Vor zehn Jahren hat Metall-Bildhauer Joachim Röderer den alten Salbker Bahnhof in Magdeburg erstei-gert und anschließend zu einem Atelier umgebaut. Seitdem fertigt der Künstler seine Skulpturen in der Landeshauptstadt. Zuvor hatte er seit den 1990er Jahren als freier Künstler in Köln gearbeitet.

"Zunächst hatte es am Rhein gute Atelierbedingungen gegeben, aber dann wurde es immer schwieri-ger", erinnert sich Joachim Röderer, der 1960 in Tuttlingen in Baden-Württemberg geboren wurde und später in NRW Heilpädagogische Kunst, Kunsterziehung sowie freie Kunst studierte. "Als Bildhauer braucht man Platz, um große Objekte zu fertigen. Und wegen der Lärmemissionen kann man das auch nicht in einem Wohngebiet machen", erklärt er. Auf der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte und weil ein Freund von ihm bereits Jahre vorher in die Elbestadt gezogen war, sei er auf Magdeburg auf-merksam geworden.

Das teilweise noch immer eher schwammige Bild von Magdeburg könne er nicht verstehen, sagt der Bildhauer. "Natürlich war es schon eine starke Veränderung zu Köln. Das ist eine große Stadt mit einer riesigen Kulturszene. Davon gibt es hier weitaus weniger, aber ich habe es in den zehn Jahren nie bereut, hergekommen zu sein", resümiert der Wahl-Magdeburger und ergänzt: "Ich fühle mich hier zuhause, mehr als das – gerade weil ich das Haus mit meinen eigenen Händen saniert habe."

Zusammen mit anderen Ehrenamtlichen setzte er sich zudem für die Erneuerung des Salbker Wasser-turmes ein und entwickelte mit Unterstützung der Stadt ein Nutzungs- und Veranstaltungskonzept als neue Kulturstätte.

Seine Arbeit führt Joachim Röderer von Magdeburg nach ganz Deutschland, wo er seine Kunst auf Ein-ladung von Galeristen, Städten oder eigene Initiative auf Ausstellungen zeigt. Auch über die Landesgren-zen hinaus ist er präsent,  beispielsweise in Belgien und in den Niederlanden. "Die Schweiz kommt Ende des Jahres hinzu", verrät der Bildhauer. Dass sich Metall zum "Kunststoff" der ersten Wahl entwickeln würde, liege vielleicht sogar ein bisschen in den Genen. "Ich habe irgendwann herausgefunden, dass alle meine Vorfahren Schmiede waren oder später Kfz-Meister. Und mein Vater war Schweiß- und Technik-lehrer an einer Berufsschule." Als junger Künstler habe Joachim Röderer jedoch mit allen Materialien experimentiert – auch mit der Malerei sowie Videokunst.

Eines seiner Lieblingsobjekte sei eine Fisch-Skulptur, die inzwischen in unzähligen Privathaushalten und Städten, unter anderem auf dem Salbker Platz in Magdeburg, zu finden sei. "Aber es gibt auch viele andere Objekte und es entwickelt sich auch immer weiter. Man darf nie stehen bleiben als Künstler", betont Joachim Röderer.

Für seine Wahlheimat wünsche er sich, dass unter den Kreativen noch mehr Austausch stattfindet. "Künstler sind oft schwierige Persönlichkeiten mit Animositäten unter den einzelnen Leuten, was mir selber fremd ist", sagt er. Als mögliche Bremse für die Entwicklung der Kreativszene in der Stadt sieht er eine überalterte Bevölkerungsstruktur. "Je mehr junge Leute hier sind, desto mehr Kreative sind da-bei, umso mehr kann sich die Kreativszene entwickeln."

Nach viel Arbeit und vielen Ausstellungen in der vergangenen Zeit freue sich der Metall-Künstler als nächstes auf eine ganz andere Aufgabe: Nach seinem sechsjährigen Sohn wird Joachim Röderer im Sommer 2017 zum zweiten Mal Vater.

Joachim Röderer


Metall-Bildhauer