Wenn es um Zirkusgeschichte geht, ist der Magdeburger Gerhard Mette schwer begeistert. Schuld ist daran der Zirkushistoriker Gerhard Zapf, der ab Mitte der 1970er Jahre regelmäßig Lesungen für die „Abtshof“-Beschäftigten auf dem Gelände des Unternehmens hielt. Mit ihm gemeinsam wurden Verbindungen zum Staatszirkus und anderen Zirkussen geknüpft.

„Jeder Zirkus, der in Magdeburg war, kam mit den Tieren, die die Stufen zum Speiseraum hochkamen, zu uns“, erinnert sich Mette. Die ganze Belegschaft besuchte die Vorstellungen, besonders verdiente Angestellte und Arbeiter durften im Frühjahr immer ins Winterquartier des Staatszirkus nach Hoppegarten fahren und dort schon einmal die Proben für das neue Saisonprogramm miterleben. „Außerdem konnte man dort auch mal abgelegte Kostüme kaufen, das war besonders in der Faschingszeit sehr beliebt“, weiß Mette noch aus der Zeit zwischen 1975 und 1990.

So kam auch Gerhard Mette selbst mit dem Thema Zirkus in Berühung. „Vorher habe ich eben wie so viele Leute mal eine Vorstellung angeschaut, ohne mich weiter damit zu befassen“, sagt er. In der Wendezeit hatte er andere Sorgen, legte sich ins Zeug, um „seinen“ Betrieb in Buckau zu retten. Als das gelungen war, kam ihm 1998 der Gedanke, die Kontakte mit den anderen Zirkusfreunden in der Stadt wieder aufleben zu lassen. In ihm reifte der Gedanke, die Magdeburger Zirkusfreunde in einem Gesprächskreis zusammen zu bekommen, das gelang erstmals 2004. Aus anfänglich sieben Freunden wurde bald eine große Abteilung, Gerhard Mette packte die Sammelleidenschaft. „Sie wissen ja, Sammler haben alle einen Tick“, sagt er augenzwinkernd und erzählt, wie er schon Ärger mit seiner Ehegattin bekam, weil zu Hause alles vollgestellt war. Binnen kürzester Zeit schuf er sich mit Hilfe seiner Nachbarn und seines Vermieters im Keller seines Wohnblocks ein erstes kleines Zirkusmuseum, das rasch den ganzen Raum ausfüllte. Zu seinem Glück wurde 2008 die Sanierung der Villa Wolff auf dem „Abtshof“-Gelände in Buckau beendet, die dafür genutzten Fördergelder schrieben vor, die Villa müsse nach der Sanierung fünf Jahre lang der Öffentlichkeit zugänglich sein. Er einigte sich mit dem Unternehmensinhaber Gideon Nissenbaum, in der Villa sein Circusmuseum einzurichten, das dort von 2008 bis 2013 seinen Sitz hatte.

„Man muss staunen, was so in fünf Jahren zusammengekommen ist“, sagt er.  Darunter ist ein Kostüm der berühmten Tänzerin und Sängerin Jospehine Baker, das Mette hütet wie einen Schatz. Zwei Tage vor ihrem Tod 1975 soll sie es noch getragen haben. Auch ein auf den ersten Blick unscheinbarer Ring, der dem Pferde-Dresseur Hermann Ullmann gehörte, ist in der Sammlung zu sehen. „Er hat diesen Ring als Anerkennung von Sarrasani persönlich bekommen, einem berühmten Zirkusdirektor“, sagt Mette. Ullmanns Sohn habe den Ring der Sammlung geschenkt. Auch die Elefantensammlung des Magdeburger Dresseurs Jo Mahall sei ein Höhepunkt seiner Sammlung. Diese Stücke würden ihm schon sehr nahegehen, so Mette.
Nach dem Umzug von der „Villa Wolf“ in das alte Verwaltungsgebäude auf dem „Abtshof“-Gelände musste Mette die Sammlung verkleinern, kann aber immer noch zwei große Modelle zeigen, die ihm am Herzen liegen. Auch die Öffnungszeiten musste er einkürzen, weil keine „Ein-Euro-Jobber“ mehr zur Verfügung stehen. Jeden Mittwoch von 10 bis 17 Uhr steht er aber im Museum für die Besucher zur Verfügung. Schön sei das nicht, aber momentan eben nicht anders lösbar, so Mette. In seiner Freizeit liest Mette in jeder freien Minute, besucht mit der Familie gern Kirchen, Schlösser, Herrenhäuser in den Dörfern des Landes.

Auch als Mitglied der Kulturlandschaft könne er ohne Kultur nicht leben, sagt er. Die Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ sieht er zwar wegen der Konkurrenz als schwierig an, aber auch nicht unmöglich: „Magdeburg hat so viele einzelne Initiativen und Vereine, das muss irgendwie zusammengeführt werden. Ein richtig schönes Paket muss man daraus schnüren.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Gerhard Mette


"Circusmuseum"