Wer „Frau Erna“ hört, denkt wahrscheinlich an eine junggebliebene Dame, die häkelt und wohlwollend schaut. Tatsächlich aber steckt Sarah Werner dahinter, die mit ihrem „Losen Lebensmittelpunkt“ seit September 2017 in Stadtfeld zu Hause ist. Der Name des Ladens hat seinen Ursprung in Sarah Werners vorangegangener Anstellung, sie arbeitete zwei Jahre lang im Waldorfkindergarten, wo ein Kind sie „Frau Erna“ statt „Frau Werner“ nannte. „Schon saß der Name fest“, sagt sie. Und weil die Schaukel, an der sie so genannt wurde, mit in ihren Laden zog, kam auch der Name mit, „Frau Ernas loser Lebensmittelpunkt. Unverpackt Magdeburg“ heißt er seitdem.

Ursprünglich hat Sarah Werner Sozialpädagogik studiert. Nach dem Abschluss hat sie als Sozialarbeiterin bei einer Magdeburger Wohungsgenossenschaft eine Nachbarschaftshilfe aufgebaut, bevor sie in der Kita landete, die ihre den Namen „Tante Erna“ einbrachte. „Ich wollte nicht nur für Senioren da sein und auch nicht nur für Kinder, ich wollte einfach alle sehen“, begründet sie, warum sie den Austausch in ihrem „Lebensmittelpunkt“ so mag.

Die erste Idee zum eigenen Laden hatte sie zu Beginn des Jahres 2016, besuchte dann ein Seminar für Unverpackt-Läden. In solchen Läden kauft jeder seine Waren ohne die Verpackung: Müsli, Mehl und Nudeln werden in (am besten) mitgebrachte Gefäße abgefüllt. Sarah Werner reiht sich damit seit September 2017 in einer Reihe von Unternehmen ein, die zu einer wachsenden Gesellschaftsstruktur der Nachhaltigkeit gehören. „Bei vielen Menschen steigt das Bewusstsein für die Produktion und Kosten von Lebensmitteln, Müllvermeidung ist ein großes Thema, genau wie Lebensmittelverschwendung“, sagt sie.

Jeder Einzelne könne dabei etwas bewirken, man müsse nicht nur Regierungen und große Konzerne in die Pflicht nehmen. „Wir können alle aktiv dazu beitragen, dass es weniger Plastikmüll gibt“, argumentiert Sarah Werner. Wenn in ihrem Laden eine Lieferung ankommt, bleibt natürlich auch eine Verpackung übrig: „Aber das ist dann eben kein riesiges Gebinde, das aus vielen einzelnen Verpackungen besteht, sondern ein großer Papiersack oder auch eine Mehrwegverpackung“.

Die Waren, die Sarah Werner im Angebot hat, sind allesamt vegetarisch, viele auch vegan, Fleischliebhaber kommen im „Lebensmittelpunkt“ nicht auf ihre Kosten. „Nicht jeder Mensch muss Veganer sein, aber ich habe eben entschieden, nur vegetarische und vegane Waren anzubieten.“

Etwas Freizeit bleibt der leidenschaftlichen Ladeninhaberin noch. Dank ihres Mitarbeiters seien sogar mal halbe freie Tage drin, sagt sie. „Aber auch wenn ich arbeite, fühlt sich das nicht wie Arbeit an“, sagt sie. Den Schritt in die Selbständigkeit hat sie nicht bereut.

Kultur gehört für Sarah Werner einfach zum Leben dazu. „Kultur ist für mich das, was Menschen machen, denn die Natur ist ohne unser Zutun entstanden.“ Für Veranstaltungen wie Theateraufführungen fehlt ihr die Zeit, dafür liegt ihr viel an Ess-Kultur, die man auch bei ihr im Laden mit dem selbstgemischten Müsli pflegen kann. Außerdem besucht sie gern Veranstaltungen, bei denen es um Nachhaltigkeit und Ökologisches geht. Ein bisschen künstlerische Kultur gibt es auch da: An der Kunsthaltestelle, einer Bank, können die Besucher immer wieder neue Postkarten bestaunen. Sarah Werner freut sich: „Kultur passiert auch bei uns im Laden, das finde ich sehr bereichernd“.

Die Bewerbung Magdeburgs als „Kulturhauptstadt Europas 2025“ sieht sie als löbliches Ansinnen: „Ich wäre sehr stolz, wenn Magdeburg das werden würde. Ich höre aber oft von Kulturschaffenden, dass viele Steine in ihrem Weg liegen, dass die Bürokratie sie behindert, dass wenig Geld da ist.“ Sie hoffe einfach, dass noch viel passiert, um den Kulturschaffenden der Stadt die nötige Unterstützung zu geben.

Sie selbst will mit ihrem Unverpackt-Laden erst einmal weiterwachsen, um tragfähig zu sein. „Ich bin zwar momentan in Stadtfeld sehr zufrieden mit meinen Umsätzen, aber erst mal will ich noch sehen, wie es hier weitergeht.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Sarah Werner


"Frau Ernas loser LebensMittelPunkt"