In der Magdeburger Kabarettszene ist Frank Hengstmann eine Institution. Der 62-Jährige ist in der „Magdeburger Zwickmühle“ groß geworden und hat mittlerweile seine Heimat im „... nach Hengstmanns“ im Nordabschnitt des Breiten Wegs gefunden, wo er gemeinsam mit seinen Söhnen Sebastian und Tobias den Magdeburgern zeigt, was Kabarett kann.

„Meine Jungs haben unsere Spielstätte damals innerhalb eines halben Jahres aus dem Boden gestampft. Und dabei haben sie ein paar Meter weiter und mehr als 20 Jahre früher fast genau dort ihre ersten Schuhe bekommen“, erinnert sich Frank Hengstmann. Im November feiert „.. nach Hengstmanns“ schon den zehnten Geburtstag. „Und keiner hat uns untergekriegt“, sagt Frank Hengstmann nicht ohne Stolz.

Eine Hausnummer sei ihr Kabarett in der Stadt, selbst ihr Sommertheater im Technikmuseum sei immer gut besucht. Hengstmann weiß auch, warum: „Unser Publikum folgt uns überallhin.“ Nur bei schönem Wetter sei es weniger, weil viele Magdeburger dann „in Jarten“ gehen.

Subventionen bekommen die Hengstmanns nicht: „Wir sind unabhängig und ziemlich stolz darauf. Und wir sind ein reines Familienunternehmen.“ Schon Frank Hengstmanns Vater hat den Grundstein für die Kabarett-Szene in der Landeshauptstadt gelegt. „Soldaten auf dem Panzer hat er unterhalten und Stücke geschrieben, obwohl er eigentlich gelernter Elektriker war.
Ein Theaterwissenschaftler hat dann mal zu ihm gesagt, dass er da Kabarett macht“, sagt Frank Hengstmann. So entstand dann 1959 das erste Kabarett der Stadt mit dem Namen „Kritikusse“, in Leistungsvergleichen haben die Magdeburger Kabarettisten immer gut abgeschnitten. „Das hat sich bis heute gehalten, und wenn mir einer erzählt, in Magdeburg sei nichts los, dann muss ich heftigst widersprechen“, so Hengstmann.

Selbst stand Frank Hengstmann im zarten Alter von fünf Jahren am 26. Oktober 1961 zum ersten Mal auf der Bühne, die er seitdem kaum verlassen hat. „Zum Schlafen geh ich schon noch nach Hause“, witzelt er, der eigentlich Schauspieler werden wollte. Doch in der DDR war das Prozedere schwierig, so landete er auf der Kabarettbühne.

„Die Magdeburger sind unheimlich kulturinteressiert, sonst könnten sich so viele Einrichtungen nicht halten“, schätzt er ein. Selbst habe er aber selten Zeit, im Theater Stücke zu sehen: „Wenn die Kollegen spielen, spielen wir auch, vielleicht kann ich mal was ansehen, wenn ich in Rente gehe“, lacht er. Solange nimmt er im Urlaub jede Gelegenheit wahr, sich unterhalten zu lassen.

Kabarett gehört für Frank Hengstmann zwar nicht zur Hochkultur, sei aber eine Schnittstelle zwischen dem wahren Leben und der kleinen Kunst. „Wenn wir die ausfüllen können, mit Texten, die die Leute auch verstehen und interessiert sind, dann macht es auch Spaß.“ Um auf genug Ideen zu kommen, liest er jeden Tag die Volksstimme. „Trotzdem kommt es vor, dass das Publikum eine Pointe nicht lustig findet, allerdings nur sehr selten“, gibt der erfahrene Kabarettist zu. „Schlimm ist es, wenn wenn man bekannte Politiker aus dem Programm nehmen muss, weil die plötzlich weg vom Fenster sind.“ Ihr Publikum nähmen die Hengstmanns unheimlich ernst, weil sie sich als Anwalt des Publikums sehen und das sagen, was sich so mancher vielleicht nicht traut.

Kultur ist für Frank Hengstmann „Leben, ich kann mir das gar nicht anders vorstellen. Das ist Wahnsinn.“ Die Bewerbung um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2025“ findet er „sehr spannend, auch wenn das eine Stange Geld kostet. Ich finde es mutig, dass Magdeburg sich bewirbt.“

Kritisch sieht er den öffentlichen Nahverkehr in einer Stadt, die sich momentan vor Baustellen nicht retten kann. „Außerdem gehen viele kleine Händler kaputt, da spielen sicher auch die großen Einkaufszentren und das Internet eine Rolle“, schätzt er ein. Der Breite Weg sei aber in den vergangenen zehn Jahren lebendiger geworden. „Den braucht man nicht mehr zuteeren als Landebahn für den Flugplatz“, witzelt er und macht sich wieder daran, die neuen Programme für den Herbst vorzubereiten.

Bildquelle: Stadtmarketing Magdeburg

Frank Hengstmann


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