „eine gute Idee ist, Kulturhauptstadt Europas 2025 werden zu wollen“ und sagt: „Wir müssen mit den richtigen Instrumenten und Ansätzen daran arbeiten. Wenn dabei Subkultur einen Platz hat, Leerstände gefüllt und Freiräume geschaffen werden, wäre das ein sehr guter Weg für Magdeburg.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Gina Maria Mund


"Musikkombinat + Wohnzimmerkonzerte Magdeburg"