Das Haus, in dem Klaus Vogler wohnt, ist mindestens genauso interessant, wie seine Geschichte. Der gelernte Gärtner, studierte Biologe mit dem Spezialgebiet Zytologie und Histologie, Kunstsammler, Galerie-Leiter, Telemann-Darsteller und Musiker wohnt in der „Lippertschen Villa“, dem Schloss von Stadtfeld. Mit vier Jahren zieht der heute 67-Jährige mit seinen Eltern in eine „Notwohnung“.

Er erinnert sich: „1972 hatte meine Vater die verrückte Idee, die Bruchbude zu kaufen und zu renovieren.“ Das historische Gebäude in der Steinigstraße mit seinem parkähnlichen Garten wird zum „Überraschungspaket“. Der Lebensweg von Klaus Vogler verbindet sich mit dem Haus, bei dessen Besichtigung sich selbst eingefleischte Magdeburger verwundert die Augen reiben. „So etwas gibt es hier bei uns?“, diese Frage hört Klaus Vogler häufig.

Der ursprüngliche Bau stammt aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts und beherbergt schon damals eine Gemäldegalerie. Nach der Wende recherchiert Klaus Vogler die Geschichte und dokumentiert sie. „Ich wohne in den Resten eines Schlosses, in einem fantastischen Haus“, sagt er. In den vielen Jahren des Bauens entdeckt er immer wieder Neues. Unter der Holzverschalung taucht eine Gewölbedecke auf. Bei Arbeiten rutscht er in einen bis dahin unentdeckten Weinkeller und findet ein weiteres Stockwerk.

Im Kellergeschoss erfüllt sich Klaus Vogler zum 60. Geburtstag einen Traum: In der „Stadtfelder Schlossküche“ richtet der Kunstliebhaber eine Galerie und einen Treffpunkt ein. Hier stellen Künstler aus, die er „interessant findet“. Die Präsentation und der Besuch – geöffnet ist jeden zweiten Sonntag von 14 bis 17 Uhr – sind für alle kostenlos. Er nennt es „ein Geschenk an die Stadt und seine Einwohner“. Wer sich in der sanierten „Lippertschen Villa“ umsieht, findet auch in weiteren Räumen Keramiken, Bilder und Kunstgegenstände, die so vielfältig sind wie der „Schlossherr“.

Als ein Mensch, der Kunst und Kultur in allen Facetten liebt, greift er 2016 ein, als zwei Künstler unerwartet ihre Aktfotos nicht mehr in den Räumen einer Krankenkasse zeigen dürfen. Er lässt kurzerhand die eigene Ausstellung pausieren und gewährt in seiner Galerie den verschmähten Bildern ein „Exil“. Die Ausstellung wird ein Besuchererfolg und Klaus Vogler nicht nur der Retter, sondern Dritter bei der Wahl zum „Magdeburger des Jahres 2017“. Es ist nicht seine erste Aktion als „Kunst-Retter“. Vor zehn Jahren holt Klaus Vogler bereits ein Sommertheater-Stück quer über die Straße vom „Rayonhaus“ auf seinen Hof, weil es sonst aufgrund von Streitigkeiten nicht mehr gezeigt werden darf.

Die Kunst begleitet den Magdeburger auf Schritt. Schon immer. Klaus Vogler spielt seit seiner Kindheit Geige, setzt sein Ins-trument heute unter anderem beim „Sinfonieorchester Magdeburger Musikfreunde“ ein. „Ein Instrument spielen zu können, bereichert das Leben“, meint er. „Wenn ich nicht Geige spielen gelernt hätte, würde ich mir vieles Andere nicht trauen.“ Er traut sich Einiges, hat beispielsweise Gastauftritte im Kabarett „… nach Hengstmanns“. Im Telemann-Jahr 2017 und zum Geburtstag im März 2018 schlüpft er in die Rolle des Magdeburger Barock-Komponisten und präsentiert mit Leidenschaft eine humorvolle Liedersammlung.

Mit nicht weniger Leidenschaft wuselt Klaus Vogler durch seinen Garten – einer Anlage mit Teich, riesigen Bäumen, kleinem „Höhenwanderweg“ und vielen Blumen. Galerie und Garten, das gehört hier zusammen. „Manche Menschen kommen nur, um sich den Garten anzusehen“, sagt Klaus Vogler. „Das ist gut, denn das nächste Mal kommen sie vielleicht wieder, um auch sich in der Galerie umzuschauen.“ In der Brust von Klaus Vogler schlagen zwei Herzen.

Das eine bebt für die Schönheit, die sich hinter dem Gartenzaun entfaltet, der er viele Stunden widmet. Das andere für die Kunst, die er nicht nur sammelt, sondern auch den Menschen nahe bringen möchte. Darum findet er es „richtig gut, dass Magdeburg den Mumm hat, sich als „Kulturhauptstadt Europas 2025“ zu bewerben“. Klaus Vogler sagt: „Es ist einfach immer gut, wenn sich etwas tut. Die Stadt wird sich auf diesem Weg noch weiter entwickeln.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Klaus Vogler


Stadtfelder Schlossküche