Die Geschichte vom Start-Up "TinkerToys" beginnt im Kinderzimmer von Sebastian Friedrich. Aus Bausteinen setzt der Achtjährige einen Jeep zusammen. Als der Wagen fertig ist, möchte er Rückspiegel anbauen. "Ich war enttäuscht, weil es dafür keine Bauteile gab", erinnert sich der ehemalige Student der Otto-von-Guericke-Universität (OvGU). Bei den Spielsachen, die heute in seinem Unternehmen entstehen, gibt es solche Einschränkungen nicht mehr. Kinder können bei "TinkerToys" ihr individuelles Spielzeug gestalten und ihre Vorstellungen umsetzen. Egal, ob Autos, Burgen, Puppen – mit dem sogenannten Rapid Prototyping, einem dreidimensionalen Druckverfahren, bei dem das Modell schichtweise aus Kunststoff oder anderem Material aufgebaut wird. An der OvGU untersucht man seit den 1990er Jahren Möglichkeiten des 3D-Drucks. Im Jahr 2013 entsteht am Institut für Fertigungstechnik und Qualitätssicherung das INKUBATOR Fabricational Laboratory.

Sebastian Friedrich gehört zu den Initiatoren dieses FabLabs. Studenten, Absolventen und wissenschaftliche Mitarbeiter können hier ihre Produktideen am Computer entwickeln und mit einem 3D-Drucker verwirklichen. Im Vergleich mit ähnlichen Produktionsmaschinen ist dieser 3D-Drucker eher klein. "Viele meinten damals, das ist doch was zum Spielen", sagt der diplomierte Produktionstechniker. Solche Sätze und die Möglichkeiten, die sich dank der weiter entwickelten, breiter aufgestellten Technologie, gekoppelt mit sinkenden Kosten ergaben, brachten den Stein ins Rollen. "Plötzlich war es auch möglich, so etwas wie Spielzeug herzustellen", erinnert sich Sebastian Friedrich. Mit 3D-Druckern kann man gut Prototypen in Kleinserien fertigen, die große Frage war darum eher die: Wie kommt man zum Design für das Unikat? Die Antwort darauf liefert eine Software, mit der ein räumliches Computermodell erstellt werden kann. Diese Design-Software bildet heute das Herzstück der jungen Firma.

Spielzeug

Gemeinsam mit Unternehmensberater Marko Jakob und Spielzeugdesigner Sebastian Schröder entwickelt Sebastian Friedrich das Geschäftsmodell. Sie stellen es beim Businessplan-Wettbewerb vor, erhalten vom Land Sachsen-Anhalt ein Gründerstipendium, bilden sich weiter, stellen sich auf Messen vor, investieren in neue Technik. Im Jahr 2014 wird die "TinkerToys GbR" als erste Ausgründung des INKUBATOR FabLabs aus der Taufe gehoben. "Toys" bedeutet im Englischen "Spielzeug", "Tinker" steht für denken, tüfteln und erfinden. Darum geht es dem Duo, sagt der Wirtschaftsingenieur: "Kinder sollen animiert werden, sich kreativ zu entfalten und sich mit Spielzeug auszudrücken." Inzwischen arbeiten im Start-Up-Unternehmen sechs Leute für die Zielgruppe, die ab fünf Jahren anfängt. Die Firmengründer stellen sich in Einrichtungen vor, machen Workshops, bieten Kindergeburtstage an. Das Entwerfen der Spielzeugunikate ist mit der selbst entwickelten Software kinderleicht. Grundfiguren wie Kegel oder Kugeln werden auf der virtuellen Oberfläche beliebig kombiniert, die Farbe bestimmt der "Designer" selbst. Das am Computer entworfene Spielzeug wird in einer Filiale – neben dem Firmensitz in Magdeburg gibt es noch eine weitere in Leipzig – ausgedruckt. Außerdem gibt es jetzt eine Computer-Plattform, auf die Kinder und Eltern von zu Hause zugreifen können. Auf der Homepage von "TinkerToys" kann man sein Spielzeug entwerfen und mit ein paar Klicks bestellen.

Jetzt tüfteln sie an Modellen, wie man die Zeit sinnvoll verbringen kann, wenn man drei bis fünf Tage auf sein fertiges Spielzeug wartet. "Wir denken darüber nach, die Spielzeuge mit digitalen Inhalten zu füllen", so Sebastian Friedrich. Das könnte bedeuten, dass der selbstgestaltete Rennwagen, der gerade gedruckt wird, online schon über eine Rennbahn flitzt. Die kreative Beschäftigung von Kindern rückt immer mehr in den Mittelpunkt des Unternehmens. Dafür arbeitet die Firma bereits mit vielen Partnern in ganz Deutschland zusammen, ist mit Schulen, Möbelhäusern und Einkaufszentren im Gespräch.

Spielzeug

Auch wenn "TinkerToys" einen guten Weg einschlägt – es gibt immer schwierige Phasen. "Gerade die Finanzierungsrunden sind nicht leicht", sagt der Unternehmer. "Aber ich würde es immer wieder tun." Und er würde dafür auch immer den selben Standort wählen, "weil die Bedingungen von Anfang an gestimmt haben, und weil hier viel passiert". Der Magdeburger, der zum Ausgleich gern auf den Laufstrecken unterwegs ist, "wohnt einfach gern hier", sagt er. Darum freut er sich über viele Impulse, die zu spüren sind. Wenn sich "seine Stadt" für den Titel "Kulturhauptstadt Europas 2025" bewirbt, schlägt sein Unternehmerherz vor allem für die kreative Szene: "Die muss einen großen Einfluss darauf haben. Dann haben wir richtig gute Chancen."

Bild: Stadtmarketing

Sebastian Friedrich


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