Als der Veranstaltungsplaner „Kulturschwärmer“ eingestellt wurde, fanden sich einige junge Leute aus Magdeburg zusammen, um ein neues Format zu erstellen. Hinter „Magdeboogie“ stecken heute unter anderem Nadia Boltes und Martin Hoffmann, die im Ehrenamt Veranstaltungen auf der Internetseite ihres Online-Magazins verbreiten. Dabei ist ihnen wichtig: „Wir sehen uns gar nicht als Konkurrenz zu bestehenden Magazinen, sondern als Filter und Ergänzung. Wir geben auch gern zu, dass unsere Veranstaltungen handselektiert werden. Wer Kultur im Ehrenamt schafft, der hat bei uns richtig gute Karten.“

Große Veranstaltungen in den Hallen der Stadt könnten selbst werben, solche Konzerte wird man bei „Magdeboogie“ nicht finden. Stattdessen stellt die Seite nicht nur ganz besondere Veranstaltungen vor, sondern auch die Stadtteile der Landeshauptstadt und die Menschen, die Kultur schaffen.

Gedruckt gibt es „Magdeboogie“ nicht, das kleine Magazin soll ehrenamtlich bleiben und nicht kommerziell werden (müssen). „Unsere Kosten für die Internetseite sind überschaubar, alles andere ist ein Risiko, das wir uns nicht leisten müssen. Und wir müssen uns keine Gedanken darum machen, bei den Artikeln eine bestimmte Länge einzuhalten“, sagt Martin Hoffmann.

Das Redaktions-Team könne alles so machen, wie es will. Momentan schreiben sechs Redakteure und zwei freie Mitarbeiter für das Online-Magazin. Regelmäßig treffen sie sich zu Besprechungen, bieten auch offene Redaktions-Meetings an, bei denen alle Interessierten dazukommen, Tipps geben und Fragen stellen können. Mit offener Kritik seien sie dabei bisher nicht konfrontiert worden, eher mit Ermutigung, so Nadia Boltes.

Eine besondere Leidenschaft hegen die beiden „Magdeboogie“-Schreiber für Subkultur-Veranstaltungen. „Die Abgrenzung ist schwierig, ja, und unsere Auswahl ist immer subjektiv“, meint Nadia Boltes lachend. Aber genau das macht „Magdeboogie“ so besonders: „Wir wollen die Subkultur würdigen und herausheben, welche Angebote junge Menschen so geben können“, erklärt sie.

Viele der Angebote, die sich auf Magdeboogie finden lassen, sind kostenlos oder mit kleinem Preis versehen. In den vergangenen Jahren sei das Angebot an Veranstaltungen größer geworden, sagen sie, vieles davon stammt aus der studentischen Szene. „Die Studenten bleiben heute länger als noch vor einigen Jahren, allerdings ist es schade, dass gerade die geisteswissenschaftlichen, kulturell kreativen Studiengänge weniger werden. Für eine angehende Kulturhauptstadt ist das wahrlich kein Aushängeschild“, sagt Nadia Boltes.

Bei der Bewerbung zum Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2025“ für Magdeburg bekommt Martin Hoffmann leuchtende Augen. „Ich bin begeisterter Europäer, bin schon in vielen Kulturhauptstädten unterwegs gewesen.“ Den Titel sieht er nicht als Auszeichnung, sondern als Ansporn und Entwicklungsprogramm, denn: „So sehr wir Magdeburg gut finden, so sehr sehen wir auch kritische Punkte in der Gestaltung des Stadtraums. Wer von außen kommt, sieht das auf jeden Fall auch.Ein solcher Titel kann sehr sehr hilfreich sein, eine Entwicklung anzustoßen.“ Bei der Definition des Wortes Kultur tut sich Hoffmann schwer: „Das ist, als wollte man einen Pudding an die Wand nageln, jeder versteht etwas Anderes darunter.“

Nadia Boltes hingegen hat gleich eine wissenschaftliche Ansicht parat: „Kultur ist ein transmedialer Raum, in dem Menschen ihr Miteinander ausleben und die eigene Identität bilden.“ Wichtig seien auf jeden Fall die passenden Strukturen, ein solcher Bewerbungsprozess könne ein Hebel für die Kulturschaffenden sein, die Aufmerksamkeit auf Magdeburg zu lenken.

„Für die Jury hat Magdeburg sicher Chancen. Die Frage ist eben, ob die Stadt wirklich offen oder bereit genug ist, sich soweit zu öffnen, dass Veränderungen möglich sind.“ Martin Hoffmann sieht das Risiko, dass Einzelne den Titel für sich beanspruchen wollen, dabei „sollten wir als Kulturszene zusammenrücken und gemeinsam an der Bewerbung arbeiten. Und selbst wenn der Titel nicht kommt, können wir trotzdem Party machen.“

 

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Martin Hoffmann und Nadia Boltes


"Magdeboogie"