Wer Künstler in Magdeburg sucht, findet sie an vielen Stellen, auch an ungewöhnlichen und ungewohnten. Wer Christoph Ackermann, Oliver Mössner, Frank Borisch, Tim Höhne und Sari Prieto Peña sucht, wird in Buckau fündig. Am Ende der Brauereistraße auf dem ehemaligen Werksgelände des „VEB Sauerstoff- und Acetylenwerks“ wächst ein Zentrum für experimentelle Sport-, Kunst-, Handwerks- und Kulturbereiche. Unter dem Namen „werk4“ wird urbane Kleinkunst und Subkultur gefördert. Vor etwa zwei Jahren hat hier der „Kunst- und Handwerkerhof“ geöffnet, der unter „Q.Hof“ firmiert, damit bei der Kürzung auf „K u H (hof)“ keine tierischen Verwechslungen entstehen.

In fünf Ateliers arbeiten im „Q.Hof“, dem Projekt, das aus Mitteln des Bundesforschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ gefördert wird, Kunstschaffende, die ihre Ideen in Magdeburg verwirklichen möchten. Nur einer von ihnen – Christoph Ackermann – kommt auch aus der Elbestadt. Diese Mischung ist gewollt, das Angebot richtet sich an Künstler, die neu in der Stadt sind, und Räume für ihre Arbeiten brauchen.

Bei der Auswahl der Künstler achtet man vor zwei Jahren zudem darauf, dass sich verschiedene Richtungen in den Ateliers und der Galerie vereinen. Die Fünf beschäftigen sich mit der Malerei und Grafik, Holz, Siebdruck sowie Design und bringen verschiedene Sichtweisen und Erfahrungen in den „Q.Hof“. Der Magdeburger Christoph Ackermann sammelt seine erste Erfahrung mit urbaner Kunst bereits seit 1993 als Graffiti-Sprüher, wird später Diplom-Designer, machte 2004 den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete sein Label „In die Fluten“. Heute lebt er als freischaffender Künstler und beschäftigt sich mit der Malerei, der Fassadengestaltung, dem Grafik-Design, aber auch der Fotografie. Er gibt in vielen Magdeburger Schulen Kreativ-Workshops und stellt seine freien Arbeiten mittlerweile überregional bei Ausstellungen aus.

Seine Heimatstadt zu verlassen, das sei ihm „nie wirklich in den Sinn gekommen“, sagt er. „Ich hatte schon nach meinem Studium hier so viele Kontakte und Auftraggeber, da war es folgerichtig, nicht wegzugehen“, erinnert sich Christoph Ackermann. „Außerdem steckt viel Heimatliebe in mir, ich fühle mich extrem wohl hier.“

Als einen wichtigen Vorteil für seine Selbstständigkeit sieht er, „dass man in Magdeburg relativ schnell Kontakte knüpfen und pflegen kann“.

Als waschechter Magdeburger Künstler beobachtet er auch genau, wie sich das Kulturleben entwickelt. Christoph Ackermann meint: „Die urbane Kunst in Magdeburg hat schon einen guten Namen, weil Graffiti und Streetart deutliche Spuren hinterlassen.“ „Luft nach oben“ sieht der Künstler bei der „Anzahl der Galerien in der Stadt“. Wenn es nach ihm ginge, könnte es immer noch mehr Kultur-Angebote geben. „Davon kann eine Stadt nie genug haben. Es sollte aber auch ein gesundes Gleichgewicht vorhanden sein“, meint Christoph Ackermann. Im „werk4“ und im „Q.Hof“ tut man einiges dafür, dass die Kultur weiter belebt wird. Die fünf Künstler zeigen Arbeiten bei Einzel- und Gruppenausstellungen oder laden befreundete Künstler nach Buckau ein. Es gibt Tage der offenen Ateliers, Wohnzimmerkonzerte und das „Fassadenkino“. Der „Kreativsalon“, eine Netzwerk-Veranstaltung der Stadt, hat kürzlich hunderte Gäste aufs Gelände gelockt. Auf der Tagesordnung stehen in Buckau außerdem Treffen, bei dem Künstler Pläne schmieden, wie sie ihre Richtungen zusammenbringen können.

Wenn er die Bedeutung von Kultur benennen soll, spricht Christoph Ackermann von Vielfalt und der „Schöpferkraft, die aus den Menschen heraus entsteht“, von Freigeistern, „die etwas schaffen und der Stadt ein Gesicht geben, auch ohne einen Auftrag dafür zu haben“. Ihn und sein künstlerisches Umfeld eint die Ansicht, dass nichts im Verborgenen geschaffen werden sollte.

Am liebsten würden sie ihre Werke überall zeigen, meint Christoph Ackermann. Fassaden mit freien Arbeiten zu gestalten und mit Einwohnern in den Dialog zu treten, „das könnte noch ausgebaut werden“. Darum befürworte er auch die Bewerbung zur „Kulturhauptstadt Europas 2025“. „Wir haben sehr gute Chancen“, meint er. „Wichtig ist, die freien Künstler auf diesem Weg mitzunehmen.“

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Christoph Ackermann


"Q.Hof"