Der Name ist Programm. „STEPS DANCECENTER“ steht in Stadtfeld über dem Eingang der Tanzschule von Andrea Hermann. „Steps“, das steht übersetzt für „Schritte“. Die macht die Diplom-Tanzpädagogin nicht nur während unzähliger Trainingsstunden. Sie hat auch Schritt für Schritt eine Schule aufgebaut, an der niemand vorbeikommt, der sich mit der Tanzkultur in der Elbestadt beschäftigt.

Bereits als Kind und Jugendliche wirbelt sie über den Boden, tanzt in kleinen Gruppen, stellt in der Schule Vorstellungen auf die Beine. Alles nicht professionell, aber alles voller Leidenschaft. Diese wollte sie nicht im Rampenlicht ausleben, sondern vermitteln, sagt sie und fügt an: „Ich wollte immer lieber unterrichten.“

Als Schülerin hat sie jedoch zunächst nicht das Tanzen im Blick, sondern die Fächer Russisch und Englisch – bis die Wende kommt. „Plötzlich“, erinnert sich die 45-Jährige, „gab es so viele neue Möglichkeiten“. Als in Magdeburg eine Tanzschule eröffnet, geht die Elftklässlerin schnurstracks dorthin. Sie macht ihr Abitur und studiert Tanzpädagogik. Während des Studiums steht sie auf New Yorker Bühnen, macht Praktika, ist viel unterwegs. „Aber ich wollte immer wieder zurück nach Hause“, sagt Andrea Hermann.

Im Sommer 2000 kommt das Angebot eine kleine Tanzschule mit 200 Schülern zu übernehmen. Sie überlegt lange, greift zu, wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte. Im „STEPS DANCECENTER“ lernen heute bis zu 700 Schüler in vielen Sparten von Ballett bis HipHop. Die jüngsten sind vier Jahre, in der Stepptanz-Gruppe lassen die ältesten Schüler mit über 70 Jahren die Hacken klacken. Die Magdeburger Schule holt bei nationalen und internationalen Wettbewerben Titel und Pokale, drei Mal gibt es dritte Plätze bei Weltmeisterschaften. Und auch abseits von Turnieren ist Andrea Hermann mit ihrer Tanzschule erfolgreich. Größen wie Florian Silbereisen oder Andrea Berg fragen nach Konzert-Begleitungen.

Den Erfolg erarbeitet sich die Magdeburgerin. Seit 2000 baut Andrea Hermann die Schule aus, die zunächst auch räumlich klein ist. Alles wächst über die Jahre. „In den ersten Jahren habe ich von 12 bis 23 Uhr Unterricht gegeben und mich vormittags um die Verwaltung und Inhalte gekümmert“, erinnert sich Andrea Hermann. Heute ist die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt – auch, wenn ihr das Aufteilen anfangs schwerfällt. Sie erledigt gern vieles selbst, muss aber lernen, das Pensum an Tanzkursen zu reduzieren. „Tanzen ist eine schöne Passion“, meint sie, „aber, wenn man sie beruflich betreibt, geht sie auf die Knochen“. Teamwork sei ihr darum wichtig, erklärt die „Tanzchefin“. Der Zusammenhalt sei hier bei „STEPS“ groß, auch unter den Schülern. Manche sind von Anbeginn dabei, einige feiern inzwischen als professionelle Tänzer oder Tanzpädagogen eigene Erfolge.

Die Schule selbst feiert auch: Seit der Gründung hebt sich einmal im Jahr der Vorhang für die Abschlussveranstaltung, bei der alle Schüler auf der Theaterbühne am Uniplatz ihr Können präsentieren. Die vier Vorstellungen für „Klappe, die 18.“ waren nach zwei Wochen ausverkauft. Wenn die Vorbereitungen für die „Klappe“ in die heiße Phase gehen, macht Andrea Hermann tagelang Dauerlauf.

Den Ausgleich zu diesen und vielen weiteren stressigen Tagen findet sie in ihrer Familie. Für ihren Sohn „reserviert“ sie sich freie Zeit, mit ihrem Mann besucht sie Ballett-Aufführungen oder schaut sich Werke im Kunstmuseum an. Alles, was sie tut, ist mit Magdeburg verbunden.

Andrea Hermann schwärmt von ihrer Heimatstadt und beobachtet, was sich kulturell tut. Sie mag das Ballett im Opernhaus, sagt: „Was dort gezeigt wird, hat richtig Klasse.“ Auch in der Tanzszene tue sich ihrer Meinung nach viel. Nur „mehr freie Tanzcompagnien“ würde sie sich noch wünschen, sagt die kreative Elbestädterin. Wenn sie noch ein paar Wünsche für „ihr Magdeburg“ frei hätte, sollte es noch mehr Cafés geben, Einwohner, die „noch weltoffener sind“, Magdeburg „sollte auch architektonisch mehr erblühen“, „es sollte noch mehr mutige Künstler geben, die hier Köpfe öffnen“. Und sie würde Magdeburg den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2025“ „von ganzem Herzen gönnen“. Alles Schritt für Schritt. Natürlich.

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Andrea Hermann


"STEPS DANCECENTER"