Die Liebe zum Gestalten und Bauen, zum Entwerfen und Konstruieren wurde Jörg Bachmann in die Wiege gelegt. Der Großvater des Magdeburgers war ein leidenschaftlicher Handwerker, der sein Können in vielen Stunden gern an den Enkel weitergab. Jörg Bachmann erinnert sich gern an diese Stunden mit dem Großvater. Dessen alte Drechselbank baut er gerade in der Werkstatt seines eigenen Unternehmens "FEINFACH" auf. Der Name ist ein Wortspiel: Fein und Fach soll ausdrücken, was Bachmann praktisch zusammenführt. Er beschreibt es so: "Ich bin die Schnittstelle zwischen Design und Handwerk." Der gelernte Tischler und studierte Möbeldesigner bietet zugeschnittene Lösungen für Räume und Häuser, berät bei der Gestaltung, hat aber zugleich auch ein Auge auf die Konstruktion und das Bauen.

Nach dem Abitur wechselt Jörg Bachmann zunächst nach Leipzig, um dort Geisteswissenschaften zu studieren, merkt aber schnell, dass dies nicht das ist, was er künftig machen möchte. Was er gern macht, hat vor allem mit Holz zu tun. "Eigentlich wollte ich schon als Kind Tischler werden", sagt er. Darum lenkt der Student seinen beruflichen Weg in eine andere Richtung, macht eine Lehre als Tischler, studiert anschließend im erzgebirgischen Schneeberg Holzgestaltung und legt den Fokus hier auf das Möbeldesign. Wie so oft ist es die Liebe, die ihn wieder in die Geburtsstadt zurückkehren lässt. Seine Freundin studiert in Magdeburg Psychologie. Das Paar beschließt, "noch ein bisschen in Magdeburg zu bleiben". Aus diesem Kurzzeit-Entschluss wird schließlich der Wunsch, an der Elbe den Lebensmittelpunkt zu schaffen. "Wir haben die Vorzüge gesehen, die uns Magdeburg bietet", so Bachmann. "Ein Großteil unserer Familie lebt in der Stadt, hier kennen wir uns aus. Wir sind hier groß geworden und haben wieder ein Heimatgefühl entwickelt." Das konnten ihnen Lebensstationen zuvor, darunter Leipzig, Hannover, Schneeberg, Zwickau und Braunschweig, nicht geben. In Magdeburg gründet Jörg Bachmann seine Familie und sein Unternehmen.

Vor fünf Jahren macht er hier den Schritt in die Selbstständigkeit – und hat es bis heute nicht bereut, wie er sagt. Den ersten Großauftrag erhält "FEINFACH" im "Strudelhof". Die Inneneinrichtung des Cafés in Museumsnähe fällt Gästen und künftigen Kunden auf. Wer sie gemacht hat, wird weitererzählt. So geht es weiter mit den Aufträgen für das junge Unternehmen. Dass sich manche Kunden wundern, dass sein Möbeldesign aus Magdeburg kommt, belustigt Jörg Bachmann eher, als dass es ihn stört. "Viele Menschen denken, dass ich aus solchen hippen Städten wie Berlin oder Leipzig komme, aber dann sind sie positiv überrascht", sagt er und freut sich über die Entwicklung, die sein Unternehmen eben genau hier nimmt. Zu seinem Kundenkreis gehören heute Privathaushalte, knapp 80 Prozent kommen aus Magdeburg, schätzt Jörg Bachmann. "Ich designe und produziere Stücke, die man länger bei sich hat, die exklusiv sind, die man sich aber trotzdem leisten kann", sagt er. "Damit die Menschen wieder das Gefühl dafür bekommen, wie es ist, selbst etwas aus Holz zu erschaffen", bietet er einen neuen Workshop an. In mehreren Stunden kann man hier einen finnischen Liegestuhl bauen und mit nach Hause nehmen. Getragen wird das Workshop-Angebot von einem Verein, den Bachmann mitbegründet hat und vom Gedanken einer "offenen Werkstatt". "Diese Idee werden wir auf jeden Fall ausbauen", so Bachmann.

An den Ausbau seines Unternehmens in Magdeburg denkt er natürlich auch. "Wenn ich fünf Jahre vorausblicken könnte", sagt er, "dann würde ich gern fünf Angestellte bei mir sehen, meine Produktlinie wäre weiter entwickelt, mein Online-Shop, bei dem kleine Möbel und Wohnaccessoires verkauft werden, wäre noch größer." Und wenn der Möbeldesigner auf Magdeburg blickt, würde er sich freuen, wenn die Bewerbung zum Titel "Europäische Kulturhauptstadt" Früchte trägt. Er sagt: "Dass unsere Stadt dabei ist, halte ich für eine super Idee. Die Bewerbung lenkt den Fokus auf die Kreativwirtschaft in Magdeburg und hebt unsere Kultur hervor." Dass er selbst ein Teil der hiesigen Branche bleibt, daran hat der "FEINFACH"-Chef keine Zweifel: "Hier verknüpfe ich meine Leidenschaft mit meinem Beruf. In dieser Verbindung steckt noch viel Potenzial und Energie.

Jörg Bachmann


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