Zwischen der Elbe und dem Kloster Unser Lieben Frauen steht ein gläserner Pavillon in der historischen Altstadt von Magdeburg. Die Aufschrift „KUBUS 2025“ ist in großen Lettern an ihm angebracht. Seit dem Frühjahr 2017 dient der „Kubus 2025“ als öffentlicher Begegnungsraum für Magdeburgs Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“. Ein Ort für die Magdeburger und die Besucher der Stadt, an dem sie Fragen über die Bewerbungsphase stellen und sich kreativ austauschen können.

Die kulturelle Leitung für den „KUBUS 2025“ hat Oliver Scharfbier übernommen. Der gebürtige Hamburger gewann 2009 eine der ausgeschriebenen Atelierförderungen der Stadt Magdeburg. Drei Jahre arbeitete er in einem attraktiven und ruhigen Umfeld in der Tessenowstraße. Die erste Zeit pendelte er noch zwischen seinem Magdeburger Atelier und der Hauptstadt. Dann begann Oliver Scharfbiers Ankommen und Hierbleiben in der Ottostadt. Er zog von der Spree an die Elbe. Mit dem Ankommen im Alltag folgte für Oliver Scharfbier die Erkenntnis, dass er sich nur noch „... auf den kürzesten Wegen bewegt und nicht mehr auf den schönsten“.

Die Nachtwanderungen durch die stille Altstadt, der schweißtreibende aber lohnende Turmaufstieg hinauf auf den Magdeburger Dom, all dies „schafft man, wenn man Gast in Magdeburg ist“, sagt er. Die Arbeit im gläsernen Pavillon öffnete Oliver Scharfbiers Blick, für alles „was ich vorher nicht mehr mitbekommen habe“. Teil des „Teams 2025“ zu sein und die interessante und aufregende Bewerbungsphase mitzuerleben, sei für den 50-Jährigen „eine tolle und vielschichtige Aufgabe“, die dem bildenden Künstler andere Fähigkeiten und Geschicke abfordern als die Arbeit mit der Malerei, an Skulpturen oder auch Videoinstallationen. Als Künstler arbeitete er häufig in seinem Atelier allein mit seinen Ideen und Vorstellungen.

Die neue Aufgabe in dem markanten, quaderförmigen Gebäude „ist anders als ich es mir vorgestellt habe, aber positiv. Letztendlich ist es aber eher etwas, was in den Verantwortungsbereich geht. Meetings und Workshops mit pflegender Hand zu betreuen. Mein Blickwinkel auf Kultur hat sich dabei nicht verändert, nur erweitert“, erklärt er.

Die Kultur und deren „Macher“ sichtbarer werden zu lassen – für die Magdeburger und die Besucher der Stadt – ist Oliver Scharfbier wichtig. So finden im „KUBUS“ Kulturgespräche statt, die immer ein anderes Thema haben. Dadurch finden sich Gesprächspartner, die „sich im Alltag, sonst gar nicht sehen würden, an einem Tisch“. „Die Stadt erweist sich in diesem Prozess als viel größer, reicher und bestbesetzt. Das ist phantastisch. Diese Möglichkeit genieße ich“, sagt er begeistert.

Schlüsselerlebnisse für den Neu-Magdeburger waren die Ausstellung im Altstadtkrankenhaus des Kulturankers „Romantik 2.0“ und die Messe „Mitteldeutschland für zeitgenössische Kunst“. „Ich stellte fest, dass es in Magdeburg junge Leute gibt, die kultur- und kunstinteressiert sind, die eine Sichtbarmachung brauchten. Kunst wird auch hier wertgeschätzt. Doch an der Infrastruktur der Kunst, der Galeriekultur, dem Markt für Kunst fehlt es noch in Magdeburg“, erklärt Scharfbier. Dem Ganzen muss man Zeit geben, und es gibt Bemühungen. „Die Bewerbung um die Kulturhauptstadt Europas 2025 wird diese Entwicklung noch unterstützen“.

Der Künstler erzählt von seinem ehemaligen Wohnort Kassel: „Die gescheiterte Bewerbung um die Kulturhauptstadt 2010 hat trotz allem viel in Bewegung gebracht“. Die Bewerbung Magdeburgs zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“ kann nur positiv enden, „weil die Stadt einen Weg der Selbstfindung und Selbsterkenntnis beschreitet, selbst wenn sie nicht gewinnt“, meint er. Die Entwicklung, die Ziele und Zukunftsideen einer Stadt seien ausschlaggebende Punkte innerhalb der Bewerbungsphase.

„Ich bin absolut davon überzeugt, dass Magdeburg sehr gute Chancen hat. Es kann nur in die Richtung gehen, etwas Anderes ist auch gar nicht möglich,“ sagt er. Der Enthusiasmus und die Überzeugung in seinen Worten sind spürbar. Oliver Scharfbier glaubt an die Ottostadt und ist jetzt angekommen. Er ist ein Magdeburger geworden: „Ich habe in Bremen, Kassel, Belgrad und Berlin gelebt, und jetzt bin ich hier, und es hat sich ehrlich gesagt noch nie so gut angefühlt wie hier. Ich bin sehr zufrieden. Und ich habe das schönste Büro“, resümiert er lachend. 

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Oliver Scharfbier


KUBUS 2025